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Landeshauptstadt: Strom – bald wieder teurer?

EWP-Kunden droht die nächste Strompreissteigerung – aber noch hält sich das Unternehmen bedeckt. Verbrauchervertreter raten zum Preisvergleich und Anbieterwechsel

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Zehntausende Potsdamer Haushalte müssen sich auf eine mögliche Preiserhöhung für den Strom des kommunalen Energieversorgers Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) einstellen. Grund ist die Erhöhung der Zuzahlung im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes. Die sogenannte EEG-Umlage, mit der Energieversorgungsunternehmen an den Kosten für die Förderung von Ökostromanlagen beteiligt werden, steigt ab Januar von bislang 5,28 Cent auf dann 6,24 Cent je Kilowattstunde, wie die für die Verwaltung der Förderzahlungen zuständigen vier Übertragungsnetzbetreiber am Dienstag mitteilten.

Wie sich das konkret auf die rund 84 000 von der EWP bedienten Haushalte auswirkt, sei noch unklar, sagte Unternehmenssprecher Stefan Klotz auf PNN-Anfrage. Derzeit würden verschiedene Modelle gerechnet. Die Kunden würden in jedem Fall mit sechs Wochen Vorlauf über mögliche Preiserhöhungen informiert, so Klotz. Dass Brandenburgs Energieversorger an einer Strompreiserhöhung nicht vorbeikommen, gab Helmut Preuße, der Vorsitzende der Landesgruppe Berlin-Brandenburg des Verbands kommunaler Unternehmen (VkU), am Dienstag zu verstehen: „Wie schon im letzten Jahr ist die Erhöhung so hoch, dass viele Mitgliedsunternehmen zumindest Teile des Anstiegs an ihre Kunden weitergeben müssen.“

Die letzte Preiserhöhung hatten EWP-Stromkunden erst Anfang des Jahres hinnehmen müssen. Je nach Tarif stieg der Preis für eine Kilowattstunde um drei bis vier Cent – für Familien mit ein bis zwei Kindern summierte sich das im Jahr laut EWP-Berechnungen auf knapp 120 Euro Mehrkosten pro Jahr. Als Grund für die Preiserhöhung hatte die EWP seinerzeit ebenfalls auf die gestiegene EEG-Umlage verwiesen. Der gesetzlich verlangte Ökostrom-Zuschuss hat sich in den vergangenen Jahren verdreifacht: 2010 lag er noch bei 2,05 Cent pro Kilowattstunde. Die Energieunternehmen könnten bei der EEG-Umlage keine Kostenbegrenzung betreiben, erklärte VkU-Präsident Helmut Preuße am Dienstag. Man sei daher zu Strompreiserhöhungen gezwungen.

Das sehen Experten anders: Ob und in welcher Höhe die Umlagesteigerung auf die Verbraucherpreise durchgegeben wird, liege im Ermessen der Unternehmen. Die Agentur Erneuerbare Energien empfahl Privathaushalten deshalb am Dienstag, bei einer Erhöhung des Strompreises wegen der EEG-Umlage einen Wechsel des Stromanbieters zu prüfen. Auch beim Wechsel zu einem Ökostromanbieter könnten Haushalte bei der Stromrechnung deutlich sparen. Gleichzeitig wies der Interessenverband darauf hin, dass die Umlageerhöhung nicht nur auf die Ökostrom-Förderung, sondern hauptsächlich auf Entlastungen für Industriebetriebe und den Preisverfall an der Strombörse zurückzuführen sei.

Dass sich der Preisvergleich in Potsdam lohnt, zeigen die Berechnungen des Verbraucherportals www.verivox.de. Demnach können Potsdamer Haushalte dreistellige Summen im Jahr sparen, wenn sie von der EWP zu anderen Anbietern wechseln. Beispielsweise könnte eine Familie mit zwei Kindern und einem Jahresverbrauch von 5000 Kilowattstunden laut der Verivox-Vergleichsrechnung beim Wechsel vom PotsdamStrom-flex-Tarif der EWP zu einem anderen Anbieter bis zu 192,35 Euro pro Jahr sparen – einmalige Bonuszahlungen noch nicht mit eingerechnet. Ein Single-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 2000 Kilowattstunden kann nach Verifox-Angaben beim Wechsel bis zu 77,74 Euro jährlich einsparen.

Derzeit liegt der Grundpreis für die verschiedenen Privatkunden-Angebote des kommunalen Energieversorgers EWP – darunter auch lokaler Strom oder Ökostrom – zwischen 5,42 Euro und 5,45 Euro im Monat. Hinzu zahlen Kunden für jede verbrauchte Kilowattstunde zwischen 26,49 Cent und 27,74 Cent – wiederum abhängig vom Tarif und der Vertragslaufzeit.

Bereits im September waren weitere Erhöhungen der Mietnebenkosten in Potsdam bekannt geworden: Für die Mieter der rund 34 000 Wohnungen, die den Unternehmen des Arbeitskreises Stadtspuren gehören – darunter die kommunale Pro Potsdam und alle großen Genossenschaften – werden sich die Preise für Erdgas und Fernwärme nach dreijähriger Preisstabilität erhöhen, hatte Arbeitskreis-Sprecher Sven Lettner mitgeteilt (PNN berichteten). Demnach steigen die Fernwärmekosten ab kommendem Jahr um zehn Prozent – auf die Mieter einer 60 Quadratmeter großen Wohnung kämen damit, einen normalen Winter vorausgesetzt, zwischen vier und fünf Euro monatlich an zusätzlichen Heizkosten zu.

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