Von Henri Kramer: Tanzen in der Pixelwelt
Ab Donnerstag findet in Potsdam ein Festival für kreatives Computerspielen statt, das sich speziell an Lehrer und Schüler richtet
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Ein Walzer-Paar in der sonst mit Pixelblut vollen Welt eines Computer-Ballerspiels, die Tanzschritte programmiert von Jugendlichen. Für Jana Dugnus ist diese ungewöhnliche Mischung ein typisches Beispiel dafür, was sich ab dem morgigen Donnerstag im Schaufenster der Fachhochschule in der Friedrich-Ebert-Straße erleben und entwerfen lässt. Unter dem Titel „play 09“ soll drei Tage lang gezeigt werden, wie sich Computerspiele ganz anders nutzen lassen, als dies Klischees vorsehen. Besonders Schulen sollen von diesem Ansatz profitieren, hofft Dugnus, eine der Organisatorinnen des Festivals.
Ins Leben gerufen hat die Aktion die deutschlandweite Initiative „Creative Gaming“. Ihr Ansatz: Jugendliche spielen sowieso Computer. „Doch gibt es bisher keine pädagogischen Konzepte, wie sich das für den Unterricht nutzen lässt“, sagt Jana Dugnus. Das müsse sich ändern. Spiele sollten als Möglichkeit anerkannt werden, sich kreativ auszudrücken. Das könne man auch in der Schule lernen, zugleich werde so der kritische Umgang mit dem Produkt Computerspiel gefördert, so die Medienpädagogin, die zugleich an der Potsdamer Filmhochschule studiert. Im Vorfeld des Festivals fanden so in Berlin und Brandenburg 14 Workshops statt, in denen über 250 Schüler und Pädagogen den „anderen“ Umgang mit Computerspielen erlernen sollten. Auf dem Festival sollen unter anderem die Ergebnisse dieser Projekte präsentiert werden.
Mit dabei ist die Lenné-Gesamtschule. Dort haben sich Schüler der siebten Klasse bei Projekttagen die Menschen-Simulation „Sims 2“ vorgenommen, bei der am Computer ein komplettes Leben nachgespielt werden kann. Die Schüler dagegen haben aus den Spielszenen einen Film produziert und mit ihren Stimmen synchronisiert. „Dabei sind ganz herzzerreißende Liebesdramen entstanden“, sagt Jana Dugnus. Gezeigt werden sollen sie am Freitag ab 18 Uhr. „Schon dieses Beispiel zeigt, dass Computerspiele nicht nur ein fertiges Produkt sind, sondern vielfältig gestaltet werden können.“
Entsprechend abwechslungsreich klingen auch andere Programmpunkte des Festivals. Es gibt Stationen, an denen ohne Programmierkenntnisse eigene Spiele entworfen werden. Zugleich werden auch Tische vorbereitet, an denen Videospiel-Figuren mit Schere, Papier und Farben gestaltet werden können, virtuelle und echte Realität sollen so verschmelzen. In einer Ausstellung wird zudem Medienkunst mit Computerspielen gezeigt. Dazu kommen Vorträge und Talkrunden zum kreativen Umgang mit Computerspielen, einem laut Jana Dungus „schwierigem Thema“. Denn leicht sei es nicht, gerade Schulen mit diesem Thema zu konfrontieren. „Da gibt es viel Skepsis.“ Inzwischen findet das Festival zum zweiten Mal in Potsdam statt, im Vergleich zu 2008 wirkt das Programm vielfältiger.
Enden wird das Fest übrigens mit einem besonderen Wettstreit. Er beginnt am Samstag um 21 Uhr und heißt: „Unreal Tanz-Wettbewerb“. Die Unreal-Serie ist gehört zu den bekanntesten Ballerspielen und bietet viele verschiedene Charaktere. Bei „Play 09“ sollen diese Figuren auf Großbildschirme projiziert werden. Dazu läuft elektronische Musik, zu der die Pixel-Helden mit Maus und Tastatur bewegt werden sollen, möglichst im Rhythmus. Jana Dugnus: „Wer die schönste Choreografie umsetzt, gewinnt.“
Im Internet:
www.play09.de
Das Video wurde uns freundlicherweise von PotsdamTV zur Verfügung gestellt
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