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Heilig-Kreuz-Gemeinde Potsdam: Streit um Ex-Pfarrer spitzt sich zu

Die Landeskirche will den Heilig-Kreuz-Kirchenrat in Potsdam auflösen – dieser hat dagegen Widerspruch eingelegt und droht nun mit einer Klage.

Stand:

Der Streit um den Umgang mit den vor anderthalb Jahren erhobenen Missbrauchsvorwürfen gegen den Ex-Pfarrer Uwe D. könnte bald das Verwaltungsgericht der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz (EKBO) beschäftigen. Der Grund: Die EKBO hat bereits im Sommer beschlossen, den Gemeindekirchenrat (GKR) der Potsdamer Heilig-Kreuz-Gemeinde aufzulösen.

Die Landeskirche wirft dem GKR vor, er habe beim Umgang mit den Vorwürfen gegen D. seine „Amtspflichten verletzt“, wie EKBO-Sprecher Volker Jastrzembski den PNN bestätigte. Doch bleibt der Heilig-Kreuz-GKR vorläufig im Amt – gegen die verfügte Auflösung hat der GKR mittlerweile Widerspruch bei EKBO-Bischof Markus Dröge eingereicht. Sollte dies keinen Erfolg haben, so GKR-Chef Martin Stendel gegenüber den PNN, werde er gegen die Entscheidung der Kirchenleitung in Sachen Heilig-Kreuz beim kirchlichen Verwaltungsgericht klagen.

Rückblick: Potsdams oberster Kirchenmann, Superintendent Joachim Zehner – er stellte bereits im Frühjahr 2010 gegen Uwe D. eine Strafanzeige, nachdem er mit einem mutmaßlichen Opfer von D. gesprochen hatte –, verlangt schon seit einem Jahr die Auflösung des Kirchenrats, weil der nicht angemessen mit den Vorwürfen gegen D. umgegangen sei. Auch die Landeskirche hat erklärt, Uwe D. solle von der Gemeinde „distanziert“ werden. Der Heilig-Kreuz-Kirchenrat hat dagegen eine Entschuldigung von Zehner gefordert, weil sich kein Vorwurf gegen Uwe D. juristisch bestätigt habe. In der Tat hat die Staatsanwaltschaft bereits im Juni alle Ermittlungen gegen den früheren Jugendpfarrer D. wegen des Verdachts der Misshandlung von Schutzbefohlenen eingestellt.

Es ging etwa um den Vorwurf, D. habe Kinder in der Heilig-Kreuz-Kita in der Kiezstraße misshandelt. Inzwischen hat er in der Kita Hausverbot. Weitere Strafanzeigen, auch zu sexuellen Missbrauchsvorwürfen gegen den weit über 70 Jahre alten Mann, der alle Vorwürfe stets bestritten hat, wurden nicht verfolgt – weil die vermuteten Vorfälle bis zu 30 Jahre zurück lagen und damit laut Staatsanwaltschaft bereits verjährt waren.

Trotz des Endes der Ermittlungen hält die EKBO an der Kritik gegen den GKR fest, mit den Vorwürfen gegen Uwe D. unsachgemäß umgegangen zu sein – Hinweise darauf habe es schließlich schon früher, Jahre vorher, gegeben, heißt es aus Kirchenkreisen. Dem hätte der GKR der Heilig-Kreuz-Gemeinde, die D. früher allerdings auch als geschäftsführender Pfarrer vertrat, eher und entschiedener nachgehen müssen. Stendel dagegen sagt, konkrete Hinweise habe es nicht gegeben - „nur Gerüchte und Hörensagen.“

Interessant in dem Zusammenhang ist ein aktueller Leitfaden der evangelischen Kirche zu Grundsätzen für den kirchlichen Umgang mit sexuellem Missbrauch. Darin heißt es, Verdachtsmomenten zu sexuellem Missbrauch sei „unverzüglich“ nachzugehen und Strafanzeige zu erstatten. Danach heißt es weiter: „Verdachtsmomente gehen über bloße Gerüchte oder anonyme Schreiben hinaus; es handelt sich vielmehr um Tatsachen, die den Rückschluss auf ein Fehlverhalten begründen.“ Vor einer Strafanzeige müsse der mögliche Täter auch Gelegenheit zu einer Stellungnahme bekommen, heißt es in dem Papier.

Für Stendel vom GKR scheint der Fall klar: Aus seiner Sicht hätten sich die Vorwürfe gegen D. nicht bestätigt – laut Staatsanwaltschaft sei D. „unschuldig“, so Stendel. Zugleich läuft gegen D. allerdings weiter ein Disziplinarverfahren der EKBO – ein eigenständiger Ermittlungsprozess, der keine Verjährung kennt und etwa eine Kürzung der Pensionsbezüge von D. zur Folge haben könnte. Ein Ergebnis gibt es noch nicht, sagt EKBO-Sprecher Jastrzembski. In anderer Hinsicht gibt es im Fall Uwe D. allerdings keinen Handlungsspielraum mehr – wie ein Rechtsgutachten im Auftrag von Superintendent Zehner ergeben hat, lässt sich die Gemeindewohnung, die D. in der Kiezstraße gegenüber der Gemeinde-Kita bewohnt, wegen der Vorwürfe nicht einfach kündigen. Das hatten Zehner und die EKBO über Monate hinweg gefordert.

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