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Blick auf die Dampfschokoladenfabrik Miethe an der Alten Fahrt Potsdam um 1880.

© POTSDAM MUSEUM/Potsdam Museum

Süßes mit Dampfkraft: Potsdam-Museum erinnert an einstige Schokoproduktion am Stadtschloss

In Potsdam wurde bis Mitte des 19. Jahrhunderts Schokolade mit Dampfkraft produziert. Mit eigens kreierten Schokotafeln erinnert jetzt das Potsdam-Museum an die „Dampfschokolade“.

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Ab dem 21. November kann man im Potsdam-Museum Schokolade kaufen. Doch Schokoladenliebhaber und Sammler sollten sich nicht allzu viel Zeit lassen damit. Die „Potsdamer Milch Chocolade“ ist limitiert auf 300 Tafeln.

Hersteller der Süßigkeit auf der Basis von Edelkakao aus Venezuela ist die E&H Chocoladen Confiserie aus Potsdam. Der Förderverein des Potsdam-Museums hat die Produktion der Schokolade initiiert. „Uns war wichtig, einen regionalen Produzenten zu beauftragen, der die Schokolade in hoher Qualität herstellt. Mit Frank Eckmüller und seiner Confiserie haben wir einen solchen Partner gefunden“, berichtet Markus Wicke, Vorsitzender des Fördervereins des Potsdam-Museums.  

Banderole der geplanten Neuauflage der Potsdamer Dampfschokolade 2025 – einer Kooperation der Potsdamer Confiserie E + H Chokoladen im Luisenhof, des Potsdam Museums und des Fördervereins des Potsdam-Museums.

© POTSDAM MUSEUM/Potsdam Museum

Doch was haben Museum und Förderverein mit Schokolade zu tun? Was wenige wissen: Im 19. Jahrhundert gab es in Potsdam eine Schokoladenfabrik. „Dem Museum und uns war das bekannt. Wir wurden ganz aktuell wieder darauf gestoßen, als wir von dem Vorhaben hörten, im Dezember auf dem Alten Markt einen Schokoladenmarkt zu veranstalten“, erklärt Wicke. So sei die Idee zu einer Schokoladenedition entstanden.

Das Museum habe zur Fabrik leider wenig Material. Er wisse jedoch, dass der Hallenser Johann Friedrich Miethe, der 1820 nach Potsdam kam, in der Charlottenstraße 46, gegenüber dem Bassinplatz, zunächst eine Konditorei und Pfefferkuchenbäckerei betrieb. Miethe, das erfährt man bei Wikipedia, stammt aus einer Pfefferküchlerfamilie. Sein Vater Friedrich August war der Gründer, der noch heute existierenden Halloren-Schokoladenfabrik.

Uns war wichtig, einen regionalen Produzenten zu beauftragen, der die Schokolade in hoher Qualität herstellt. Mit Frank Eckmüller und seiner Confiserie haben wir einen solchen Partner gefunden.

Markus Wicke, Vorsitzender des Fördervereins des Potsdam-Museums

Miethe sei, sagt Wicke, mit seinem Unternehmen schnell erfolgreich gewesen und habe von Pferden betriebene Maschinen zur Herstellung von Schokolade eingesetzt. Seine Produkte verschickte er auch nach Berlin, Frankfurt und Halle.

Offensichtlich war Miethe auch ein Tüftler. Ab 1830 ersetzte er die Pferde durch eine Dampfmaschine. So entstand der Begriff „Dampfschokolade“ für seine Produkte. Das war dann schon am neuen Standort der Fabrik Am Schloß 1, der heutigen Humboldtstraße 1.

Das Werk selbst stand auf dem Hof des Grundstückes, direkt am Ufer der Havel. So konnte sich Miethe preisgünstig und bequem mit Rohstoffen beliefern lassen. Die Gebäude an der Straße dienten als Wohnung und Kontor. Das erfährt man bei Wiki Potsdam, das wie auch Wikipedia als Quelle das Buch „Der Alte Markt von Potsdam“ von Tobias Büloff angibt.

Potsdamer Dampfschokolade: Etikett aus der Dampfschokoladenfabrik von Johann Friedrich Miethe an der Alten Fahrt in Potsdam.

© POTSDAM MUSEUM/Potsdam Museum

Die Produktion mittels Dampfmaschine ermöglichte Miethe größere Produktionsmengen. „Täglich circa 1000 Pfund Berliner Gewicht an Chocolade“ könne er nun produzieren, schrieb er in seinem Buch „Kurze Darstellung der alten und neuen Chocoladen-Bereitungs-Art“. In diesem Buch beschrieb Miethe vor allem das von ihm entwickelte Verfahren sehr ausführlich. Er wollte damit den Beweis antreten, dass maschinelle Produktion und beste Qualität sich nicht ausschließen. Wettbewerber zweifelten genau daran.   

Die Schokoladenzeit an der Humboldtstraße endete bereits Mitte der 1870er Jahre wieder. Nach dem Tod von Miethe 1842 führten sein Bruder und später sein Sohn die Fabrik eher glücklos weiter. Der Sohn machte die Fabrik zu Läden und einer Gastwirtschaft mit Café und Pavillon am Wasser. 1887 entstand das „Café Humboldt“. Nur zwei Jahre später verkauften die Miethes das Grundstück. Die Käufer rissen die Gebäude ab. 1899 entstand hier das Palast-Hotel.

Den Namen Miethe findet man jedoch nur wenige Schritte weiter an der Alten Fahrt. „Adolf-Miethe-Ufer“ heißt der Weg hinter dem Museum Barberini und den neuen Wohnbauten. Adolf Miethe, der Erfinder der Farbfotografie, war ein Enkel des Schokoladenfabrikanten.   

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