Landeshauptstadt: Teure Kopie-Zierde
Hohe Kosten für Schlossneubau, falls Attikafiguren in schlechtem Zustand sind
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Potsdam - Es sind deftige Worte von Saskia Ludwig. Die CDU-Fraktionschefin im brandenburgischen Landtag spricht von einem neuen „Beutekunst-Skandal“, ein gewissermaßen innerdeutscher Zwist zwischen Brandenburg und Berlin. Gemeint sind acht Attikafiguren. Einst zierten sie das Dach des Potsdamer Stadtschlosses. Seit 1966 stehen sie auf dem Dach der Seitenflügel der Humboldt-Universität in Berlin.
Die Skulpturen gehören der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG), die die Attikafiguren auch wieder auf das Dach des Landtagsneubaus stellen will. Allerdings gibt es einigen Widerstand in Berlin, das die Originale behalten und Potsdam nur Kopien geben will. Schon bei ersten Gesprächen waren bereits „nachvollziehbare konservatorische und denkmalpflegerische Argumente vorgebracht worden, die gegen eine Verbringung der Skulpturen auf den Landtagsneubau sprechen“, wie es aus dem brandenburgischen Finanzministerium heißt. Die Leitung der Humboldt-Universität will sich „konstruktiven Gesprächen“ nicht versperren, die Figuren seien zwar Teil des Baudenkmals, „gehören aber sicherlich dahin, wo sie herkommen“. Derzeit erstellt in Berlin das Landesamt für Denkmalpflege ein Gutachten über den Zustand der Figuren. „Die Frage ist, ob die Skulpturen transportfähig sind“, sagte Stiftungssprecher Ulrich Henze. „Natürlich gehören sie der Stiftung und wir würden sie gern auf dem neuen Stadtschloss sehen. Jetzt müssen wir aber erst einmal abwarten, was die Untersuchung bringt.“
Sollte sich herausstellen, dass der Zustand so bedenklich ist, dass die Figuren durch Kopien ersetzt werden müssen, „könnten die Originale allerdings auch nicht auf den Neubau des Landtages umgesetzt werden“, teilte das Finanzministerium jetzt mit. Und falls die Skulpturen nicht transportfähig sind, blieben für Potsdam ebenfalls nur Kopien. Bezahlen müsste diese allerdings nach Angaben des Finanzministeriums der Auftraggeber, in diesem Fall also derjenige, der die Figuren wieder aufs Dach des Landtagsneubaus in den Formen des Knobelsdorffschen Schlosses stellen will. Das wird teuer: Alle acht Figuren nachzubilden, dürfte nach Ansicht von Experten 320 000 Euro kosten. Fraglich ist, ob die Schlösser-Stiftung dafür aufkommt oder der Stadtschloss-Verein, der die Wiederbeschaffung von Skulpturen für das Stadtschloss finanziert und dafür Spenden sammelt. Derzeit lägen „noch keine Pläne“ der Stiftung „in Abstimmung“ mit dem Stadtschloss-Verein vor. Vorrang hätte die Übernahme der „in Obhut“ der Stiftung befindlichen Teile durch das Land.
Übrigens haben die Stadt Potsdam und der Bauträger für den Landtagsneubau, die BAM, ihren Streit um Details der Baugenehmigung weitgehend beigelegt. Nur über die 50 zusätzlichen Fahrradstellplätze besteht noch Uneinigkeit. Bis Ende November will die Stadt nun einen Kompromiss vorlegen. A. Fröhlich
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