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So sah es bei der Geothermie-Bohrung am alten Tramdepot Potsdam aus.

© Andreas Klaer

Testbetrieb im September: Erste Geothermieanlage in Potsdam steht vor dem Start

Im September soll Potsdams erste Geothermieanlage in den Probebetrieb gehen. Weitere Bohrungen sollen bald folgen.

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Mitten im Hochsommer kreisen die Gedanken weniger ums Heizen. Aber der nächste Winter kommt bestimmt. Und in dem könnte die Heizenergie für hunderte Potsdamer erstmals klimafreundlich aus Erdwärme erzeugt werden: Die erste Tiefengeothermieanlage steht vor dem Start. Wie der Potsdamer Energieversorger Energie und Wasser Potsdam (EWP) auf PNN-Anfrage mitteilte, soll im September der Testbetrieb beginnen.

„Im Anschluss daran erfolgt voraussichtlich im Januar 2025 die offizielle Inbetriebnahme der Anlage“, so ein Sprecher. Rechnerisch können bis zu 6900 Haushalte allein aus der Anlage in der Teltower Vorstadt mit Fernwärme versorgt werden. „Die Geothermieanlage wird in der vollen Ausbaustufe 6.330 Tonnen CO₂ pro Jahr einsparen.“

Mitte Dezember 2022 hatte die Bohrung für Potsdams erste Tiefengeothermieanlage begonnen. Direkt genutzt werden soll die Wärme für die rund 700 Neubauwohnungen der Pro Potsdam in unmittelbarer Nachbarschaft, die derzeit entstehen. Die Hälfte ist bereits fertig.

Die Anlage in der Heinrich-Mann-Allee ist Potsdams Pilotprojekt in Sachen Wärmewende. Wie berichtet, plant die EWP bis 2030 von der Energiemenge bis zu 60 Prozent mit Geothermie und anderen regenerativen Energien zu erzeugen. Bis zum Ende des Jahrzehnts sind noch acht bis neun Projekte in der Tiefengeothermie geplant.

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Die nächsten Schritte will die EWP am Standort des alten Heizwerkes im Industriegelände machen. „Dort laufen bereits die Ausschreibungen und ersten Vergaben für die Bohrplatzplanung und die Bohrung.“ Auf der europaweiten Vergabeplattform ist die Frist für den Eingang der Teilnahmeanträge kürzlich abgelaufen. Gesucht wurde ein Generalunternehmer für Engineering – und Planungsleistung. Die EWP wolle an den Standorten des Heizkraftwerks, in der Gartenstraße und am Standort Lerchensteig jeweils eine Tiefengeothermie-Anlage errichten.

In der Gartenstraße soll es zwei Bohrungen geben wie in der Heinrich-Mann-Allee, am Heizkraftwerk sogar vier Bohrungen. Für den Standort am Lerchensteig fehlen noch Erkenntnisse über die Seismik. Deshalb soll dort zunächst der Untergrund untersucht werden, wie aus der Ausschreibung hervorgeht.

Geothermie nutzt die Wärme der Erdkruste. Ab 400 Metern Tiefe wird von Tiefengeothermie gesprochen. Dazu werden zwei Löcher gebohrt. Durch eines wird heißes Thermalwasser aus der Tiefe gepumpt, das seine Energie über einen Wärmetauscher abgibt. Das abgekühlte Wasser wird durch die zweite Bohrung wieder eingespeist.

Die EWP hat in Potsdam das Fernwärmemonopol. Zurzeit kommt die Energie hauptsächlich aus Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, die mit Erdgas angetrieben werden. In Zukunft soll die Temperatur in den Fernwärmenetzen schrittweise reduziert werden und regenerative Energiequellen für die Wärmeerzeugung gewonnen werden.

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© Rita Boettcher/Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffee

Potsdam hatte sich im Masterplan Klimaschutz zum Ziel gesetzt, die Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2050 gegenüber dem Basisjahr 1990 um 95 Prozent zu reduzieren. Das kostet erstmal viel Geld. Allein bis zum Jahr 2030 rechnet die EWP mit Investitionen in Höhe von 350 Millionen Euro. Allerdings fallen dann die laufenden Kosten für das Gas weg. Ohnehin muss bis 2035 das in die Jahre gekommene und mit Gas betriebene Heizkraftwerk Süd abgelöst werden.

Für einen Teil der Geothermiebohrungen hat die EWP auch erhebliche Fördermittel eingeworben. Zuletzt konnte man sich weitere 42 Millionen Euro Bundesförderung sichern. Allerdings muss auch immer ein Eigenanteil aufgebracht werden. „Die EWP arbeitet gemeinsam mit der Landeshauptstadt Potsdam sowie mit den Stadtwerken (SWP) und weiteren Partnern mit Hochdruck daran, tragfähige Finanzierungskonzepte zur Umsetzung der erforderlichen Projekte für die Transformation der Energie- und Wärmeversorgung erarbeiten“, so ein Unternehmenssprecher.

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