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Landeshauptstadt: Teddybären-Mails aus London

Britische Ministerin startete gestern Projekt zwischen Kita Märchenland und Wilbury Primary School

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Britische Ministerin startete gestern Projekt zwischen Kita Märchenland und Wilbury Primary School Von Nicola Klusemann Teddy Wilbury hatte gestern schon eine lange Reise hinter sich, als er mit Jacqui Smith, britische Staatsministerin für Schulen, in Drewitz aus dem Auto stieg. Die dunkelrote Mütze saß etwas schief zwischen den Plüschohren, der „Union Jack“ aus Papier, den Wilbury in der Pranke hielt, war ein bisschen verknickt. Das übersahen die Kinder der Kita „Märchenland“, die für den hohen Besuch zusammen mit ihrem Bären Max einen englischen Song einstudiert hatten. Danach gab’s zum Besiegeln der Partnerschaft zwischen der Wilbury Primary School in Nord-London und der Kindertagesstätte in der Paul-Wegener-Straße Bärentausch. Max geht heute auf Reisen und fliegt mit der Bildungsministerin nach England. Die beiden Kuscheltiere sind Botschafter. Sie sollen gemeinsam mit den Kindern dies- und jenseits des Ärmelkanals regelmäßig Mails schicken und aus den Einrichtungen berichten. Das vom Goethe Institut schon vor einer Weile initiierte Teddybärprojekt verschickte von Deutschland aus schon viele bärige Freunde in die ganze Welt. Dass aber eine Kita Partner ist, sei zumindest im Land Brandenburg einmalig, meinte ein Vertreter des hiesigen Bildungsministeriums. Als die britische Staatsministerin Smith vor einem Jahr an der Kultusministerkonferenz in London teilnahm, wurde die Wilbury-Grundschule mit angeschlossenem Kindergarten für das Teddybärprojekt ausgewählt. Jetzt musste man nur noch eine passende Einrichtung in Deutschland finden. „Man hat bei uns angerufen und einfach gefragt, ob wir uns das vorstellen können“, berichtete Peter Große, Geschäftsführer vom „Märchenland“, über das unspektakuläre Zustandekommen der gestern begonnenen Beziehung. „Hello, Wilbury“, rief Jacqui Smith in den Computer. In einem kleinen Bildausschnitt auf dem Monitor übertrug der Rechner Aufnahmen von freundlich lachenden Kindern und Lehrern – Webcam-Bilder aus Nord-London. Die Ministerin ließ Teddy Wilbury in die Minikamera winken, die ihren Potsdam-Besuch dokumentierte. Die ersten vorsichtigen Fragen an die Kinder in Deutschland waren schon per Mail gekommen. Die englischen Grundschüler lernen Deutsch und können dank modernem Medium gleich mal das Gelernte antesten. So wollten sie wissen, was die Kinder am anderen Ende der Verbindung am liebsten spielen und ob sie auch Schuluniformen tragen. Die Drewitzer Einrichtung in Trägerschaft des Internationalen Bundes besuchen rund 230 Kinder vom Krippen- bis zum Hortalter. Einmal in der Woche wird Englischunterricht angeboten, allerdings in Projektform, die Teilnahme daran sei freiwillig, erklärt Geschäftsführer Große. Nachdem sich die Schüler in London davon überzeugen konnten, dass ihr Teddy gut in Potsdam angekommen ist, stellte die Staatsministerin Bär Max vor. Den werde sie nun mit nach England nehmen und ihn schnell zur Wilbury Primary School bringen. Dass die Verbindung via Internet gestern so gut funktionierte, war der Verdienst von Michael Voigt, PC-Betreuer im „Märchenland“. Er werde auch dafür sorgen, dass die hoffentlich rege Bärenkorrespondenz gepflegt werde, versprach er. Einige Erzieherinnen hätten mit „professioneller Skepsis“ auf das Projekt reagiert, gestand Große, weil sie sich nicht vorstellen konnten, dass das funktioniert. Der Erfolg hänge nun davon ab, wie stark die Kinder für die Sache Feuer fingen. Und wenn daraus eine richtige Freundschaft erwachse, so der Geschäftsführer, sei auch ein Besuch in Nord-London nicht ausgeschlossen.

Nicola Klusemann

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