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Schmuckkästchen. Das Karl-Liebknecht-Stadion wurde für acht Millionen Euro aus Mitteln des Konjunkturpakets II der Bundesregierung saniert. Für die Betriebskosten erhält der SV Babelsberg jährlich 150 000 Euro von der Stadt Potsdam.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Streit um Fördergeld für Babelsberg 03

FDP beklagt ungerechtfertigte Privilegierung. Stadtpolitik widerspricht

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Unfair, ungerechtfertigt und ein grober Verstoß – mit heftigen Worten kritisiert die Potsdamer FDP die Sportförderpolitik der Stadt zugunsten des SV Babelsberg 03. Die Stadt begünstige einen Verein, der teilweise durch Managementfehler in eine schwierige Situation gekommen sei, heißt es in einer Erklärung der Liberalen vom Freitag. Mit Blick auf die Situation und das Engagement in vielen anderen Vereinen sei das unfair.

Auslöser der Kritik sind die Antworten der Stadtverwaltung auf eine Kleine Anfrage der FDP. Daraus geht hervor, dass der Verein über die im Erbbaupachtvertrag vereinbarten Zuschüsse von 150 000 Euro für das Karl-Liebknecht-Stadion hinaus in diesem und dem vergangenen Jahr deutlich höhere städtische Zuwendungen erhalten hat. Im Jahr 2011 bekamen die Babelsberger 18,6 Prozent der gesamten Sportfördermittel der Stadt. Auch im laufenden Jahr sind es fast zehn Prozent. Die Stadt Potsdam sorge damit für etwa 20 Prozent des Umsatzes des Drittligisten, so die FDP.

Die Partei fordert nun, diese „unverhältnismäßige Förderung endgültig zu beenden.“ Die Sportförderung der Stadt solle sich gleichmäßig und gerecht auf alle Vereine und Initiativen verteilen. Die städtische Unterstützung würde noch viel höher liegen, wenn man jene Mittel einbeziehe, die dem Verein über städtische Unternehmen zufließen. Dabei handele es sich um eine Privilegierung auf Kosten der Steuerzahler, Gebührenzahler und Mieter, die sich mit den geringen positiven Nebeneffekten nicht rechtfertigen ließe.

Die Stadtverwaltung sieht hingegen einen tatsächlichen Nutzen in der Förderung, der sich jedoch nicht ohne Weiteres mit belastbaren Zahlen belegen lasse. Genannt wird die umfangreiche Nachwuchsarbeit des Vereins, der damit in allen Altersklassen das Leistungsniveau im Landesmaßstab bestimme. Das Fanprojekt des SV Babelsberg sei beispielgebend. Als Arbeit- und Auftraggeber schaffe der Verein Umsätze in erheblichem Umfang in Potsdam. Nach eigenen Angaben beschäftigt der Verein etwa 50 Mitarbeiter. Bei Heimspielen und anderen Veranstaltungen kommen noch zwischen 20 und 30 kurzfristige Jobs dazu.

Mit seiner Jugendarbeit leiste der Verein einen wichtigen sozialen Beitrag, sagte der SPD-Stadtverordnete Pete Heuer in Bezug auf die FDP-Forderung. Sportvereine sollten nicht gegeneinander ausgespielt werden. Auch Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg widersprach der Ansicht der FDP. Viele Potsdamer seien mit dem SV Babelsberg verbunden, dessen Arbeit wirke somit in der Stadt. Es habe zu den zusätzlichen Geldspritzen für den Verein jeweils Mehrheitsbeschlüsse gegeben, so Scharfenberg. Seiner Ansicht nach versuche die FDP, mit einer populistischen Forderung Aufmerksamkeit zu erwecken.

Im Jahr 2011 hatte die Stadt dem SV Babelsberg einen Zuschuss von 700 000 Euro gewährt und so die Lizenz für die Dritte Liga gesichert. Weitere Mittel flossen in die Reparatur des havarierten Flutlichts. Im Frühjahr wurde ein neuer Rasen im „Karli“ für 150 000 Euro auf Kosten der Stadt verlegt.

Bei der erhöhten Unterstützung habe es sich um Sondersituationen gehandelt, so Peter Schüler von der Fraktion Bündnis90/Die Grünen. Seine Fraktion habe dem zähneknirschend zugestimmt, weil der Verein unverzichtbar für Potsdam sei. Allerdings gab er der FDP damit recht, dass die hohen Summen einmalig bleiben müssten. Ziel müsse es sein, dass der Verein sich dauerhaft selbst tragen kann. Marco Zschieck

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