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Gelungene Symbiose: Der moderne Anbau an die Turmvilla in der Ribbeckstraße dominiert das Denkmal nicht, sondern unterstreicht seine Wirkung.

© Andreas Klaer

Von Peer Straube: Traumhaus buhlt um Denkmalpreis

Turmvilla in Bornstedt und Angerkirche im Rennen um Bundesauszeichnung

Von Peer Straube

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Bornstedt - Eine Traumvilla im Persius-Stil, mit Turm, von dem man die Orangerie im Park Sanssouci erblicken kann. In elegantem Rotton buhlt das pittoreske Bauwerk in der Ribbeckstraße um den Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege. Seit 15 Jahren wird die Auszeichnung vom Zentralverband des Deutschen Handwerks und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz vergeben.

In jedem Jahr wird der Preis in zwei Bundesländern ausgelobt, 2009 ist es neben Brandenburg noch Nordrhein-Westfalen. Zwölf Bauprojekte konkurrieren in der Mark um die Ehrung, zwei davon in Potsdam. Neben der Turmvilla in der Ribbeckstraße ist es die Kirche am Neuendorfer Anger in Babelsberg. 15 000 Euro gibt es für den Eigentümer des Denkmals als Preisgeld, die ausführenden Handwerksbetriebe erhalten eine Urkunde.

„Wir wollen private Denkmalbesitzer ermuntern, qualifizierte Handwerksbetriebe mit der Sanierung zu betrauen und nicht nur aufs Geld zu schauen“, beschreibt Ursula Schirmer von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz das Ansinnen. Außerdem soll das Handwerk darauf aufmerksam gemacht werden, dass es sich lohnt, sich auf die Sanierung von Denkmalen zu spezialisieren.

Gestern inspizierte die Fachjury, die über die Preisvergabe entscheidet, die Potsdamer Bewerber. Das Gremium ist neben Stiftungsvertretern mit Angestellten des Landesdenkmalamtes besetzt, auch mit Architekten, darunter der Potsdamer Christian Wendland. Die Chance, dass die Turmvilla ausgezeichnet wird, ist laut Schirmer angesichts der starken Konkurrenz allerdings gering. Das Haus kann nur in einem Gewerk punkten, nämlich bei der Fassadenrestaurierung.

Bei anderen Objekten hätten dagegen viele Handwerksbetriebe eine Bewerbung abgegeben – vom Maler über Stuckateure bis zum Elektriker. Haben sie alle gemeinsam dafür gesorgt, dass ein Denkmal so originalgetreu wie möglich restauriert wurde, steigen auch die Chancen auf den Preis.

Die Restauratoren hätten an der Bornstedter Turmvilla dennoch hervorragende Arbeit geleistet, lobt die Jury. Architektin Katja Meran vom Potsdamer Büro 3PO beschreibt die Schwierigkeiten. So mussten etwa mehrere Farbgutachten erstellt werden, um den originalen Ton des Bauwerks festzustellen. Auch die Integration des modernen Anbaus, der Küche und Kinderzimmer aufgenommen hat, darf als geglückt angesehen werden. Erbaut wurde die Villa im italienischen Stil etwa zur Zeit der Reichsgründung um 1870. Möglicherweise von Ludwig Persius’ Sohn Reinhold, wie Wendland mutmaßt. Sie ist samt Grundstück Bestandteil des Unesco-Weltkulturerbes. Zuletzt war sie in mehrere Wohnungen aufgeteilt – die nachträglich eingezogenen Zwischenwände wurden entfernt, das Haus erhielt auch innen seinen ursprünglichen Zustand nebst Wand- und Deckenmalereien zurück.

Wer den Preis gewonnen hat, entscheidet sich allerdings erst am 26. November. Ministerpräsident Matthias Platzeck soll ihn dann überreichen.

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