
© Andreas Klaer
Potsdam: Stilles Jubiläum für Foerster-Haus
Freundschaftsinselverein will bei Betreuung von Haus und Garten in Bornim einsteigen, denn die Gestaltung der Insel zwischen den beiden Havelarmen geht ebenfalls auf den Staudenprofessor Karl Foerster zurück.
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Bornim - Das Haus von Karl Foerster Am Raubfang in Bornim könnte in diesem Jahr sein hundertjähriges Bestehen groß feiern, wenn stiftungsrechtlich und bei der Gestaltung eines Museums schon alles geklärt wäre. So wird es ein leiser Geburtstag, denn frühestens zum Jahresende sind alle Formalitäten für den Erben des Hauses, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, erledigt. Dann kann auch neues Leben ins Haus des berühmten Staudenprofessors einziehen.
Zu einer Belebung des Foerster-Erbes möchte auch der Freundschaftsinselverein beitragen, denn die Gestaltung der Insel zwischen den beiden Havelarmen geht ebenfalls auf den Staudenprofessor zurück. Der Verein will sich stärker in die Betreuung von Haus und Garten einbringen und zu bestimmten Zeiten Besuche ermöglichen und sie erklärend begleiten. Dazu müsste er allerdings sein Statut ändern, das bisher museale Aufgaben nicht vorsieht. Das müssen die Mitglieder bei der Jahresversammlung am 24. November beschließen. Einige der im Verein aktiven Gärtner und Gartenfreunde haben bereits Interesse an der neuen Aufgabe signalisiert. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die das Haus seit 2001 im Rahmen der damals gegründeten Marianne-Foerster-Stiftung betreut, ist an dieser Zusammenarbeit ebenfalls interessiert. „Wir können jede Hilfe gebrauchen“, sagte auf Nachfrage Steffen Skudelny von der Denkmalschutz-Stiftung in Bonn.
Karl Foerster hat das Haus in Bornim 1911 im Landhausstil erbaut, nachdem er ein Jahr zuvor einen 5000 Quadratmeter großen Kartoffelacker hatte erwerben können. Er verwandelte das Gelände in eine Gärtnerei, pflanzte Stauden an, züchtete neue Erscheinungsformen und testete sie auf ihre Frosthärte. Vor genau hundert Jahren wurde auch Foersters erstes Buch zum Thema „Winterharte Blütenstauden und Sträucher der Neuzeit“ veröffentlicht. Es sind diese beiden Arbeitsgebiete, die ihm den Weltruf einbrachten: seine vielen frostharten Staudenneuzüchtungen und die Bücher, die dem Geschehen im Garten durch die Jahreszeiten hindurch eine philosophische Komponente geben. Bei Foerster wird das ganze Jahr über durchgeblüht und so heißt auch eines seiner bekanntesten Bücher: „Es wird durchgeblüht“. Karl Foerster, der keine akademische Ausbildung hatte, erhielt für seine züchterische Arbeit die Ehrendoktorwürde, wurde zum Professor ernannt und war Außerordentliches Mitglied der Akademie der Künste Westberlins.
Obwohl Foerster erst 1927 die wesentlich jüngere Eva Hildebrandt heiratete, mit der er ein Leben lang innig verbunden blieb, hatte er das Haus bereits für eine Familie konzipiert mit zwei Geschossen und mehreren Schlaf- und Nebenräumen. Sich selbst reservierte er im ersten Stock neben Wohn- und Speisezimmer ein Arbeitszimmer und einen Raum für seine Bibliothek. Erst nachträglich ließ er drei Fenster zu einem großen zusammenfassen, um den herrlichen Blick auf den Senkgarten zu genießen. Die Foersters führten ein offenes Haus und hatten oft Gäste. Zu den prominentesten gehörte der Pianist Wilhelm Kempff und der Architekt Otto Bartning.
Die Inneneinrichtung des Hauses ist auch nach dem Tode Foersters 1970 weitgehend unverändert geblieben, denn Tochter Marianne kümmerte sich rührend um die Erhaltung der Erinnerungsstücke. Um das auch nach ihrem Tod zu gewährleisten, regte sie die Gründung der Marianne-Foerster-Stiftung an, die durch eine Geldspende des Berliner Geschäftsmannes Wolfgang Behr 2001 möglich wurde. Inzwischen haben Freunde Foersters die Einlage fast verdoppelt. Dadurch wurde es möglich, jährlich etwa 10 000 bis 15 000 Euro in die Erhaltung und Restaurierung des Hauses zu stecken, gewährleistet durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die nach dem Tode von Marianne Foerster 2010 das Erbe antrat. Wie Skudelny von der Stiftung erklärte, dauert es etwa zwei Jahre, bis alle Fragen zum Nachlass abgeschlossen sind. Dann könne erst die museale Ausgestaltung in Angriff genommen werden. Geplant ist, den ersten Stock als Gedenkstätte einzurichten. Wegen der räumlichen Enge wird die allerdings nur begrenzt geöffnet werden und für sehr kleine Besuchergruppen zugänglich sein. Auch wissenschaftliche Arbeit über Foerster will die Stiftung vor Ort ermöglichen. Eine der oberen Etagen will sie an einen Foerster-Verehrer vermieten, der dann auch Hausmeisterfunktionen übernehmen könnte.
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