Landeshauptstadt: Stimmung gut, alles gut
Ministerpräsident Matthias Platzeck auf Kreisbereisung – durch seine Heimatstadt
Stand:
Ministerpräsident Matthias Platzeck auf Kreisbereisung – durch seine Heimatstadt Von Sabine Schicketanz Die Streitschlichterinnen haben es dem Ministerpräsidenten angetan. Bei Multivitaminsaft aus der Plastikflasche sitzt Matthias Platzeck im Schülercafé der Theodor-Fontane-Schule in der Waldstadt und lässt sich erklären, wie Konflikte am besten ausgeräumt werden. Fachkundige Auskunft geben dem Politiker die Neuntklässlerinnen Anne Weiß und Christin Müller. Freiwillig kommen Streithähne zu den beiden Mädchen, die unparteiisch und unter strenger Geheimhaltung daran arbeiten, Wogen zu glätten und zu versöhnen. Solche Konfliktlotsen könnte Platzeck sicher bei dem einen oder anderen Koalitionsstreit gut gebrauchen. Um Streitereien geht es aber eigentlich gar nicht bei der vormittäglichen offiziellen „Kreisbereisung“ des Ministerpräsidenten in seiner Heimatstadt. Bildung und Arbeit sind die Themen an diesem Donnerstag, auf dem wegen der in Berlin tagenden Föderalismuskommission verkürzten Besuchsprogramm stehen die Fontane-Schule, das Babelsberger Unternehmen „vemm tec“ und die Redaktionen der beiden Potsdamer Tageszeitungen. Eine fast schon symbolische Auswahl, schließlich stehen sowohl die Schule in der Waldstadt als auch der Metallbetrieb im Babelsberger Industriegebiet Süd für einen erfolgreichen Übergang von Ost nach West. Die Fontane-Schule praktiziert schon lange, was Politiker seit geraumer Zeit fordern: Hier werden die Schüler von der Grundschule bis zum Zehnte-Klasse-Abschluss ganztags unterrichtet und betreut. Für die 480 Schüler in 21 Klassen gibt es mehr als 20 außerunterrichtliche Kurse und Arbeitsgemeinschaften sowie eine Hausaufgabenbetreuung, erklärt Schulleiter Jürgen Möwes. „Hier wurden die Erfahrungen aus der Zeit der Schule als Polytechnische Oberschule mit Verstand verwendet“, urteilt Landtagspräsident Herbert Knoblich, der wie Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs und alle städtischen Beigeordneten zur großen Delegation des Ministerpräsidenten gehört. Neu eingerichtet hat die Schule zwei so genannte Flex-Klassen, in denen Kinder der ersten und zweiten Klasse gemeinsam lernen. Die Kleinen, ganz mit Rechnen und Zeichnen beschäftigt, schauen die Besucher nur mit großen Augen an. Stören lassen sie sich nicht. Wahrscheinlich ein Zeichen für guten Unterricht – und ein „Schönes Erlebnis“ für Platzeck: „Grips ist schließlich der einzige Rohstoff, den Brandenburg hat.“ Deshalb wolle die Landesregierung trotz um 50 bis 60 Prozent sinkender Schülerzahlen einen großen Teil der Gelder für die Schulen beibehalten. Lange ausgelernt haben die Männer, die in der Babelsberger Gartenstraße in einer riesigen Werkhalle an Maschinen stehen, die schon im Geräte- und Reglerwerke Teltow ihren Dienst taten. Die „vemm tec GmbH“ ist per Management Buy Out aus der ersten US-Investition in den neuen Bundesländern nach der Wende hervorgegangen. Die Gas- und Flüssigkeitszähler, die hier von 45 Mitarbeiterin hergestellt werden, verkaufen sich in China, im Iran und in Deutschland. Von 1997 bis heute habe das Unternehmen sein Umsatzvolumen verdoppeln, 1,6 Millionen Euro in Technik und 1,3 Millionen Euro in die Forschung und Produktentwicklung stecken können, sagt Geschäftsführer Karst van Dellen. „Wir haben pro Jahr 50 Prozent Wachstum im Umsatz.“ Handwerk in Verbindung mit High Tech und viel Mut attestiert Platzeck den Unternehmern, Oberbürgermeister Jakobs verspricht ein regelmäßiges Forum von Wirtschaft und Wissenschaft. Die Stimmung ist gut, sind sich beide einig. Die Streitschlichter sind an diesem Vormittag nicht gefragt.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: