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Landeshauptstadt: Streit um art“otel: Diskothek „artSpeicher“ geräumt

Hotel und Wellness-Center an Eigentümer übergeben / Hausverbot für den ehemaligen Pächter Zwirner / Stadt verkauft Persius-Speicher

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Hotel und Wellness-Center an Eigentümer übergeben / Hausverbot für den ehemaligen Pächter Zwirner / Stadt verkauft Persius-Speicher Von Sabine Schicketanz Potsdam-West. Das art“otel in der Zeppelinstraße, das dortige Wellness-Center und die Diskothek „artSpeicher“ sind nicht mehr in den Händen von Pächter Andreas Zwirner. Bereits am 1. November – mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens für Zwirners Betreiberfirma Relax-Resort Potsdam GmbH – sind Hotel und Wellness-Center an den Eigentümer, Sylvia Gädecke und die Berliner Grundstücksgesellschaft Gädeke, übergeben worden. Ihnen soll Pächter Zwirner rund 1,5 Millionen Euro Pacht schulden (PNN berichteten). Am vergangenen Freitag wurde außerdem der „artSpeicher“ mit Hilfe von Polizeibeamten geräumt. Zwirner und der Betreiberin der Disko, Susanne Brandt, habe man Hausverbot erteilt, nachdem sie sich geweigert hätten, den „ArtSpeicher“ zu verlassen, sagte Eigentümer Dirk Gädeke gestern gegenüber den PNN. Zwirner wollte sich zu den Vorgängen nicht äußern. Das Hotel und das Wellness-Center bleiben geöffnet und werden jetzt von einer neuen Hotel-Gesellschaft der Eigentümer betrieben. Es seien keine Mitarbeiter gekündigt worden, so Gädeke, und auch die Verträge für das Wellness-Center blieben gültig. Die Diskothek „artSpeicher“ dagegen ist geschlossen. Während Zwirner im Internet verkündet, „technische Gründe“ seien die Ursache, ist Eigentümer Gädeke bereits auf der Suche nach einem neuen Betreiber. Wie der Insolvenzverwalter Christian Graf Brockdorff sagte, sei eine Einigung zwischen Gädeke und Zwirner gescheitert – zunächst habe Gädeke gewollt, dass Zwirner den „artSpeicher“ und das Wellness-Center weiter betreibt. Allerdings hätten sich beide nicht über einen Pachtzins einigen können. Dass die Disko „artSpeicher“ in den benachbarten, denkmalgeschützen Persius-Speicher zieht, scheint ausgeschlossen. „Für den Persius-Speicher wird ein Interessenbekundungsverfahren vorbereitet. Er wird verkauft“, sagte Rita Haack, Sprecherin der Stadtverwaltung. Zum Zeitrahmen für den Verkauf könne sie aber noch nichts sagen, so Haack. Anhand des Zwischennutzungsvertrags, den Pächter Zwirner mit der Stadt für den Persius-Speicher geschlossen hat, kann er dort keine Diskothek einrichten. Gegen dieses Vorhaben hatte die Stadt bereits im Oktober entschieden ihr Veto eingelegt – denn der Persius-Speicher wurde mit rund 2,5 Millionen Euro öffentlicher Förderung aus Nordrhein-Westfalen saniert. Vorgeschrieben ist deshalb eine Nutzung als Kunsthalle. Nach Informationen der PNN gibt es bereits einen potenten Kauf-Interessenten für den Persius-Speicher. Dieser investiert auch in Berlin in den Bau eines Museums. Aber auch Andreas Zwirner kann sich mit einem Konzept um den denkmalgeschützten Speicher gleich neben dem Hotelgebäude bewerben. Hotel-Eigentümer Dirk Gädeke übt im Zusammenhang mit dem Persius-Speicher Kritik an der Stadt: Er habe schon mehrere Briefe in dieser Sache an Gerhard Meck, Fachbereichsleiter Kultur und Museum, geschickt, doch Meck habe keinen einzigen beantwortet. Dies empfinde er als „unverschämt“. Er wünsche sich sehr, dass der Persius-Speicher einen „seriösen“ Eigentümer finde, so Gädeke. „Die Stadt bringt sich sonst in eine immer schwierigere Gemengelage“, befürchtet er. Nicht gerade einfach ist aus der Sicht Gädekes auch die Lage des art“otels. „Wir müssen Bauschäden in Höhe von 300 000 bis 400 000 Euro beheben.“ Zwirner habe das Hotel in einen „schrecklichen Zustand“ gebracht. Die Auslastung betrage nur noch 13 Prozent. Außerdem warf Gädeke dem Insolvenzverwalter Brockdorff vor, „nichts zu tun, um uns das Leben zu erleichtern“. Brockdorff habe die Buchungsverträge mitgenommen: „Wir wissen überhaupt nicht, wer hier ein Zimmer gebucht hat.“ Auch werde die Nutzungsentschädigung in Höhe von insgesamt 130 000 Euro nicht gezahlt. „Wir fühlen uns geprellt und werden Schadensersatz verlangen“, so Gädeke. Brockdorff erklärte gegenüber den PNN, die Buchungsverträge gehörten zum Vermögen der insolventen Relax Resort Potsdam GmbH von Andreas Zwirner. Er habe sie in einem Gesamtpaket, zu dem unter anderem auch 500 Verträge für das Wellness-Center gehörten, für rund 30 000 Euro an Gädeke verkaufen wollen. Dieser habe das Angebot jedoch ablehnt. Verkaufen müsse er die Buchungsverträge aber, so Brockdorff, um die Insolvenzmasse der GmbH zu erhöhen. Die Nutzungsentschädigung, die Gädeke verlangt, müsse Zwirner zahlen. Denn als Insolvenzverwalter habe er selbst die Geschäfte der Firma nie geführt, erklärte Brockdorff. Nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens habe er das Hotel und das Wellness-Center vorschriftsgerecht sofort herausgegeben. Zuvor habe das Gericht dies mit einem so genannten „Vollstreckungsverbot“ untersagt. Brockdorffs Kommentar zu den Vorgängen: „Es ist schon ein besonderes Insolvenzverfahren.“

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