Landeshauptstadt: Stiller Abzug
Die letzten Künstler haben gepackt – gestern musste das Atelierhaus Panzerhalle endgültig geräumt sein
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Groß Glienicke - Von Hektik war nichts zu spüren. Ein stiller Abzug, der in den vergangenen Tagen im Atelierhaus Panzerhalle beobachtet werden konnte. Ein großer Teil der ehemals bis zu 18 Künstler hat die Ateliers geräumt und verlassen. Gestern musste Carsten Hensel die Schlüssel übergeben. Nicht in der Panzerhalle auf dem ehemaligen Militärgelände bei Groß Glienicke. Hensel, Vorsitzender des Fördervereins Atelierhaus Panzerhalle, sollte nach Berlin fahren und die Schlüssel einer Sachbearbeiterin der Gemeinnützigen Wohnungsbau-Aktiengesellschaft (Gewobag) aushändigen. Ein reichlich unspektakuläres Ende nach über 15-jähriger künstlerischer Arbeit in der für den Abriss vorgesehenen Halle.
Zur letzten Begehung unter dem Motto „Panzertafel. Last Dinner“ waren vor mehr als einer Woche etwa 500 Besucher gekommen. Für Hensel und die anderen Künstler die Bestätigung ihrer Arbeit. Sie werden die Panzerhalle, um die sie so lange gekämpft haben, zwar verlassen, doch Kunst wird es auf dem Gelände auch weiterhin geben. In Räumen der ehemaligen Groß Glienicker Wald-Oberschule haben neun der Künstler neue Arbeitsmöglichkeiten gefunden. Als absehbar war, dass die Tage in der Panzerhalle gezählt sind, hat sich die Stadt um die neuen Räume bemüht. „Der Kommunale Immobilienservice als Vermieter hat uns sehr stark unterstützt“, sagt Hensel. Solch ein Entgegenkommen haben die Künstler von der Gewobag nur einmal erlebt. Als es um die Verlängerung der Kündigungsfrist um drei Monate ging.
Anfang Dezember hatte die Gewobag die Kündigung an die Potsdamer und Berliner Künstler geschickt. Bis Ende Juni sollte die als Atelierhaus und Ausstellungshalle genutzte Panzerhalle geräumt sein. Die Gewobag plant den Abriss, weil auf dem Gelände Ein- und Mehrfamilienhäuser gebaut werden sollen. In den vergangenen Monaten hatten der Verein und die Künstler immer wieder versucht, die Panzerhalle als Kulturzentrum zu erhalten. Ende Juni erklärte sich der Vorstand der Gewobag dazu bereit, die Kündigungsfrist bis zum 30. September zu verlängern. Aber nur, damit ein geordneter Rückzug für die Künstler möglich ist.
Jetzt soll der Abriss für die Panzerhalle kommen. Doch von einem genauen Datum dafür weiß Hensel nichts. Seine Kontakte zur Gewobag sind mittlerweile auf das Wesentliche beschränkt. Er wird aber in den kommenden Wochen regelmäßig die wenigen Meter von der Waldschule zur Panzerhalle fahren und schauen, was das Gebäude macht. Das wird auch die Malerin Bettina Schilling tun. „Ich werde regelmäßig fotografieren, um so zu dokumentieren, was aus der Panzerhalle wird“, sagt Schilling. Je länger die Halle leer stehe, umso mehr verfalle sie, sagt Hensel. „Und irgendwann sieht die Halle aus wie die denkmalgeschützten Garagen auf dem Gelände: Ruinen, für die es nur noch eine Lösung gibt: Der Abriss.“ Doch die Hoffnung hat Hensel noch nicht aufgegeben. Es gibt noch immer ein „Vielleicht“. Vielleicht ändert der Vorstand der Gewobag doch noch seine Meinung. Vielleicht wird das Gelände ja verkauft und der neue Besitzer zeigt mehr Sinn für Kunst. So lange die Panzerhalle noch steht, gibt es Alternativen. Jetzt sind die Künstler aber erst einmal mit dem Ankommen in der Waldschule beschäftigt. „In den vergangenen Monaten war an eine vernünftige künstlerische Arbeit gar nicht zu denken“, sagt Hensel. Viel Zeit und Energie hatten die Künstler in den Erhalt ihrer Halle gesteckt. Jetzt tritt die Kunst wieder in den Vordergrund. Denn mit der muss aus Groß Glienicke auch weiterhin gerechnet werden. D. Becker
D. Becker
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