
© Doris Spiekermann-Klaas
Landeshauptstadt: Tierheim-Pläne vor dem Aus
Mehrheit der Potsdamer Stadtverordneten lehnt geplanten Neubau in Fahrland aus Kostengründen ab
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Fahrland - Die Suche nach einem neuen Tierheim für Potsdam erlebt einmal mehr einen herben Rückschlag. Denn schon vor einer offiziellen Entscheidung in der Stadtverordnetenversammlung beerdigt eine Mehrheit der Fraktionen die Pläne für ein neues Tierheim am Rand der Eigenheimsiedlung Eisbergstücke in Fahrland. Vor allem die von der Stadtverwaltung veranschlagten hohen Kosten stoßen auf Skepsis in der Rathauskooperation um SPD, CDU, Grüne und FDP. Doch auch in der Opposition gibt es Widerstand gegen die aktuellen Tierheim-Pläne.
So sagte CDU-Fraktionschef Michael Schröder gestern den PNN, der Plan der Stadt sei nicht finanzierbar. Vor allem das an das Tierheim angedockte Sozialprojekt für Jugendliche müsse als neue freiwillige Leistung der Landeshauptstadt aufgegeben werden, da dies die Kosten in die Höhe treibe. „Die Stadtverwaltung muss sich fragen lassen, warum das Ergebnis nach mehreren teuren Ausschreibungen immer noch völlig unzufriedenstellend ist“, kritisierte Schröder. Er plädiere – um weitere Kosten für „verkorkste“ Ausschreibungen zu vermeiden – für die bisherige Lösung der Fundtierbetreuung im Pfötchenhotel in Beelitz. Ein Tierheimbau in Potsdam solle nur noch einmal angegangen werden, „wenn ein Anbieter von sich aus kommt und bauen will“.
Wie berichtet kostet die kommunale Pflichtaufgabe der Fundtierbetreuung in Beelitz aktuell 140 000 Euro im Jahr. Das neue Tierheim, das am Ende der Kienhorststraße entstehen soll und gegen das es Bürgerproteste gibt, würde die Stadt 430 000 Euro pro Jahr kosten. Die Einrichtung soll ein Konsortium aus der am Standort bereits ansässigen Gesellschaft für berufliche Aus- und Weiterbildung (GBA) und dem Verein Tiertafel Deutschland betreiben. Der Vertrag mit beiden Trägern soll auf 15 Jahre angelegt werden.
Auch die FDP beurteilt das skeptisch. „Es geht hier um ganz schön viel Geld, das würde die Folgehaushalte belasten“, sagte Fraktionschefin Martina Engel-Fürstberger. Sowieso könne ihre Fraktion die jahrelange Debatte kaum nachvollziehen. Bei den Grünen hieß es gestern, an der bisherigen Position, das erfolglose Ausschreibungsverfahren abzubrechen, habe sich nichts verändert: Potsdam solle lieber ein eigenes Tierheim bauen, für dessen Standort brauche es eine „Entscheidungsmatrix“ mit allen Vor- und Nachteilen. Ähnlich äußerten sich gestern die Potsdamer Demokraten (Ex-CDU): Das Tierheim solle eine städtische Gesellschaft planen und bauen. Dafür biete sich ein stadteigenes Gelände an der Marquardter Straße in Fahrland an. „Das hätte den Charme, dass die Fahrländer Bürger mit dem Standort einverstanden sind, wie sie in einer Bürgerversammlung nahezu einstimmig beschlossen haben“, so die Demokraten. Dazu müsse „endlich die unselige Koppelung“ von Tierheim und Sozialprojekt aufgegeben werden.
Auch die Linke sieht die Stadtverwaltung jetzt in der Pflicht. Angesichts der hohen Kosten der aktuellen Pläne könne die Stadt das Heim auch selbst auf einem kommunalen Grundstück errichten, so Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg: „Das muss ja kein Palast sein.“ Als Träger brachte er erneut den Tierschutzverein ins Spiel, dessen Verhältnis zur Rathausspitze aber als zerrüttet gilt.
Zuletzt hatte sich bereits der einflussreiche SPD-Stadtverordnete Pete Heuer angesichts der erwarteten Kosten gegen den Tierheim-Bau in Fahrland ausgeprochen. Überlegt wird in der Fraktion nach PNN- Informationen, ob Potsdam nicht auch nur mit einer kleineren Tierauffangstation auskommen kann.
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