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Seit Beginn des Jahres hat die Tierrettung Potsdam zwei tote Tauben und zehn verletzte oder verschnürte Tauben aus den Netzen geborgen.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Taubenplage in Potsdamer Bahnhofspassagen: Problem hat sich offenbar durchs Verscheuchen verlagert

In den Potsdamer Bahnhofspassagen halten sich vermehrt Tauben auf – weil sie von den Bahnsteigen vertrieben werden, sagen Tierschützer. Das Centermanagement will die Vögel intensiver vergrämen.

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Wer in den letzten Wochen und Monaten durch die Potsdamer Bahnhofspassagen gegangen ist, wird dort vermehrt Tauben bemerkt haben: Sie sitzen auf den Mauervorsprüngen, fliegen durchs Gebäude und hinterlassen Kot auf dem Boden. „Das Taubenproblem hat in den vergangenen Monaten sehr zugenommen“, schreibt die Potsdamerin Claudia Maul in einem Brief an das Gesundheitsamt Potsdam, in der sie den „massiven Taubenkot an vielen Stellen“ beklagt.

Das Centermanagement der Bahnhofspassagen beteuert, das man das Problem auf dem Schirm habe: „Um einer zunehmenden Taubenpopulation entgegenzuwirken, wurden bereits Ende 2024 / Anfang 2025 an mehreren Stellen (auf der Spange, Eingangsbereich Nord und Süd, Außenbereich) gezielt Vergrämungssysteme installiert“, sagt Unternehmenssprecher Jonas Hamm. Dazu zählen etwa Spikes auf Lampen, Stützen und Fassadenkanten sowie Netze im Bereich eines außenliegenden Treppenhauses.

Die Tauben versuchen irgendwo unterzukommen, weil ihre gewohnten Plätze durch Spikes oder Netze nicht mehr erreichbar sind.

Claudia Schwarzer von der Tierrettung Potsdam

„Darüber hinaus wurde im Juli 2025 gemeinsam mit der Deutschen Bahn ein Vor-Ort-Termin durchgeführt, um weitere Optimierungsmaßnahmen zu prüfen. Aktuell erwarten wir hierzu ein Angebot für zusätzliche Spikes und Netze im Innenbereich, insbesondere unterhalb der Dachverglasung und vor den Glasfassaden der Eingangsbereiche Nord und Süd“, so Hamm. Alle Maßnahmen würden sich an „geltenden tierschutzrechtlichen Vorgaben“ orientieren.

Seit Monaten gibt es im Hauptbahnhof großflächige Vergrämungsmaßnahmen gegen die Tauben – allerdings vor allem auf den Bahnsteigen, für die die Deutsche Bahn zuständig ist. Dort sind tatsächlich mittlerweile weniger Tauben zu sehen. Für die Bahnhofspassagen hingegen ist nicht die Bahn, sondern das Centermanagement verantwortlich.

„Ich bin der Meinung, dass die Vergrämungsmaßnahmen die Hauptursache dafür sind, dass es nun mehr Tauben in den Bahnhofspassagen gibt“, sagt Claudia Schwarzer von der Tierrettung Potsdam. „Die Tauben versuchen, irgendwo unterzukommen, weil ihre gewohnten Plätze durch Spikes oder Netze nicht mehr erreichbar sind.“ Hinzukomme, dass die Tiere an unzugänglicheren Stellen brüten würden, an denen man keine Eier austauschen könne, so Schwarzer: Die Tierrettung ersetzt regelmäßig Taubeneier am Hauptbahnhof durch Plastikeier, um die Population kleinzuhalten.

Mehrere tote und verletzte Tauben geborgen

Aus Sicht der Tierrettung verschiebt das Verscheuchen das Problem also nur. Abgesehen davon werden die Maßnahmen seit langem als Tierquälerei kritisiert: Die Tierrettung habe laut eigener Aussage seit Beginn des Jahres zwei tote Tauben und zehn in Netzen verschnürte oder verletzte Tauben geborgen. Zudem wurden 14 flugunfähige Jungtiere gerettet, die aus dem Nest gefallen waren.

Tauben am Hauptbahnhof Potsdam.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Regelmäßig würden sich Tauben in den Netzen verfangen, so der Vorwurf. Beim Versuch sich zu befreien, verletzen sich die Tiere immer wieder stark. Wenn sie es nicht schaffen sich zu befreien, verhungern sie.

Etwa 100 bis 150 Stadttauben leben aktuell am Potsdamer Hauptbahnhof, die Tierrettung fordert für sie einen betreuten Taubenschlag.

„Wir nutzen jede tierschutzgerechte Möglichkeit, um die Taubenpopulation in einem vertretbaren Rahmen zu halten“, sagt eine Sprecherin der Deutschen Bahn auf Nachfrage der PNN. „Dazu gehört unter anderem auch die Errichtung von Taubenhäusern. Jedoch muss zum einen Platz vorhanden sein (zum Beispiel Abstand zu Oberleitungen), zum anderen dürfen die Einflugschneisen nicht über den Kundenbereichen liegen, damit unsere Gäste nicht durch Vogelkot beschmutzt werden.“

Ein solches Taubenhaus gebe es etwa am Berliner Bahnhof Südkreuz für etwa 400 Tauben, so die Bahnsprecherin, betreut und finanziert werde es von Ehrenamtlichen. Einen Taubenschlag am Potsdamer Hauptbahnhof lehnt das Unternehmen ab.

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