Etwas HELLA: Suche Sponsor für Pirschheide
Hella Dittfeld möchte zugemauerten Bahnhof zu neuem Leben erwecken
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Seit die Deutsche Bahn ihre Bahnhöfe anbietet wie Sauerbier mit Spucke, trage ich mich mit dem Gedanken, einen zu kaufen und dort eine generationsübergreifende WG aufzumachen. Solche WGs sind nämlich „in“. Ich habe den Bahnhof Pirschheide ins Auge gefasst, der sich aus vielerlei Gründen hervorragend für das Zusammenleben von Jung und Alt eignen würde. Direkt am Wald gelegen, mit Straßenbahn- und Bushaltestelle vor der Tür, aber auch jeder Menge Parkplätzen. Auch auf eine Stippvisite in der Kneipe nebenan müsste man nicht verzichten, die gibt es nämlich im Unterschied zum eigentlichen Bahnhof immer noch. Bei dem sind so ziemlich alle Öffnungen zugemauert. Vor zu heftiger Lärmbelästigung durch die Züge müsste man sich nicht fürchten. Die kommen bei der einen Linie Potsdam/Hauptbahnhof – Schönefeld nur noch selten vorbei. Die Wohnräume könnten so angeordnet werden, dass von der Bahnhofshalle immer noch etwas übrig bleibt als Kommunikationszentrum. Wir hätten die Möglichkeit, eine Theatergruppe oder sonst irgendetwas Kreatives zu gründen und ein bisschen Taschengeld mit Aufführungen dazu zu verdienen. Und es sollte auch ein Schalter wieder geöffnet werden. Dort würden die Rentner in unserer WG erklären, warum die Deutsche Bahn zwar Millionen verdient, aber ihre Bahnhöfe verkommen lässt. Auf nette Art natürlich und immer den gesamten Fahrplan und alle Spartricks in der Hinterhand.
Es gibt allerdings ein Problem. Der Kaufpreis würde sicher beim Zustand des verkommenen Bahnhofsgebäudes nicht ins Gewicht fallen. Ich denke da an den symbolischen einen Euro, für den die Treuhand noch ganz andere Volkseigentümer verschleudert hat. Aber wie soll ich die Sanierung bezahlen? Der Bahnhof Pirschheide liegt ja ziemlich nahe am Wasser. Vielleicht fliegt uns Geld zu den inzwischen zum Teil eingeschlagenen Fenstern herein, wenn es für das Projekt 17 (Havelausbau) aus selbigen herausgeschmissen wird. Oder es gelingt, einen Sponsor zu finden, der ein Herz für Bahnhöfe hat, die einen großen Teil DDR-Geschichte repräsentieren. Wir würden ihm auch zum Dank für die Finanzhilfe ein extra Zimmer einrichten und in freiwilligen Einsätzen eine Modelleisenbahn aufstellen. Ganz historisch und ganz ortsnah mit so aufregenden Haltestellen des Berlin umrundenden „Sputniks“ wie Saarmund oder „Gänseheide“ und den schienenüberführenden Galgen, die auf ihre Art bestimmt Denkmalswert haben.
Das ist doch wirklich ein abgefahrenes Angebot oder?
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