Landeshauptstadt: Titel und Talente
Die Sportschule Friedrich-Ludwig-Jahn feiert heute Jubiläum. Die Erfolgsgeschichte begann vor 60 Jahren
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Gleich mehrere Klassen könnte die Sportschule Friedrich-Ludwig-Jahn allein mit ihren olympischen Medaillengewinnern aus verschiedenen Jahrezehnten füllen. Diese Erfolgsgeschichte begann vor 60 Jahren allerdings nicht in Potsdam, sondern einige Kilometer havelabwärts in Brandenburg. Dort wurde die Schule 1952 als Kinder- und Jugendsportschule gegründet. Ab 1956 gab es dann erweiterten Sportunterricht von der fünften bis zur zwölften Klasse. Mittlerweile haben Schüler und Absolventen der Schule insgesamt 124 olympische Medaillen und unzählige nationale und internationale Titel gewonnen. „Wenn man die alle aufzählt, wird man nicht fertig“, so die stellvertretende Schulleiterin Birgit Kossmann.
Nach 25 Jahren in Brandenburg wurde die Schule nach Potsdam verlegt und bekam neue Gebäude in der Zeppelinstraße – dort, wo sie auch heute noch zu Hause ist. Schulgebäude, Mensa, Turnhalle und auch das Internatshochhaus stammen aus dieser Zeit. Unter den Sportschülern, die damals den Umzug mitmachten, war neben der mit acht Gold- und vier Silbermedaillen erfolgreichsten deutschen Olympionikin der Sportgeschichte, der Kanutin Birgit Fischer, auch Ralph Welke. „Anfangs waren wir noch am Neuen Garten untergebracht. Im neuen Internat gab es dann mehr Platz“, so Welke, der 1979 sein Abitur machte und inzwischen erfolgreicher Cheftrainer der Potsdamer Kanuten ist. „Zum Schluss waren wir in der Klasse für die Kanuten noch zu zweit. Da war ich Klassenbester“, sagte Welke. Wegen der unterschiedlichen Trainingsanforderungen sind die Klassen nach Sportarten unterteilt. Ein paar Jahre später besuchte auch Holger Behrendt die Sportschule. Später gewann der Turner bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul olympisches Gold an den Ringen.
Heute liegt der Schwerpunkt in der Leichtathletik. „Derzeit gibt es zehn Sportarten“, so Kossmann. In den letzten Jahren sind vor allem Ballsportarten dazugekommen. Insgesamt besuchen fast 600 Schüler die Sportschule. Die Klassenstärken liegen zwischen 17 und 24 Schülern. Jährlich machen zwischen 70 und 80 das Abitur. Das hat auch Maxie Borchert vor. Die 18-jährige Potsdamer Volleyballerin ist nach zwei Jahren in Berlin wieder an die Sportschule zurückgekehrt. Mit der neuen MBS-Arena haben sich die Bedingungen noch einmal verbessert, so Borchert. Außerdem werde an der Sportschule viel für eine gute Atmosphäre auch unter den Schülern getan. „Die älteren Schüler übernehmen Patenschaften für die jüngeren“, so Borchert. Das sei vor allem für die Internatsschüler am Anfang eine Hilfe, wenn sie sich in der neuen Umgebung fremd fühlen. Der Bedarf danach dürfte wachsen, denn inzwischen kommen mehr als 100 Schüler aus anderen Bundesländern.
Doch ohne Brüche verlief die Geschichte der Sportschule nicht. Mit der politischen Wende veränderte sich an der Zeppelinschule viel. „Wir wurden zunächst eine sportbetonte Gesamtschule. Es kamen auch Schüler, die keinen Leistungssport betrieben“, erinnert sich Birgit Kossmann. Ike Landvoigt, Sohn des Ruder-Olympiasiegers Jörg Landvoigt und von 1985 bis 1993 Schüler an der Sportschule, erlebte dabei eine spannende Zeit. „Vom Mauerfall haben wir im Trainigslager in 1800 Meter Höhe auf einem bulgarischen Berg erfahren“, so Landvoigt. Die Wendezeit habe viele Lehrer verunsichert. „Das haben wir schon wahrgenommen.“ Trainingsanforderungen und das Leben im Internat hätten aber zu früher Selbstständigkeit beigetragen. Die Schule habe es ermöglicht, dass die Ausbildung neben dem Sport nicht zu kurz komme. „Schließlich werden die wenigsten mit dem Sport reich“, so Landvoigt.
Am heutigen Freitag wird auf dem Gelände ab 15 Uhr gefeiert. Ab 18.30 Uhr gibt es auch für Ehemalige und Gäste eine Festveranstaltung in der MBS-Arena.
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