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Landeshauptstadt: Sündigen mit gutem Gewissen

Buttertrüffel ohne Butter? Melanie Schwarz hat es probiert. In ihrem neuen Café „good dEATs“ stellt sie vegane Pralinen und Trüffel her – und erfreut damit nicht nur überzeugte Veganer

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Die Kundin ist verwirrt: Ein Käsebagel in einem veganen Café? „Das ist pflanzlicher Käse“, sagt Melanie Schwarz, Inhaberin des „good dEATs“ . Und ist sichtlich stolz, dass das ihrem Gast nicht aufgefallen war. Erst vor wenigen Tagen eröffnete sie ihr veganes Café mit Pralinenmanufaktur in einem Holländerhaus in der Kurfürstenstraße und hat seitdem alle Hände voll zu tun.

„Es läuft sehr gut. Die ganze letzte Nacht haben wir Nachschub produziert.“ Der jungen Frau bleibt auch nichts anderes übrig. Alles, was hier über den Tresen geht, ist Handarbeit, Cupcakes, Torten, herzhafte Snacks, verschiedene Salate und belegte Bagels. Die Spezialität aber sind vegane Pralinen, die hier zu verführerischen Haufen getürmt in der Auslage glänzen.

„Pralinen ohne tierische Fette herzustellen, ohne Sahne und Butter, das ist schon sehr speziell“, sagt Melanie Schwarz. Doch auch wer als Veganer komplett auf tierische Lebensmittel verzichtet, möchte mal schlemmen, Schokolade, Torte und eben eine Praline essen. Während es im Bioladen vegane Schokolade gibt, sieht es bei Pralinen weniger gut aus. „Man findet so was kaum“, ist ihre Erfahrung. Und so hatte Melanie Schwarz, damals noch Lehramtsstudentin, angefangen zu experimentieren. „Meine Freunde fanden diese Phase gut: Es gab viel zu naschen“, erinnert sie sich an die Zeit in ihrer Versuchsküche. „Ich hab damals zwar viel weggeworfen, aber manches hat doch geschmeckt und war nur optisch nicht zumutbar“, sagt sie und lacht.

Heute ist alles optisch als auch kulinarisch ein Genuss. Manches hat sich die Autodidaktin von ihrem Bruder, einem Konditormeister, abgeschaut, viele Tricks aus dem Internet geholt. Alles andere sei reine Übungssache – kombiniert mit viel Leidenschaft, wie der Besucher spürt. Rein äußerlich unterscheiden sich die Trüffel und Pralinen in nichts von normalen Produkten, und auch die Törtchen lassen nicht erahnen, dass ihnen irgendetwas fehlt. Ebenso bestehen sie den Geschmackstest: Sündhaft cremig schmelzen die Trüffel, Kokos und Himbeer, Maracuja, Krokant, Zartbitter oder weiße Schokolade – alles ist dabei. Saftig und schwer, fast zum Sattwerden, schmeckt der Nougat-Cupcake mit Sahnehaube. „Ich möchte Veganern eine gewisse Vielfalt bieten, nicht nur ein oder zwei Sorten“, sagt sie.

Zum Abnehmen eigne sich eine vegane Ernährungsweise leider nicht, sagt Melanie Schwarz mit leichtem Bedauern. Denn was an Butter oder Sahne weggelassen wird, ersetzt sie mit nicht weniger gehaltvollen pflanzlichen Zutaten. Auch Sojasahne kann man cremig aufschlagen oder zu einer Ganache, einer Trüffelbasis, verarbeiten. Hergestellt wird alles in der offenen Küche hinterm Cafétresen, gern auch zum Zuschauen. Ihr Konzept des „good dEATs“, laut englischem Wortspiel die Verbindung von gutem Essen mit guten Tagen, hat sie bis zum Ende durchdacht. So kauft sie Sojaprodukte aus europäischem Anbau, es gibt Fair-Trade-Tee oder -Kaffee. Melanie Schwarz hat viele Kaffeesorten probiert und sich eine von den Potsdamer Espressionisten empfehlen lassen. Und wer die süße Ware mit nach Hause nehmen will, bekommt dafür ein recyclebares und hübsches Schächtelchen.

good dEATs, Kurfürstenstraße 9, Dienstag bis Sonntag 10 bis 19 Uhr.

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