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Debatte im Landtag Brandenburg: Stalking-Fall aus Potsdam beschäftigt Politik
Ein Mann soll seine frühere Frau terrorisieren, ihr Auto angezündet und gedroht haben, ihren neuen Freund umzubringen. Der mutmaßliche Stalking-Fall beschäftigt nun den Landtag.
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Potsdam - Ein angezündeter Chevrolet und Morddrohungen: Nach PNN-Recherchen lebt eine 31 Jahre alte Potsdamerin derzeit in großer Angst vor ihrem früheren Lebensgefährten. Ihn macht sie für mehrere nicht aufgeklärte Attacken der vergangenen Wochen und Monate verantwortlich. Inzwischen beschäftigt der mutmaßliche Stalking-Fall – neben Polizei und Staatsanwaltschaft – auch den Brandenburgischen Landtag.
Nach PNN-Informationen leben die Betroffenen seit dem vergangenen September in ständiger Furcht. Damals gab Wiebke S. (*alle Namen geändert) ihrem langjährigen Partner Malik B. den Laufpass. Mit Heiko M. hat sie einen neuen Mann gefunden. Seitdem fühlt sich die 30-Jährige von Malik B. bedroht.
Auto angezündet - Morddrohung gegen den neuen Freund
Gegen den gebürtigen und seit mehr als zehn Jahren in Potsdam lebenden Iraner liegen demnach einstweilige Verfügungen vor. Diese untersagen dem 31-Jährigen unter anderem, sich dem Paar auf einhundert Meter zu nähern. Gegen diese Auflage soll er allerdings schon mehrfach verstoßen haben. Malik B. bestreitet nach PNN-Informationen die Vorwürfe. Eine Stellungnahme zu den Anschuldigungen wollte seine Verteidigerin Annett Kleinert – unter Verweis auf die anwaltliche Schweigepflicht – nicht abgeben.
Die Liste der Vorwürfe, die sich seit fast einem halben Jahr angesammelt haben, ist lang: Unter anderem soll Malik B. gegen den neuen Freund von Wiebke S., den 22 Jahre alten Heiko M., handgreiflich geworden sein. Später wurden die Reifen ihres Autos zerstochen – von wem, ist bis dato unbekannt. In der Nacht zum 19. Januar brannte ihr Chevrolet, abgestellt in der Innenstadt. Wie die Polizei damals meldete, wurde er mit flüssigem Brandbeschleuniger vorsätzlich in Flammen gesetzt: Ein Anwohner, der plötzlich einen Knall hörte und ein großes Feuer in der Straße sah, bemerkte noch, wie eine unbekannte Person zu Fuß flüchten konnte. Das Auto wurde stark beschädigt. Der vorläufige Höhepunkt: Gegenüber Dritten soll Malik B. gedroht haben, er wolle den neuen Freund seiner Ex-Frau umbringen. Und er habe inzwischen Säure gekauft.
Malik S. soll extrem eifersüchtig gewesen sein
Wiebke S. und ihr neuer Freund wollen sich derzeit aus Angst vor weiteren Drohungen nicht öffentlich äußern, wie es auf PNN-Anfrage aus ihrem Umfeld hieß. Angehörige des Paares schreiben allerdings in Internetforen über Malik S., man warte sehnsüchtig auf den Moment, „wann man diesen kranken Menschen endlich aus dem Verkehr zieht“. Polizei und Staatsanwaltschaft müssten endlich aufwachen, so ihre Forderung.
Aus dem Umfeld der Frau hieß es weiter, schon während der Beziehung zu Malik S. sei der Mann extrem eifersüchtig gewesen. Immer wieder soll es auch Streit gegeben haben, weil er die emanzipierte Lebensweise seiner Frau – zum Beispiel das Tragen von freizügigerer Sommerkleidung – abgelehnt habe.
Bei der Staatsanwaltschaft Potsdam laufen in dem Fall derzeit unter anderem Ermittlungen wegen des Verdachts der Bedrohung. Das bestätigte Sprecherin Sarah Kress den PNN. Zu Einzelheiten wollte sie sich aus ermittlungstaktischen Gründen nicht äußern. Auch die Potsdamer Polizei lehnte eine Stellungnahme ab – wegen datenschutzrechtlicher Gründe könne man sich nicht zu diesem laufenden Ermittlungsverfahren äußern, so Polizeisprecherin Jana Birnbaum.
Nun ist der Fall im Landtag Thema
Generell, so ergänzte die Sprecherin des Innenministeriums, Susann Fischer, könne die Polizei in Fällen von Stalking Platzverweise oder Aufenthaltsverbote aussprechen oder auch anlassbezogen eine Schutzstreife beauftragen. Die Betroffenen könnten sich außerdem zum Thema Sicherheit beraten lassen, etwa von der Polizei oder Organisationen wie dem Weißen Ring, so Ministeriumssprecherin Fischer.
Polizeisprecherin Birnbaum verwies wiederum auf eine aktuelle parlamentarische Anfrage zu dem Fall im Landtag, gestellt von der als rechtspopulistisch geltenden Fraktion der Alternative für Deutschland (AfD). Der Antwort des zuständigen Innenministeriums auf diese Anfrage wolle man nicht vorgreifen, so Birnbaum. Die AfD hatte die Geschichte des Paares publik gemacht – auf ihre Weise. Unter Bezug auf besagte Drohung des Ex-Mannes, er habe schon Säure gekauft, heißt es in der AfD-Anfrage nun wörtlich, Malik B. habe „ein Säureattentat“ auf seine frühere Frau angekündigt. Und weiter meint die AfD: „In manchen muslimischen Ländern passieren solche Attentate aus verschmähter Liebe häufig.“ Mit einer Antwort ist vermutlich erst Ende Februar, Anfang März zu rechnen.
Die AfD fragt auch, warum man der Familie „keinen wirkungsvollen polizeilichen Schutz gewähren“ könne und welche Maßnahmen präventiv unternommen werden, „um künftige weitere Gewalttaten – gerade auch im Hinblick auf den aktuellen Mordfall an der schwangeren Deutschen in Adlershof – zu verhindern“. Wie berichtet hatte dieser grausame Fall Berlin erschüttert: Eine 19-jährige Hochschwangere war in einem Waldstück in Adlershof angezündet worden und bei lebendigem Leibe verbrannt. Am 23. Januar hatten Spaziergänger die Leiche entdeckt. Verdächtigt werden der türkischstämmige Ex-Freund des Opfers und dessen deutscher Freund. Als Motiv wird vermutet, dass der Ex-Freund das gemeinsame Kind nicht haben wollte.
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