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Landeshauptstadt: Trommeln und Teezeremonie
Potsdamer Kita-Sportexpertin auf Austausch in Japan
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Schon die Einrichtung fiel ihr ins Auge: Reisstrohmatten auf den Fußböden, hinter Schiebetüren versteckter Stauraum statt massiver Schränke, einige wenige Regale, auch Bilder an den Wänden. Es ist kein Restaurant oder eine minimalistische Designer-Wohnung, die Aileen Kotzsch beschreibt, sondern eine Kita in Japan. „Es wirkt beruhigend“, beschreibt die 26-jährige Potsdamerin ihre Eindrücke. Knapp zwei Wochen lang war die Bewegungskoordinatorin der derzeit fünf bewegungsorientierten Kitas der Landessportbund-Tochter Sportservice Brandenburg in Potsdam zum Erfahrungsaustausch in Japan. „Wir wollen uns gute Sachen abgucken“, sagt die Diplom-Sportwissenschaftlerin.
Anregungen zur Umsetzung in Potsdam habe sie bei den verschiedenen Einrichtungen unter anderem in Tokio und Okinawa gefunden: zum Beispiel den Ausbau von spezialisierten Angeboten für Jungen und Mädchen. Zum Teil geschehe das bereits heute – beispielsweise mit Kursen für Fußball für Jungs und Akrobatik für Mädchen. Bedenken wegen der möglichen frühzeitigen Festigung von Geschlechterstereotypen hat sie nicht. „Die Kinder fordern das ein“, meint Kotzsch. Zudem gebe es ohnehin kaum männliche Kita-Betreuer.
Ein Problem, dass man auch in Japan kennt, wie Aileen Kotzsch berichtet. Die getrennte Beschäftigung von Mädchen und Jungen finde dort häufiger statt – so gebe es etwa Trommelkurse für Jungs, während die Mädchen sich mit der traditionellen Teezeremonie befassen.
Insgesamt sei das Erziehungssystem aber durchaus vergleichbar: Wie in Deutschland werden Kitas über staatliches Geld und Elternbeiträge finanziert, auch der Erziehungsschlüssel sei ähnlich. Allerdings gehe es in den Einrichtungen viel disziplinierter zu. Dass die Straßenschuhe im Haus von allen ausgezogen werden, sei selbstverständlich.
Sportlich seien die Japaner in den besuchten Kitas „viel weiter“ gewesen – was Aileen Kotzsch aber nicht nur positiv wertet: In einer auf Turnen spezialisierten Einrichtung etwa hätten 3-Jährige bereits Räder geschlagen oder eine Brücke gemacht, 5-Jährige konnten auf den Händen laufen. Für die noch weiche Wirbelsäule sei das aber nicht unbedingt gut. Mit den Kindern in Potsdam übe sie im Alter von drei Jahren gerade mal die Rolle vorwärts.
Seit September 2010 arbeitet Aileen Kotzsch für die Bewegungskitas des Sportservice – im kommenden Frühjahr soll wie berichtet die sechste Sportservice-Kita namens „Königskinder“ in der Höhenstraße eröffnen. Erfahrungen mit Kindern hat Aileen Kotzsch bereits vor ihrem Studium gesammelt: Sie hat eine Trainerlizenz im Geräteturnen und trainierte Kinder von drei bis 15 Jahren. Jana Haase
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