Von Guido Berg und Sabine Schicketanz: Todesstoß für den Drewitz-Park? SPD und CDU ziehen Antrag für Bebauungsplan zurück / Entwicklung der Brache im Kirchsteigfeld auf Basis des Einzelhandelskonzeptes
Drewitz - Das umstrittene Einkaufszentrum Drewitz-Park kommt nicht wie bisher geplant. Nach massiven Protesten von Bürgern, Anwohnern, Händlern und Unternehmern haben gestern Abend die Fraktionen von CDU und SPD ihren Antrag, wonach die Verwaltung einen Bebauungsplan für das neue Center aufstellen soll, zurückgezogen.
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Drewitz - Das umstrittene Einkaufszentrum Drewitz-Park kommt nicht wie bisher geplant. Nach massiven Protesten von Bürgern, Anwohnern, Händlern und Unternehmern haben gestern Abend die Fraktionen von CDU und SPD ihren Antrag, wonach die Verwaltung einen Bebauungsplan für das neue Center aufstellen soll, zurückgezogen. Stattdessen beschloss der Hauptausschuss des Stadtparlaments einen Antrag der FDP, wonach der bisher geltende Bebauungsplan für die brach liegende Gewerbefläche am Kirchsteigfeld „fortgeschrieben“ werden soll. Dabei müsse das geltende Einzelhandelskonzept der Stadt Potsdam Grundlage sein. Der Wald zwischen Wohngebiet und Autobahn, der für das Center in großem Umfang gerodet werden sollte, soll nun weitgehend erhalten bleiben.
Mit dem Kompromiss der FDP finde man auf den „normalen Weg“ zurück, erklärte der Liberale Björn Teuteberg. Die Zukunft des Kirchsteigfeld-Gewerbegebiets liege jetzt in den Händen der Verwaltung, der Fachbereich der Bauverwaltung werde einen Vorschlag zur Entwicklung machen. CDU und SPD hatten in einem komplett unüblichen Verfahren mit ihrem Antrag versucht, sofort einen Bebauungsplan für den Drewitz-Park erarbeiten zu lassen. Diese Variante ist nun vom Tisch. Für den FDP-Antrag stimmten gestern im Hauptausschuss neben FDP und Grünen auch CDU und SPD, die Linke, Gegner der Center-Pläne, enthielt sich. Zuvor war ihr Vorstoß, eine Garantie für den Erhalt des Waldes abzugeben und nur eine Erschließungsstraße hindurch zuzulassen, gescheitert. Laut Teuteberg könnten Gewerbeflächen am Rande der Straße geprüft werden; auch eine Änderung des Einzelhandelskonzeptes zugunsten einer Ansiedlung in Drewitz schloss er nicht aus.
Eine Hintertür für Center-Projektentwickler Henrik Aldinger? Möglich, aber eher unwahrscheinlich: So sprach zwar Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) im Hauptausschuss davon, dass er Aldingers Projekt „im Grundsatz begrüße“, Baubeigeordneter Matthias Klipp (Bündnisgrüne) und Stadtplanungschef Andreas Goetzmann machten aus ihrer Ablehnung für die Pläne jedoch im Bauausschuss am Dienstagabend keinen Hehl.
Relativ unproblematisch sei nur die Bau- und Möbelmarkt-Ansiedlung, sagte Goetzmann. Der vorgesehene Supermarkt mit mindestens 5500 Quadratmetern Verkaufsfläche „widerspricht den Zielen der Landesentwicklungsplanung“, erklärte er. Er würde außerdem zu „einer kompletten Aushöhlung des Einzelhandelskonzeptes“ führen. Schon jetzt bestehe in Potsdam ein Überangebot von 9000 Quadratmetern Lebensmittel-Verkaufsfläche. Der Supermarkt und die auf 6700 Quadratmetern geplanten Fachmärkte – Drogerie, Zoobedarf, Babybedarf und Getränke – gefährdeten Vorortversorger wie das Havel-Nuthe-Center in Drewitz in ihrer Existenz. „Eine zehnprozentige Umsatzverteilung – bei diesen kränkelnden Zentren wäre das Ergebnis klar“, erklärte der Stadtplanungschef.
Die Bauverwaltung muss nun, vorbehaltlich der Zustimmung der Stadtverordnetenversammlung am kommenden Mittwoch, den alten Bebauungsplan Nummer 18 verändern, der in den 1990er Jahren für die Errichtung des Kirchsteigfeldes aufgestellt worden war. Dieser sah für die Fläche an der Ricarda-Huch-Straße, auf der Aldinger den Drewitz-Park errichtet sehen will, zahlreiche Bürogebäude vor. Gewerbe siedelte sich jedoch nie an, laut Jakobs auch wegen der fehlenden Zufahrtsstraße. Die Kosten von zwei bis drei Millionen Euro dafür könne Potsdam aber nicht bezahlen. Mit neuer Straße dürften die Chancen allerdings nicht schlecht stehen: Das neue Stadtentwicklungskonzept Gewerbe der Verwaltung soll einen Flächenmangel von 40 Hektar ausweisen.
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