Aus dem GERICHTSSAAL: Süchtig nach Glücksspiel
Internet-Bekanntschaft um 2000 Euro betrogen
Stand:
Zahlreiche Betrügereien, aber auch Unterschlagung, Untreue, Urkundenfälschung, Diebstähle und Verkehrsdelikte gehen auf das Konto von Erol Y. * (33). Mehrfach saß der in Hamburg lebende Türke bereits im Gefängnis. Gestern erhielt der exzessive Glücksspieler – er befindet sich wegen der seit kurzem offiziell als Krankheit anerkannten Sucht in Therapie – wegen erneuten Betruges eine Freiheitsstrafe von neun Monaten, ausgesetzt zu dreijähriger Bewährung. Und er muss der von ihm geprellten Potsdamerin den Schaden von 2060 Euro ersetzen. Das Gericht schloss verminderte Schuldfähigkeit zum Zeitpunkt der Tat nicht aus.
„Seit meinem 21. Lebensjahr bin ich spielsüchtig“, bekannte Erol Y. freimütig. „Dass ich Alexa A. wissentlich betrogen habe, stimmt allerdings nicht.“ Im November vorigen Jahres habe er sich in eine Schweriner Klinik begeben, wollte sich dort von seinem Laster heilen lassen. Alexa A. habe er per Internet kennen gelernt, ihr vorgegaukelt, sich wegen einer Sportverletzung in ärztlicher Behandlung zu befinden. Bald kam sie ihn besuchen. Erol Y. war der Angestellten genauso sympathisch wie sie ihm. Er konnte sich sogar vorstellen, mit ihr in Potsdam zu leben. Ende Januar gab es Urlaub während der Therapie. Den nutzte der Angeklagte, dem nächstbesten Casino einen Besuch abzustatten. Heraus kam er mit leeren Taschen. Jetzt brauchte er dringend Geld. Schließlich musste er weiter spielen.
„Erol sagte, er wolle ein Auto leasen. Dafür brauche er 5000 Euro. Er fragte mich, ob ich ihm 2000 Euro borgen könne“, berichtete Alexa A.* (33) im Zeugenstand. „Von seiner Spielsucht wusste ich nichts.“ Sie habe dem Mann vertraut, ihm am 6. Februar per Post den gewünschten Betrag überwiesen, was zusätzlich 80 Euro gekostet habe. „Er wollte am darauf folgenden Wochenende nach Potsdam kommen. Aber er kam nicht .“ Dem bangen Gefühl, einem Betrüger aufgesessen zu sein, stellte sie die Überlegung entgegen: Für die Überweisung hat mir Erol seine komplette Daten gegeben. Er muss doch damit rechnen, dass ich ihn anzeige. Erst Monate später habe er sich mit ihr in einem Café in der Innenstadt getroffen, ihr dort 50 Euro überreicht. „Erol versicherte mir, ich würde den Rest in monatlichen Raten von 100 Euro bekommen. Darauf warte ich noch heute“, so die Zeugin.
„Ich bin gerade dabei, mir eine Existenz im Sanitärbereich aufzubauen“, erzählte der Angeklagte. „Und ich besuche eine ambulante Gesprächsgruppe für Glücksspielsüchtige.“ Erol Y. müsse diese Gruppentherapie noch mindestens ein Jahr fortführen, legte Amtsrichterin Ahle fest. Außerdem habe der unter mehrfacher Bewährung Stehende Alexa A. die noch ausstehenden 2030 Euro in Monatsraten zu je 100 Euro zurückzuzahlen und dies dem Gericht nachzuweisen. (*Namen geändert.) Hoga
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