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Theorie und Praixs. Nebenbei forschte der Arzt auch auf seinem Gebiet.

©  M. Thomas

Landeshauptstadt: Tausenden das Sehen wiedergegeben

Dirkpeter Schulze war 26 Jahre lang Chefarzt der Augenklinik Potsdam und behandelte dort auch so manche Berühmtheit. Morgen wird er 70 Jahre alt

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Viele Potsdamer, die in den letzten zwanzig Jahren wegen einer Augenerkrankung das Ernst-von-Bergmann-Klinikum aufgesucht haben, sind ihm schon begegnet: Dirkpeter Schulze, 26 Jahre lang Chefarzt der Augenklinik Potsdam, seit 2009 im Ruhestand. Zudem ist Schulze seit 1994 bis heute Vorsitzender des Sozialwerks Potsdam e.V. Am morgigen Mittwoch feiert der vielleicht bekannteste Augenarzt der Landeshauptstadt seinen 70. Geburtstag.

Studiert hatte der gebürtige Greifswalder in seiner Heimatstadt bei Georg Günther, „der führende Augenarzt in der DDR und mein großes Vorbild“, so Schulze. Nach dem Studium arbeitete er acht Jahre lang an der Uni-Klinik in Greifswald und war dabei unter anderem an der Entwicklung des ersten OP-Mikroskops der DDR beteiligt.

Er habe seinen Beruf in einer Zeit großer Veränderungen ergriffen, erinnert sich Schulze: „Ende der Siebziger-Jahre gab es eine Revolution der Augenheilkunde.“ Die Mikrochirurgie wurde eingeführt, die Miniaturisierung der Instrumente schritt voran, es gab viele neue Behandlungsmethoden und das Aufkommen von Computern veränderte die Diagnostik grundlegend.

1977 folgte der Wechsel nach Berlin, wo Schulze bis 1982 als Oberarzt an der Charité tätig war. 1983 übernahm er den Chefarzt-Posten der Potsdamer Augenklinik, und war damit zur richtigen Zeit am richtigen Ort: „Ich hatte Glück, ich bin hierherberufen worden, als der Neubau gerade fertig wurde.“ Zuvor sei die Augenklinik in einer alten Villa in der Hans-Thoma-Straße gewesen, wo Schulze noch sechs Wochen arbeitete: „Operiert wurde in Wohnzimmern mit Stuckdecke und die Betten mussten die Treppe rauf- und runtergetragen werden“, erinnert er sich. Die neue Augenklinik hingegen gehörte damals zu den modernsten in der ganzen DDR: „Wir hatten den neuesten Stand der Technik: Wir konnten künstlichen Linsen einpflanzen, die Netzhaut operieren und – mein persönliches Steckenpferd – Hornhäute verpflanzen.“

Gleich zu Beginn seiner Tätigkeit in Potsdam bekam Schulze es mit einem schweren Fall zu tun: „Eine meiner ersten Patientinnen war eine Bildhauerin aus Potsdam, die wegen einer Viruserkrankung an der Hornhaut erblindet war. Doch wir konnten ihr eine neue Hornhaut geben und sie konnte ihre Arbeit fortführen.“ Im Laufe seiner langen Karriere habe er Tausenden von Patienten das Sehen wiedergeben können, schätzt Schulze. Dieses Glücksgefühl, anderen Menschen helfen zu können, sei stets ein Hauptantrieb für ihn gewesen.

Doch was war mit den Menschen, denen man das Sehen nicht wiedergeben konnte? „Wer kümmert sich um sie? Solche Menschen können schnell vereinsamen“, sagt Schulze. Daher trat er 1994 dem Sozialwerk Potsdam e.V. bei und wurde prompt dessen Vorsitzender. Als solcher baute Schulze die Beratungs- und Veranstaltungsangebote für Blinde und sehbehinderte Menschen aus, beispielsweise organisiert die Vereinigung regelmäßig Ausflüge für Sehbehinderte und bietet telefonische Beratung an. Derzeit hat das Sozialwerk rund 150 Mitglieder.

Nicht nur in der Praxis, auch in der Forschung konnte Schulze Erfolge verbuchen: So wirkte er unter anderem an der Verbesserung funktionsdiagnostischer Laser- und Ultraschallbehandlungen mit und erforschte die Ursachen von Augenerkrankungen durch Diabetes. Nach seinem Ruhestand war Schulze noch drei Jahre ehrenamtlich in der Augenklinik tätig, bis heute wird er regelmäßig zu Fortbildungsveranstaltungen eingeladen.

Während seiner Arbeit in Potsdam hat Schulze auch manch bekannte Persönlichkeit behandelt: „Die haben ja auch mal Augenkrankheiten“, sagt er. Dazu zählten Bürgermeister und Ministerpräsidenten ebenso wie Fernsehmoderatoren und Schauspieler, denn zwischen der Augenklinik bestand ein guter Draht zur DEFA, erzählt Schulze: „Wenn Schauspieler Probleme mit den Augen hatten, wurde sofort hier angerufen.“Erik Wenk

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