Sport: Turbine Potsdam goes Europa
Nach 2:0 in Gütersloh: Platz zwei dank Frankfurter Niederlage gegen Bayern
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Der Jubel bei den Fans und Spielerinnen kannte am Sonntag keine Grenzen. Mit 2:0 (1:0) siegten die Bundesliga-Fußballerinnen von Turbine Potsdam vor 311 Zuschauern beim Tabellenletzten Gütersloh und schafften so noch den Sprung auf Platz zwei und damit in die Champions League. Sie profitierten von der 1:2 (0:2)-Niederlage des 1. FFC Frankfurt auf eigenem Platz gegen den FC Bayern. Die Spielerinnen vom Main fielen damit vor mehr als 3500 Zuschauern auf Tabellenplatz drei zurück.
Damit nahm die wechselhafte Saison des entthronten Meisters aus Potsdam, der mit vielen Verletzungssorgen und Abstellungen für Nationalteams zu kämpfen hatte, noch eine versöhnliche Wendung. Am kommenden Sonntag, 19. Mai, können die Spielerinnen von Bernd Schröder sogar noch einen Titel in die Landeshauptstadt holen. Im Pokalfinale im Kölner RheinEnergy-Stadion treffen sie ab 16.30 Uhr auf den neuen Meister VfL Wolfsburg. Bis dahin ist das Feiern auch noch aufgeschoben. „Wir warten erst mal bis nach dem Pokalfinale“, sagte Trainer Bernd Schröder, „in der Seele sind wir zufrieden“.
In Gütersloh waren seine Schützlinge weit davon entfernt, locker aufzuspielen. Kurz vor der Pause traf Jennifer Cramer mit einem Schuss aus 16 Metern zum 1:0 für die Turbinen. In der 62. Minute erzielte Yuki Ogimi den zweiten Treffer. Mit ihrem 18. Saisontor sicherte sich die japanische Weltmeisterin auch die Torjägerinnenkrone. Letztlich war es ein klarer, verdienter Sieg auf dem ungewohnten Gütersloher Kunstrasen, auch wenn mehrere hundertprozentige Chancen am Ende ungenutzt blieben. „Man hatte das Gefühl, dass Gütersloh immer ein Tor schießen konnte“, sagte Schröder, „sie haben uns nichts geschenkt“.
Auch in Frankfurt/Main wurden keine Geschenke verteilt – im Gegenteil. Die Frauen von Bayern München, denen auf fremden Platz zuvor nur vier Siege gelungen waren, entzauberten die mit deutschen Nationalspielerinnen gespickten Frankfurterinnen und führten bei Halbzeit bereits durch Treffer von Sarah Hagen und Lena Lotzen. Erst in der 86. Minute traf Overgaard Munk zum 1:2.
Mit dem Vizemeister-Titel für Potsdam war nach Meinung des erfahrenen Trainers nicht zu rechnen. „Wir haben eine Mannschaft, die um die Plätze mitspielen konnte. Aber personell sind Wolfsburg und Frankfurt besser aufgestellt“, blickte er gestern auf die Punktspielsaison zurück. Dass damit der Einzug ins internationale Geschäft erneut gelang, ist auch für neue Spielerinnen wichtig.
Wegen der Live-Übertragung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen sieht er vom Pokalfinale die größere Wirkung ausgehen. Von der ersten Potsdamer Teilnahme 2004 im Berliner Olympiastadion und dem 3:0-Sieg gegen den damaligen Seriensieger 1. FFC Frankfurt schwärmen viele noch heute. Aber auch das 0:7 gegen Duisburg ist noch präsent. Eines, hofft Schröder, kommt nach dieser Saison auch in Potsdam an: Auch andere Teams spielen guten Fußball.
Turbine: Naeher; Singer, Draws, Kemme; Bremer, Mjelde, Hanebeck (81. Göransson), Cramer (81. Evans); Andonova, Ogimi, Anonma (68. Ada Hegerberg).
Ingmar Höfgen
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