Von Kay Grimmer: Studio: 2009 mit blauem Auge überstanden
Boom in Babelsberger Filmateliers: Nach Finanzkrise bereits vierte Großproduktion für 2010 angekündigt
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Das Studio Babelsberg brummt. Gestern hat der Vorstandsvorsitzende der Aktiengesellschaft Carl L. Woebcken die bereits vierte Großproduktion in den Ateliers in diesem Jahr in Aussicht gestellt. Einzelheiten zum neuen Dreh wollte Woebcken allerdings noch nicht bekannt geben. Doch deutlich wird: Die Studios in Babelsberg haben offenbar die wirtschaftlich schwierigen Zeiten im zweiten Halbjahr 2009 überwunden.
„Auf das Vorjahr schauen wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, gestand Woebcken gestern bei der Vorstellung der Brandenburger Aktivitäten auf der diesjährigen Berlinale, die morgen startet. „Besonders im Sommer und Herbst fehlten uns ein, zwei internationale Drehs, die wegen der weltweiten Finanzkrise ausgeblieben sind“, so Woebcken. Lediglich zwei Großproduktionen hatte das Studio im Vorjahr: Neben Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“– achtfach oscarnominiert – gehörte Roman Polanskis „The Ghost Writer“ zu den „fantastischen Filmen, die wir 2009 drehen durften“, so Woebcken. Der Streifen hat auf der Berlinale Weltpremiere und läuft auch im Wettbewerb des Berliner Filmfestivals (PNN berichteten). „Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen“, so Woebcken. Die 2009 eingeführte Kurzarbeit sei wieder aufgehoben. Und neben den vier Filmen im Frühjahr verhandele die Studio Babelsberg AG über weitere vier bis sechs Projekte, erklärte Woebcken. „Wenn davon ein oder zwei Filme realisiert werden, sind wir froh“, so der Vorstandsvorsitzende.
Auch das Medienboard Berlin-Brandenburg setzt seine Berlinale-Hoffnung in den Polanski-Film aus Babelsberg, den die Filmförderinstitut mit 500 000 Euro unterstützt hatte. Daneben laufen zwei weitere medienboard-geförderte Streifen im Wettbewerb. Insgesamt hat die Filmfördergesellschaft 16 Produktionen beim 60. Berliner Filmfestival – darunter auch der zu großen Teilen in der Babelsberger Außenkulisse „Berliner Straße“ entstandene Film „Boxhagener Platz“.
Medienboard-Geschäftsführerin Kirsten Niehuus erklärte das vorangegangene Jahr trotz der Finanzkrise zum „bislang erfolgreichsten Filmjahr für Berlin-Brandenburg“. Allein in Brandenburg wurde an fast 60 Orten gedreht, unter anderem im brandenburgischen Netzow das vom Babelsberger X-Filme-Gründer Stefan Arndt produzierte und für den Auslands-Oscar nominierte Drama „Das weiße Band“. Niehuus betonte den Wirtschaftseffekt von Filmproduktionen, der nicht nur im Regionalfaktor liege. „Ein Förder-Euro sorgt für vier Euro, die in der Region investiert werden“, so Niehuus. „Außerdem ist die Werbung, die der Film für die Region macht, wahrscheinlich um vieles größer als jede andere Marketingmaßnahme“, glaubt die Medienboard-Geschäftsführerin. Große Filmerfolge wie das oscarprämierte Streifen „Der Pianist“ hätten zudem in der Filmbranche Signalwirkung. „Wir hatten danach viele Anfragen für die im Film genutzten Kulissen“, so Christiane Raab, die beim Medienboard Drehorte in Berlin und Brandenburg vermittelt. Auch die Kulissen im Studio Babelsberg sind begehrt. „Im vergangenen Jahr nutzten von acht Produktionen vier unsere Kulisse ,Berliner Straße’“, so Woebcken.
Vor diesem Hintergrund appellierteMedienboard-Geschäftsführerin Niehuus an das Land Brandenburg, trotz knapper Kassen die Filmförderung nicht zu verringern. Brandenburg zahlt derzeit jährlich 7,4 Millionen Euro; der jetzige Haushaltsentwurf sieht laut Medienboard keine Kürzung der Mittel vor.
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