Landeshauptstadt: Traum FABRIKANTEN
ROBERT KRÜGER, 52istChef-Filmkunstmaler im StudioBabelsberg und arbeitete an dem Film„Inglourious Basterds“Die „Mona Lisa“ malt er in zwei Tagen. Er erfindet einen Monet, wenn das Original zu teuer ist.
Stand:
ROBERT KRÜGER, 52
ist
Chef-Filmkunstmaler im Studio
Babelsberg und arbeitete an dem Film
„Inglourious Basterds“
Die „Mona Lisa“ malt er in zwei Tagen. Er erfindet einen Monet, wenn das Original zu teuer ist. Schickt ganze Straßenzüge mit Pinsel und Spachtel auf Zeitreise in die 1930er. Außerdem hat Robert Krüger gerade seine zweite Erdumrundung mit dem Rad absolviert – rein rechnerisch. Denn der 52-Jährige radelt jeden Tag aus Sacrow zur Werkstatt in Babelsberg. Seit zehn Jahren zählt ein Computer die Kilometer.
Fast genauso lange ist Krüger auch schon Chefkunstmaler im Studio Babelsberg. Angefangen hat er 1986 als Stukkateur bei der Defa. „Wenn man beim Film arbeiten wollte, musste man nach Babelsberg“, sagt er. Beim Studium an der Dresdener Kunsthochschule wechselte er bald vom Bildhauerfach zur Theatermalerei. Denn er sah es ungern, dass er seine Figuren den Malern zur Fertigstellung geben musste. „Ich möchte eine Sache gern bis zum Schluss begleiten“, sagt Krüger.
Filmkunstmaler also. Und mehr: „Abteilungsleiter Oberflächen“ heißt sein Job offiziell. Nicht nur Kopien bekannter Gemälde und meterhohe Prospekte von Wolkenkratzern oder Märchenwald entstehen in Krügers Abteilung, sondern alle Art von Oberflächen: Von historischen Seidentapeten bis zur chromglänzenden Raumschiff-Ausstattung, von Marmorböden bis zum abgeplatzten Lack an der Tür.
Getrickst wird nicht nur, weil das Original zu teuer wäre – sondern auch zu schwer. Filmdekos müssen leicht und beweglich sein, Wände schnell entfernt werden können, damit die Kamera das Geschehen aus verschiedenen Blickwinkeln aufnehmen kann. Die Materialien, mit denen Krüger arbeitet, sind im Baumarkt zu haben. Aber es komme darauf an, sie „falsch“ einzusetzen, damit Farbe zum Beispiel vergilbt oder Risse bekommt – und die gewünschte „Patina“ entsteht.
Mit zwei Angestellten und einem Lehrling ist die Abteilung übersichtlich. Wenn aber in Babelsberg eine der großen Hollywood-Produktionen ansteht, dann hat es Krüger schnell mit einem Tross von 60 Leuten zu tun. Dass sich internationale Regisseure auf das Können der Babelsberger verlassen, freut ihn: „Wir kriegen Sachen von unseren früheren Filmen als Muster hingelegt. Das ist schön.“
Als Chefmaler ist er bei der Planung von Anfang an dabei, liest das Drehbuch. Die Hauptarbeit geschieht am Filmset. Vorher bespricht Krüger mit dem Setdesigner anhand von Materialproben in der Werkstatt die Formensprache des Films.
Es sei denn, der Regisseur heißt Quentin Tarantino. Die Arbeit für dessen Werk „Inglourious Basterds“ wird Krüger so schnell nicht vergessen. „Er hat erstmal alle 40 Abteilungschefs in einen Bus gesetzt, uns drei Tage rumgefahren und den Film Szene für Szene vor Ort erklärt und vorgespielt“, erzählt der 52-Jährige: „Danach habe ich absolut Bescheid gewusst.“
Auch wenn Krüger eher ein Mann der leisen Töne ist – die Begeisterung für seine Arbeit ist dem dreifachen Vater anzumerken. Mitte der 90er Jahre schon hatte er eine sonnenklare Vision: „Wenn man in fünf Jahren von ‚Traumfabrik‘ spricht, dann soll wieder Babelsberg gemeint sein.“ Krüger lächelt, wenn er sich daran erinnert: „Ich würde mal sagen: 100 Prozent Planerfüllung.“ Jana Haase
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