Landeshauptstadt: Streit um Geld und Stadion
Babelsberg 03 stellt Antrag zum Flutlicht und hofft auf kompletten Zuschuss
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Babelsberg - Fußball als schönste Nebensache der Welt gerät im Karl-Liebknecht- Stadion in den Hintergrund. Die Oberliga-Kicker des SV Babelsberg 03 wollen attraktiven Fußball spielen und so Potsdam repräsentieren. Allerdings: Die Ereignisse abseits des runden Leders im Jahr der Fußball-WM „könnten den Verein in seiner Existenz gefährden“, sagte Vereins-Geschäftsführer Ralf Hechel den PNN. Grund dafür seien Anwohnerklagen gegen das Flutlicht, den Bratwurstgeruch und den Lärmpegel sowie ein marodes Stadion ohne ausreichende Trainingsmöglichkeiten und der Streit um die Finanzierung des vereinseigenen Geländes.
Im Sommer nun sollen weitere große Sanierungen vorgenommen und eine Entscheidung darüber gefällt werden, ob der Hartplatz zum Kunstrasenplatz ausgebaut wird. Dafür werden laut Hechel derzeit alle Möglichkeiten zur Finanzierung ausgelotet. Saniert werden soll das Dach des Stadionhauptgebäudes, denn es regnet bis in die unteren Kabinen durch. 20 000 Euro würde das Flicken kosten, das Zehnfache die Komplettsanierung. Eine Sanierung sei dringend nötig. Zuletzt habe es beim DFB-Pokal-Halbfinale zwischen Turbine Potsdam und Bayern München in die Gäste-Kabine getropft wie anderswo aus dem Wasserhahn. „Das ist peinlich“, räumt Hechel ein. Der Verein habe jedoch kein Geld, um derart große Sanierungsmaßnahmen allein durchzuführen, denn die Stadt überweise nicht den Betrag, der ursprünglich jährlich für Instandhaltungs- und Sanierungsverpflichtung vertraglich vereinbart worden sei.
150 000 Euro sollte der Verein laut dem 2002 unterzeichneten Erbbaupachtvertrag jährlich erhalten. Der wurde noch vom früheren Vorstand um Marc Schulten vorangetrieben und unterzeichnet; wenig später ging der Verein in Insolvenz. Seitdem überweise die Stadt aufgrund der angespannten Haushaltssituation pro Jahr 20 000 Euro weniger als vereinbart, so Hechel. Und das seit drei Jahren, das macht summa summarum 60 000 Euro, die dem Verein zur Instandhaltung des Geländes fehlen. „Die Stadt muss sich bekennen“, sagt Hechel. Als Möglichkeiten sieht er, dass „die Stadt den vollen Zuschuss zahlt oder die 20 000 Euro als Sach- und Personalwert zur Instandhaltung der Anlage über den Eigenbetrieb Kommunaler Immobilien Service KIS mit seinem Know How erbringt“.
Andere Zuwendungen als die der Stadt „hat es nie gegeben“, auch nicht von Turbine Potsdam, sagt der Geschäftsführer. Der Verein sei finanziell auf jeden Euro, aber nicht auf Turbine angewiesen. Der Frauenfußball-Bundesligist nutzt das Stadion kostenlos als Spielfläche, was ihm im Erbbaupachtvertrag zugesichert wird. Einzig am neuen Rollrasen im Sommer 2004 habe sich Turbine anteilsmäßig beteiligt, zudem schreibe Babelsberg nach der Nutzung des Flutlichtes durch Turbine Rechnung an den Verein, damit die Betriebskosten von dem bezahlt werden, der sie verursacht. Die reinen Betriebskosten seien bei der Übergabe des Stadions an den Verein mit 18 000 Euro angegeben worden, tatsächlich betrugen sie laut Hechel in 2003 zirka 42 000 Euro, in 2005 sogar 54 000 Euro, Tendenz steigend. Erste Maßnahmen: jede zweite Glühbirne im Funktionsgebäude bleibt dunkel, bei der Außenbeleuchtung wird gespart, Heizungen werden abgedreht.
Ganz erlöschen soll das Licht im „Karli“ aber nicht, schon gar nicht auf dem Rasen. Der Verein wird daher noch in diesem Monat einen Antrag auf Verlängerung der Baugenehmigung für die abknickbaren Flutlichtmasten stellen, sagte Hechel. Denn die Anlage wurde einst nur mit einer befristeten Baugenehmigung versehen, die am 11. April 2007 ablaufen wird. „Wir reichen schon jetzt den Antrag ein, damit alle genug Zeit haben, sich dazu zu positionieren“, sagt Hechel, der erneut eine angeregte Debatte über die Potsdamer Sichtachsen vom Babelsberger Flatowturm aus erwartet. Die Schlösserstiftung hat einst ihr Veto gegen starre Flutlichtmasten eingelegt, daraufhin wurden abknickbare installiert. Als einer der Masten dennoch eine Sichtachse zu behindern drohte, wurde er einige Meter versetzt. Gegen die Flutlichtanlage ist weiterhin die Klage eines Anwohners vor dem Amtsgericht anhängig und noch nicht entschieden.
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