
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Tafel demnächst auch mit Tiefkühl-Ware
Essen für Bedürftige: Neue Ausgabestelle in der Drewitzer Straße an die Potsdamer Tafel übergeben
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Waldstadt - Die Potsdamer Tafel hat wieder eine dritte Ausgabestelle: Am Montag erfolgte die Schlüsselübergabe durch die Potsdamer Sozialbeigeordnete Elona Müller-Preinesberger (parteilos) für das 250 Quadratmeter große Gebäude in der Drewitzer Straße 22a. „Das sind deutlich verbesserte Bedingungen, ich bin hochzufrieden“, sagte Tafel-Mitarbeiter Hans-Jürgen Meißner, der künftige Leiter der Ausgabestelle. Noch sind die Räume des ehemaligen Getränkemarktes leer, es müssen noch Arbeitstresen besorgt werden. Jeden Freitag ab 13 Uhr sollen hier Lebensmittel ausgegeben werden, zum ersten Mal am 28. Juni.
Der neue Standort ist etwa doppelt so groß wie die zwei anderen Ausgabestellen in der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde in der Schopenhauerstraße und in der Kirche im Kirchsteigfeld, wo der Tafel-Verein jeweils als Gast seine Arbeit betreibt. Das neue Gebäude hingegen steht den künftig etwa 14 ehrenamtlichen Mitarbeitern komplett zur Verfügung. Tragen muss der spendenfinanzierte Verein nur die Betriebskosten sowie die Anschaffung der Inneneinrichtung und des Kühlraums, die Bruttokaltmiete von rund 25 000 Euro jährlich übernimmt die Stadt für zehn Jahre.
Mit der neuen Ausgabestelle wurde ein Ersatz für die im September geschlossene Ausgabestelle im Bürgerhaus Am Schlaatz gefunden, wo es immer wieder chaotisch zugegangen war. Die Suche nach neuen Räumen lief schon seit mehr als fünf Jahren, laut Stadtverwaltung sind dabei mehr als 30 Standorte geprüft worden. Die Entscheidung für die Drewitzer Straße fiel im Februar 2013, die Übergabe hatte sich jedoch wegen Unstimmigkeiten zwischen der Stadtverwaltung und der Tafel über das Prozedere der Mietkostenübernahme verzögert (PNN berichteten).
Das im Besitz des Kommunalen Immobilien Service (KIS) befindliche Gebäude wurde bislang vom städtischen Energieversorger Energie und Wasser Potsdam (EWP) gemietet, der die Räumlichkeiten für die Tafel behindertengerecht renovierte sowie die nötigen elektrischen und sanitären Anlagen einbaute; finanziert wurde der Umbau von der Stadt Potsdam.
Besonders der Lagerraum und der Kühlraum freute die Mitarbeiter der Tafel: „Damit können wir zum Beispiel Tiefkühlpizzas lagern“, sagte Meißner. Müller-Preinesberger warnte jedoch: „Die Tafeln sollen kein Supermarkt für Arme werden.“ Damit nahm die Sozialbeigeordnete Bezug auf die vor Kurzem bundesweit aufgeflammte Diskussion um die Nahrungsverteilung für Bedürftige: Kritiker klagen, die Tafeln würden sich zu festen Institutionen entwickeln, durch welche die Politik immer weniger soziale Verantwortung für arme Menschen übernehmen müsse. Es bestehe zudem die Gefahr, dass die Tafeln als billige Einkaufsmöglichkeit missbraucht werden. Bereits 2012 hatte sich ein Aktionsbündnis mit dem Motto „Armgespeist – 20 Jahre Tafeln sind genug“ gegründet. Meißner zeigte Verständnis für die Bedenken Müller-Preinesbergers: „Es darf natürlich kein Handel mit alten Lebensmitteln getrieben werden.“
Laut Angaben des Vereins werde die Tafel regelmäßig von etwa 1 200 Potsdamern genutzt. Meißner rechnet am neuen Standort mit ähnlichen Kundenzahlen wie an den anderen beiden Stellen, etwa 150 Personen pro Tag. Für jeden Besuch bei der Potsdamer Tafel zahlt ein Erwachsener einen Euro. Erik Wenk
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