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Bei schlechtem Wetter weiter undicht: Die Pläne für die Sanierung des Studentenwohnheims T1 an der Kaiser-Friedrich-Straße liegen zunächst auf Eis.

© Henri Kramer

Von Henri Kramer: T1 muss noch warten

Konflikt zwischen Schlösserstiftung und Studentenwerk um Sanierung von Potsdams größten Wohnheim

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Eiche - Streit um Potsdams größtes Wohnheim für Studenten, das sogenannte T1 in der Kaiser-Friedrich-Straße: Nach PNN-Informationen blockiert die Schlösserstiftung die geplante Sanierung des Achtgeschossers und hat Einspruch gegen den Bauantrag erhoben, den das Studentenwerk für die Arbeiten bereits eingereicht hat. In der Folge könnten möglicherweise bis zu 1,2 Millionen Euro aus den Mitteln des Konjunkturpakets der Bundesregierung ungenutzt bleiben. „Die Planungsarbeiten für die Sanierung liegen derzeit auf Eis“, sagte gestern die stellvertretende Chefin des Studentenwerks, Christine Nießner, auf Anfrage.

Das T1, gebaut noch zu DDR-Zeiten, bietet Platz für 167 Studenten – und gilt als äußerst sanierungsbedürftig. Bewohner sprechen davon, dass das Dach bei Regen undicht ist. Das Studentenwerk wollte die Situation mit einer energetischen Sanierung verbessern, Fenster sollten erneuert und die Fassade mit Wärmedämmung versehen werden, so Nießner.

Doch die Schlösserstiftung ist gegen die Pläne. „Die Geschosshöhe beeinträchtigt Sichtachsen und Blickbezüge rund um das Neue Palais“, sagt Stiftungssprecher Ulrich Hinze. Deswegen sei aus Sicht seiner Institution, die in Potsdam das Weltkulturerbe verwalten und schützen soll, der Rückbau des Hauses auf sechs Geschosse „so schnell wie möglich“ nötig. Da es bei diesem Thema auch „andere Meinungen“ gäbe, zeichne sich nach Gesprächen mit der Unteren Denkmalschutzbehörde und dem Brandenburgischen Wissenschaftsministerium inzwischen ein Kompromiss ab: Die beiden oberen Geschosse des T1-Gebäudes würden demnach so saniert, „dass ein späterer Rückbau möglich ist“, so Henze.

Allerdings konnten gestern weder Potsdams Verwaltung noch das Ministerium diese Lösung so bestätigen. Auch das Studentenwerk dementiert gestern und wies den Vorschlag der Stiftung zurück. „Würde dies so umgesetzt, könnten wir die Fassade nur bis zur sechsten Etage mit einer Wärmedämmung versehen. Das würde schlimmer aussehen als bisher“, sagt Christine Nießner. In den zwei strittigen Etagen seien jeweils 24 Wohnungen vorhanden. Nicht ausschließen wollte Nießer, dass das Studentenwerk auf die Sanierung verzichtet, sollte keine Einigung gefunden werden. Damit würden die Fördergelder aus dem Konjunkturpaket verfallen, die bis Ende 2010 ausgegeben sein müssen.

Vor der Gefahr, dass die Förderchance ungenutzt verstreicht, warnt Lutz Mache, Student an der Universität Potsdam und zugleich stellvertretender Vorsitzender im Verwaltungsrat des Studentenwerks. Er kritisierte gestern massiv das Verhalten der Stiftung: „Das ist in keiner Weise akzeptabel.“ Mache begründete seine Verärgerung mit dem ohnehin knappen Wohnungsangebot für die rund 24000 Potsdamer Studenten: So liege der Versorgungsgrad mit Wohnheimplätzen in Potsdam bei unter neun Prozent – im Vergleich zu etwa zwölf Prozent im Bundesgebiet sei dies unterdurchschnittlich. Auch der für nächstes Jahr geplante Bau eines Studentenheims mit über 200 Wohnungen in Golm werde an dieser Situation grundsätzlich nur wenig ändern, so Mache weiter – weswegen jeder Platz in diesem Segment benötigt würde. „Wenn aber die oberen Etagen im T1 nicht saniert werden, dann kann dort keiner mehr wohnen.“

Vor diesem Hintergrund hoffe er auf zahlreiche Proteste von Studenten gegen die Haltung der Schlösserstiftung. Gleichzeitig kündigte Mache seinen Widerstand an, sollte sich die Geschäftsführung des Studentenwerks doch noch auf eine „halbe Sanierung“ einlassen. „Es gibt einen geltenden Beschluss, dass das Haus komplett saniert wird – dieser muss eingehalten werden.“

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