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Immer richtig behelmt. Im Babelsberger Kostümfundus lagern mehr als 250 000 Kostüme aus zahlreichen Epochen.

© dpa

BABELSBERG: Studio will Durststrecke beenden

Nach längerer Pause soll in Babelsberg bald wieder gedreht werden. Neues England-Modell soll für mehr Aufträge sorgen.

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Babelsberg - Die letzte Drehstart-Meldung der Studio Babelsberg AG ist mehr als ein Jahr alt. Am 23. Juni 2011 begannen die Filmarbeiten für „Anleitung zum Unglücklichsein“. Danach wurde in den Filmateliers für das Politdrama „Fünf Jahre“ und die hochkarätig besetzte Romanverfilmung „Cloud Atlas“ („Wolkenatlas“) gedreht – doch seit Weihnachten 2011 die letzte Klappe für den vom deutschen Unternehmen X-Filme produzierten 100-Millionen-Euro-Film fiel, konnte das Studio keine größere Filmproduktion mehr beherbergen. Und das ausgerechnet im Jahr des 100-jährigen Bestehens des Traditionsunternehmens, das als Wiege des deutschen Films gilt.

Doch die Durststrecke werde, so sagt Christoph Fisser, Vize-Vorstand der Studio Babelsberg AG, bald beendet sein: „Das nächste Projekt fährt langsam hoch.“ Das Studio, in dem sich erst vor kurzem Hollywood-Stars wie Brad Pitt, Tom Hanks und Tom Cruise die Klinke in die Hand gaben, käme jetzt wieder „in eine ganz tolle Zeit herein“, so Fisser. Genaues will er nicht verraten. Nach PNN-Informationen handelt es sich bei der nächsten Babelsberger Filmproduktion um ein großes französisch-europäisches Projekt. Auch eine weitere Produktion könnte demnächst in Babelsberg gedreht werden, sagt Fisser. Möglicherweise ein Hollywood-Film: Gerade erst sind Fisser und Babelsberg-Chef Carl L. Woebcken aus Los Angeles zurückgekehrt.

Für die Studio Babelsberg AG, die sich als Generalübernehmer im Filmgeschäft versteht, ist es immens wichtig, dass auf dem Gelände gedreht wird. Zwar ist das Unternehmen mit rund 90 festangestellten Mitarbeitern durchaus auf zeitweiligen Leerstand der Filmateliers eingerichtet. Doch ohne Drehs für großes Kino, so hatte Woebcken zum Jubiläum im Februar dieses Jahres erneut gesagt, müsse das Studio sich die Frage stellen, wie überlebensfähig es als Kino-Produktionsstandort ist.

Dabei hängt Babelsberg am Tropf der Filmförderung: Insbesondere für die US-Filmstudios, die auch als Produzenten auftreten, spielt bei einer Standortentscheidung das Geld meist die wichtigste Rolle. Nach Deutschland, und damit nach Babelsberg, lockt die US-Amerikaner vor allem der Deutsche Filmförderfonds (DFFF), von dem das Studio bereits deutlich profitiert hat. Der DFFF umfasst 60 Millionen Euro pro Jahr, ein Film kann mit bis zu zehn Millionen Euro gefördert werden. Das reicht aus Sicht der Babelsberger aber nicht, denn bei Budgets von 100 Millionen Euro sei dies ein verhältnismäßig kleiner Anteil. So habe die Fördergrenze immer wieder und zuletzt auch in diesem Jahr dafür gesorgt, dass Babelsberg Filme an andere europäische Produktionsstandorte verloren habe, sagt Fisser.

Damit sich das ändert, hat Studio Babelsberg jetzt das bereits zum Jubiläum angekündigte England-Modell aufgelegt, bestätigte der Studio-Vizechef. Damit soll es großen Produzenten möglich sein, für einen Film nicht nur in Deutschland, sondern auch in Großbritannien Förderung zu bekommen (siehe Kasten). Nach Ansicht der Babelsberger ein wegweisender Schritt, um sich im internationalen Filmgeschäft zu behaupten. „Wir werden vielleicht bald eine Produktion bekommen, bei der wir das Konstrukt anwenden können.“

Unterdessen hat Studio Babelsberg sich zum 1. Juli von seinem Kostümfundus getrennt (PNN berichteten). Der schon bisher selbstständig arbeitende Bereich gehört jetzt zum Filmpark Babelsberg unter Führung von Friedhelm Schatz und Matthias Voß. Nachdem Studio und Filmpark lange als zerstritten galten – und sich beispielsweise über die Feier zum Jubiläum des Standortes nicht einig wurden – habe man sich nun partnerschaftlich geeinigt, hieß es.

Selbstverständlich werde der Kostümfundus, in dem mehr als 250 000 Kostüme aller Epochen sowie im Maskenstudio eine der größten Sammlungen an Haarteilen lagern, weiterhin Babelsberger Produktionen ausstatten, so hieß es aus dem Studio. Die Studio Babelsberg AG profitiert von dem Deal, weil sie damit offenbar Lagerkosten spart: Das Fundus-Grundstück gehört dem Filmpark, bisher zahlte das Studio dafür Pacht – die mit dem Verleih der Kostüme, einem Geschäft mit minimalen Margen, kaum zu erwirtschaften war. Im Gegenzug für den Kostümfundus hat das Studio zudem die Halle des Requisitenfundus, die ebenfalls auf Filmpark-Grund steht, „dauerhaft überlassen“ bekommen. Dieser Fundus soll weiterhin beim Studio verbleiben.

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