Von Juliane Sommer: Traumwohnung mit Traumblick
Joachimsthaler Wasserturm ist 50 Jahre alt / Britisches Ehepaar baute Gebäude zu Aussichtsturm um
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Joachimsthal - Schon der erste Blick vom Joachimsthaler Wasserturm in die Weiten der Uckermarck begeisterte das britische Ehepaar. Im Januar 2003 erklommen Sarah Phillips und ihr Mann Richard Hurding das Gebäude. „Damals musste man noch auf einer rostigen Leiter durch den alten Wasserkessel steigen, um auf die oberste Etage zu kommen“, erzählen sie. Der Blick vom Turm auf die Schorfheide und den Grimnitz-See war für sie überwältigend.
„Wir hatten sofort die Idee, hier eine Aussichtsplattform für Schorfheide-Besucher zu bauen. Und für uns eine Wohnung“, sagte Sarah Phillips. Das britische Designer-Paar hatte nach einer Tour durch die Welt beschlossen, sich im Umland von Berlin niederzulassen.
Der 1960 gebaute Wasserturm, der nur bis Mitte der 1980er Jahre für seinen eigentlichen Zweck genutzt wurde und danach der Feuerwehr zur Waldbeobachtung diente, war für sie das Traumhaus schlechthin.
„Nach langen Verhandlungen mit der Treuhand und der Kommune konnten wir das Gelände erwerben, den Wasserturm für 99 Jahre pachten und 2005 begann der Aus- und Umbau“, erinnert sich die Designerin.
Auf sechs Ebenen baute sich das Paar eine Wohnung aus. Neben dem Turm wuchs eine zweite Säule aus Beton und Glas aus der Erde, ein Fahrstuhl, mit dem die Besucher aufs Dach gelangen können. Im Frühjahr 2006 war es soweit: Die Aussichtsplattform, von Sarah Phillips auf den Namen „Schorfheide-Biorama“ getauft, wurde eröffnet.
„Es war ein riesiger Erfolg, am zweiten Tag standen 600 Besucher bei uns Schlange, die den Blick genießen wollten“, erinnert sie sich.
Mittlerweile haben über 58 000 Menschen das Biorama besucht. Aus einer Höhe von 123 Metern über den Meeresspiegel – der Turm steht auf einem 102 Meter hohen Hügel – können die Gäste bei gutem Wetter bis nach Polen blicken. Unmittelbar zu Füßen des Turms breitet sich der Grimnitzsee aus.
Mit dem Biorama hat das britische Ehepaar jedoch nicht nur ein touristisches Highlight geschaffen. Das Gelände hat sich in den vergangenen Jahren auch als Ort für Ausstellungen, Kino- und Theaterabende sowie Performances einen Namen gemacht.
Ursprünglich konnte die sogenannte weiße Villa, die sich auch auf dem Gelände befindet, für Veranstaltungen und Ausstellungen mit genutzt worden. Doch das Ende des 19. Jahrhunderts durch den Gründer vieler Bedürfnisanstalten und anderer sozialer Einrichtung Rudolf Protz errichtete Gebäude ist mittlerweile so baufällig, dass es nicht mehr betreten werden darf.
Um die Villa ranken sich die nächsten Zukunftspläne des Ehepaares. „Wir möchten sehr gern eine Galerie, einen Saal und ein Café hier installieren“, sagt die Britin. Die Rekonstruktion der Villa würde 800 000 Euro verschlingen, Abriss und Neubau kämen auf 400 000 Euro.
„Wir haben einen Verein der Förderer der Weißen Villa gegründet und sind auf der Suche nach Sponsoren“, sagt sie. Kein leichtes Unterfangen. Sie zeigt auf das marode Dach der Villa. Aber sie lässt keinen Zweifel daran, dass sie gewillt ist, es zum Erfolg zu führen.
Juliane Sommer
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