Landeshauptstadt: Studienziel Filmexperte
Kinderfilmuniversität mit 75 Teilnehmern gestartet: Projekt soll Bewusstsein fürs Kino fördern
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Im Animationsbereich sind die neuen Studenten bereits Experten. Beim Quiz von Claudia Wegener, Dozentin an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ (HFF), brauchen die frischgebackenen Hochschüler nur Sekunden um „ihre Helden“ aus „Ratatouille“, „Himmel und Huhn“ oder „Ice Age“ zu erkennen. Kein Wunder, die Studenten sind im Zielgruppenalter zwischen neun und zwölf Jahren: Gestern startete im Thalia-Kino die erste und europaweit bislang einzige Kinderfilmuniversität, ein Projekt der HFF, des Lichtspielhauses Thalia und des Filmmuseums. In vorerst zwei Semestern werden in neun Sonntags-Seminaren filmrelevante Themen kindgerecht aufbereitet – als Lohn gibt es für die Eleven neben viel Wissen über Kino und Film ein „Diplom“ und das Versprechen, zum Filmexperten zu werden. Die „Studiengebühr“ für die Jung-Studenten beträgt zwölf Euro.
Das Interesse ist größer als erwartet, 75 Anmeldungen zählen die Organisatoren, „dabei habe ich schon gezittert, was passiert, wenn nur wenige Kinder und Eltern kommen“, gestand HFF-Präsident Dieter Wiedemann. Doch sie sind da. „Ich fand den Angebotsumfang sehr interessant“, erklärte Jens Lehmann, der Tochter Clara überzeugen konnte, am Sonntagvormittag zum Studiumsstart in Thalia zu gehen. Die zehnjährige Potsdamerin besitzt Vorwissen - wie viele ist sie regelmäßiger Kinogänger. Der elfjährige Oscar Meyer- Ricks begeistert sich vor allem für Fantasyfilme, „aber nur gute“, wie er betonte. Die „Chroniken von Narnja“ haben ihm gefallen, „den Herr der Ringe würde ich mir gern ansehen, darf es aber noch nicht“, ärgerte er sich. Erwartungen an die „Lehrveranstaltungen“ habe er nicht, so der Elfjährige. „Ich lasse mich überraschen.“
Die Gefahr, dass es zu wissenschaftlich wird, besteht offenbar nicht: „Die Dozenten sind erfahren in der Kinderfilmarbeit“, erklärte Claudia Wegener, die an der HFF die Professur für Kinderkultur vertritt. Die Marketingchefin des Filmmuseums, Christine Handke, versprach, zum Seminar „Wie die Bilder laufen lernten“ alte Kameras mitzubringen, „damit ihr selbst kurbeln könnt wie zu Anfangszeit des Films“.
Wiedemann als „Vater der Idee“ verfolgt mit dem Angebot mehrere Ziele: Talent-Entwicklung steht ganz oben. „Im Sportbereich werden Kinder früh entdeckt, bei uns fehlt diese Förderung bislang.“ Nun will er gegensteuern. Außerdem dürfe für Kinder der Film nicht gleichbedeutend „mit der silbernen Scheibe“, der DVD sein. „Film bedeutet Kino“, meint der HFF-Präsident, der dieses Bewusstsein wecken will. Nicht zuletzt wolle man mit dem Projektnamen den Begriff „Filmuniversität“ in die Öffentlichkeit bringen. Die Babelsberger Filmhochschule bewirbt sich beim Land Brandenburg um diesen Titel. Kay Grimmer
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