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Landeshauptstadt: Trauer ohne Verklärung

Polnischer Botschafter nahm an Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag teil

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Innenstadt/Teltower Vorstadt – Zu einer Schweigeminute zum Gedenken an die Opfer der Weltkriege, Kriege und Bürgerkriege, rassistischer Verfolgungen und des Terrorismus rief Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) gestern Vormittag vor dem Sowjetischen Ehrenfriedhof am Bassinplatz auf. Auf dem Neuen Friedhof in der Heinrich-Mann-Allee sprachen wenig später Ministerpräsident Matthias Platzeck und der polnische Botschafter Marek Prawda. Zur Gedenkveranstaltung anlässlich des Volkstrauertages hatte der Kreisverband des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge eingeladen. Etwa 50 Potsdamer, darunter die Sozialbeigeordnete der Stadt und Kreisvorsitzende der Kriegsgräberfürsorge Elona Müller sowie etliche Lokal- und Landespolitiker, beteiligten sich mit Kranzniederlegungen an der Trauerveranstaltung.

Im Hinblick auf das von Neonazis am Tag zuvor im Brandenburgischen Seelow begangene so genannte „Heldengedenken“ sprach sich Jakobs gegen die Verklärung der Rolle der Wehrmacht im zweiten Weltkrieg aus. „Es kann bei der Bewertung der Wehrmacht nicht darum gehen, ob Soldaten ehrenhaft gekämpft haben oder nicht“, so Jakobs. Entscheidend sei, dass sie „Teil eines unmenschlichen Systems, des deutschen Nationalsozialismus“ gewesen seien, das einen „unberechtigten Vernichtungskrieg“ begonnen und geführt habe. Jakobs lobte das im vergangenen Jahr verabschiedete Gedenkstättenschutzgesetz des Landes. Damit sei „endlich eine Handhabe geschaffen, den so genannten Heldengedenken einen Riegel vorzuschieben“.

Der Schaden des Krieges wirke bis heute nach, sagte Ministerpräsident Matthias Platzeck in der Trauerhalle des Neuen Friedhofes. Er erwähnte die Toten des Luftangriffs auf die Stadt am 14. April 1945. Die Erinnerung daran sei „für uns Nachgeborene“ eine Verpflichtung. Der seien die Brandenburger am Sonnabend in Halbe und Seelow gerecht geworden, so Platzeck. Beim „Tag der Demokraten“ hätten sie bekundet, „dass Krieg und Gewalt und die Verherrlichung von Gewalt durch Rechtsextremisten keinen Platz in Brandenburg und Deutschland“ haben.

Platzeck dankte auch der Kriegsgräberfürsorge, die insgesamt zwei Millionen Kriegsgräber in 100 Ländern betreut. Die Workcamps für Jugendliche seien ein Beispiel für „erlebbare und im Gedächtnis bleibende, prägnante Geschichtsarbeit“, sagte er.

An das Motto der Kriegsgräberfürsorge – „Versöhnung über den Gräbern“ – hatte zuvor Marek Prawda, der polnische Botschafter in Deutschland, in seiner Rede erinnert. Im Bezug auf das deutsch-polnische Verhältnis plädierte Prawda dafür, „Erreichtes hoch zu schätzen“. Es bestehe bereits „mehr als ritualisierte Versöhnung“. Als Organisationen, „die zeigen, wie man aus der Vergangenheit für die Zukunft lernt“, würdigte er zum Beispiel das Maximilian Kolbe Werk, das seit 1973 KZ-Überlebenden hilft, und die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste. Auch der Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge habe die „Begegnung junger Menschen verschiedener Nationen gefördert“. Im deutsch-polnischen Verhältnis sei Geschichte wichtig, um „Gedächtnisverlust zu verhindern“, so der Botschafter. Es komme aber auch auf das gegenwärtige Leben an.

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