
© Andreas Klaer
Von Erhart Hohenstein: Stiftung setzt auf SiLK
Neuer Sicherheitsleitfaden Kulturgut bietet Richtlinien zum Schutz des Welterbes
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Ein Rundum-Sorglos-Paket kann es für die Schlösser und das Kunstgut des Berlin-Potsdamer Welterbes nicht geben, stellt Alfons Schmidt fest. Stets bleibe ein höherer Gewalt oder menschlichem Versagen geschuldetes Restrisiko, sagt der Baudirektor der Schlösserstiftung.
Um für höchstmögliche Sicherheit zu sorgen, steht der Stiftung wie allen anderen Kultureinrichtungen und Museen seit kurzem auch ein online abrufbarer „SicherheitsLeitfaden Kulturgut“ (SiLK) zur Verfügung. Er wurde von der Konferenz Nationaler Kultureinrichtungen (KNK) erarbeitet und kürzlich von deren Sprecher, Stiftungs-Generaldirektor Hartmut Dorgerloh, der Öffentlichkeit vorgestellt. Eine der beiden Projektleiterinnen und Autorin des allgemeinen Teils ist die in der KNK und dazu in Sanssouci tätige Baudenkmalpflegerin Almut Siegel. Sie steht auch für Auskünfte zur Verfügung.
Für Baudirektor Schmidt ist der Leitfaden vor allem als Checkliste wichtig, über die alle Sicherheitsanforderungen abgefragt werden können – für Brände, Diebstahl, Flut, Schädlinge, Schadstoffe, Lichteinwirkung. Im nächsten Jahr sollen die Abschnitte Klima, Vandalismus, Abnutzung, Havarien/Unfälle, Unwetter, Gebäudeversagen/Erdbeben und Gewalttaten (Krieg, Chaos, Terror) folgen. Die Antworten auf die Fragen werden nach dem Ampelprinzip bewertet. So bedeutet Rot, der Mindeststandard wird nicht erfüllt, Gelb, eigentlich erforderliche Maßnahmen können wegen des Denkmalschutzes nicht umgesetzt werden. Dann gibt der digitale Ratgeber Handlungsanweisungen oder schlägt Ausweichmaßnahmen vor.
Für die Potsdamer und Berliner Schlösser stellt Baudirektor Alfons Schmidt fest, dass die Sicherheit der Besucher gewährleistet ist, so durch Flucht- und Evakuierungswege und einen funktionierenden Brandschutz, dessen weitere Verbesserung man regelmäßig mit der Feuerwehr berate. Dies werde auch durch Einsatzübungen erprobt. Ebenso achte man auf eine angemessene Klimatisierung der Räume und den Schutz des Kunstgutes vor UV-Einstrahlung. Nicht so weit sei die Stiftung dagegen beim Brand- und Katastrophenschutz für die Gebäude und einer dann eventuell notwendig werdenden Evakuierung des Kunstgutes. Hochwertige Denkmale in Brandschutzabschnitte mit Stahltüren zu unterteilen und Evakuierungswege einzufügen, sei nicht als Einzelmaßnahme zu leisten. Die Stiftung ist in der bevorzugten Lage, mit dem durch Sonderzuwendungen des Bundes und der Länder Brandenburg und Berlin ermöglichten Masterplan, für dessen Umsetzung der Baudirektor verantwortlich gemacht worden ist, bei der Sanierung der Schlösser die Sicherheitsprobleme im Komplex zu lösen.
Als Beispiel nennt Alfons Schmidt das Neue Palais, aus dem die Werkstätten, Depots und die Graphische und Plansammlung – die sogenannte Plankammer – mit ihren etwa 100 000 Einzelobjekten aus Papier ausgelagert werden sollen. Allein wenn das größte Potsdamer Königsschloss kein „Gemischtwarenladen“ mehr ist, sondern nur noch Museum und Theater, sinke die Brandgefahr erheblich, verdeutlicht der Baudirektor. Bei der geplanten Generalsanierung könnten dann auch die Unterteilung in Brandschutzabschnitte und die Evakuierung der Kunstgegenstände gesichert werden. Ganz auszuschließen seien Brände dennoch nicht, denn das Palais bestehe zu einem großen Teil aus Holz und biete große Räume mit hohem Luftvolumen.
Mit dem Masterplan entstehen auf dem Schirrhof an der Lenné- und dem ehemaligen Theaterstandort an der Zimmerstraße für eine Vielzahl von Kunstgutdepots, die Plankammer, das Dokumentations- und Informationszentrum und zahlreiche Werkstätten insgesamt 13 Neubauten. Ihre Maße und die Verteilung auf dem Gelände stehen nun fest, informierte der Bauchef und seien sowohl vom Landesdenkmalamt als auch der Stadtverwaltung akzeptiert worden. Nun folge die äußere Gestaltung der Bauten, die dem Standort am Park Sanssouci entsprechen müsse.
Der eigentliche Bau könne erst 2012/13 beginnen und werde die Stiftung vor Probleme stellen. So zwinge die von der Denkmalpflege vorgegebene Höhenbegrenzung dazu, „in die Erde“ zu bauen. Die Gebäude, in die dann -zig Tausende Kunstgüter eingelagert werden, müssten deshalb zuverlässig vor dem Eindringen von Grundwasser geschützt werden. Die Räume sollen sogar umlaufende Gänge erhalten, in denen sich im Havariefall das Wasser zunächst sammeln kann. Zudem muss bei den Bauarbeiten der Betrieb des Schirrhofs (Handwerkerhofs) weitergehen. Und schließlich stelle der Umzug von vielen Tausend Kunstgütern in die Neubauten für die Stiftung eine logistische Herausforderung dar.
Erhart Hohenstein
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