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Landeshauptstadt: Tatenreich und schlafarm

Andrea Wicklein in einem der „schwierigsten Wahlkämpfe für die SPD“

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Andrea Wicklein in einem der „schwierigsten Wahlkämpfe für die SPD“ Am 18. September entscheiden die Wähler des Wahlkreises 61 mit über die Zusammensetzung des neuen Bundestages, bestimmen mit ihrer Erststimme aber auch, welcher Direktkandidat den Potsdamer Wahlkreis im Bundestag vertritt. PNN-Mitarbeiter haben die Direktkandidaten von SPD, CDU, PDS, Bündnis 90/Grüne und FDP im Wahlkampf begleitet und stellen sie den Lesern vor. Heute: Andrea Wicklein (SPD) Humpelnden Schrittes kommt Andrea Wicklein aus dem Paul-Löbe-Haus im Berliner Regierungsviertel. „Beim Straßenwahlkampf eine Bordsteinkante übersehen“, meint sie lächelnd. Die SPD-Direktkandidatin, die 2002 aus dem Stand heraus den Wahlkreis 61 holte, zeigt vollen Körpereinsatz in „einem der schwierigsten Wahlkämpfe für die SPD“. „Kämpft für unsere Politik!“ soll Kanzler Gerhard Schröder in einer der letzten SPD-Bundestagsfraktionssitzungen gesagt haben. Für Andrea Wicklein kein Problem: Sie steht für das Ganztagsschulkonzept der Sozialdemokraten, für den Ausbau der Kinderbetreuung, um eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erreichen. Sie verteidigt auch die Reformen in der Arbeitsmarktpolitik. „Nur ist es uns nicht gelungen, unsere Politik zu erklären“, gesteht sie. Dass die „sozialen Sicherungssysteme“ modernisiert werden müssen, ist für sie unumstößlich. „Auch wenn es für mich hart war, der Absenkung des Arbeitslosenhilfegeldes auf Sozialhilfeniveau zuzustimmen.“ Doch sie hatte gehofft, dass die eingeführten Hartz IV-Agenturen neue Chancen für die Betroffenen bieten würden. „Ich hoffe das auch weiterhin.“ Das Gefühl der Arbeitslosigkeit kennt Andrea Wicklein. Und betont das auch. „Ich habe den Wendeknick ebenso gespürt wie viele andere DDR-Bürger.“ Allein erziehend und ohne Job musste sie sich neu orientieren. Sie habe „ganz schön durchgehangen“. Den Kopf in den Sand gesteckt habe sie aber nie, sagt die 47-Jährige. ABM-Stelle bei der Bürgerberatung, erster Kontakt zur SPD, Mitarbeiterin im Bundestagsbüro des Brandenburger SPD-Abgeordneten Emil Schnell und schließlich 2002 der Entschluss, selbst zu kandidieren. Sie sei überredet worden. „Die wichtigste Entscheidung für mich bisher“, glaubt sie. Ihre Geschichte erzählt sie vor allem Jugendlichen sehr gern, „um zu beweisen, dass Chancen da sind, man den Mut haben muss, diese zu ergreifen. Und man braucht Menschen, die einen unterstützen.“ Die gebürtige Babelsbergerin denkt in Wir-Form. Ohne die vor allem jungen Wahlhelfer hätte sie es nicht geschafft, 2002 mit 75000 Stimmen zu gewinnen. „So viel wollen wir wieder holen.“ Vor drei Jahren half ihr der Bonus, den die Sozialdemokraten im roten Brandenburg genießen. Diesmal wird sie jedoch an dem gemessen, was sie geleistet hat. Andrea Wicklein ist präsent. Und das nicht nur während des heißen Wahlkampfs. Sie hat das Ohr am Wähler bei ihren regelmäßigen Wahlkreisbesuchen, erkundigt sich vor allem bei Forschungs- und Wissenschaftseinrichtungen, die zu ihrem parlamentarischem Arbeitsschwerpunkt gehören. „Wo Wissen ist, entsteht Arbeit“, erklärt sie. Ihr Gesellenstück ist eine Initiative für die stoffliche Nutzung nachwachsender Rohstoffe. „Kunststoff aus Mais und Roggen“, umreißt Andrea Wicklein die Neuerung, für die sie kämpft. Entwickelt hat dieses Verfahren die Bio-Raffinerie. Für den Durchbruch des Teltower Instituts schafft sie mit einer Initiative den parlamentarischen Weg, damit die Forschungsergebnisse in Produktion gehen können. Diesen Auftrag wolle sie gern vollenden. Mit Befürwortern und Gegner der Initiative setzt sie sich zusammen, sucht nach Lösungen. Ihre Stärke ist die Kompromissbereitschaft. Schwächen lässt sie zurzeit nicht zu, sagt sie. In Wahlkampfzeiten zählt Durchhaltevermögen, nächtlich bekommt sie nur fünf bis sechs Stunden unruhigen Schlaf. Drei Jahre sind nach Ansicht der Bundestagsabgeordneten zu kurz, um Dinge zu Ende zu bringen. Andrea Wicklein will sich noch mehr als bisher für stärkere Investitionen bei Bildung, Wissenschaft und Forschung einsetzen – in der nächsten Wahlperiode. Und, so hofft sie, nicht unbedingt in einer großen Koalition unter CDU-Führung: „Die SPD als Juniorpartner unter einer Kanzlerin Angela Merkel – für mich eine gruselige Vorstellung.“

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