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Ohne Fortune. Turbines neue Stürmerin Margret Lara Vidarsdottir (r.) vergab am Sonntag ebenso Riesenchancen wie Yuki Nagasato (l.); Viola Odebrecht (hinten Mitte) traf zumindest zum 1:1-Ausgleich gegen Schlusslicht Leverkusen.

© Manfred Thomas

Sport: Turbine verliert Punkte und Spielerinnen

Nach dem 1:1 daheim gegen Leverkusen wurde bekannt, dass mit Viola Odebrecht, Babett Peter und Bianca Schmidt Turbines drei aktuelle Nationalkickerinnen im Sommer den Verein verlassen werden

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Schlechte Nachrichten vom Deutschen Frauenfußball-Meister Turbine Potsdam: Mit Viola Odebrecht, Babett Peter und Bianca Schmidt werden alle drei aktuellen deutschen Nationalspielerinnen nach dieser Bundesliga-Saison Potsdam verlassen. Das teilte der Verein am gestrigen Sonntag nach dem Liga-Spiel gegen Bayer 04 Leverkusen mit, in dem Spitzenreiter Turbine gegen das Schlusslicht nur 1:1 (1:1) spielte. Durch dieses zweite Remis nach dem 1:1 am Mittwoch beim Hamburger SV büßte der Titelverteidiger innerhalb von fünf Tagen seinen Vorsprung in der Meisterschaft ein, der in der Winterpause noch komfortable vier Punkten vor Verfolger FCR Duisburg betrug. Mit einem Sieg im Nachholspiel bei Lok Leipzig kann Duisburg nun nach Punkten mit den Potsdamerinnen gleichziehen, die jedoch noch das bessere Torverhältnis haben.

„Heute haben wir alles kaputt gemacht, was wir uns im letzten Jahr und vielleicht auch in den letzten Jahren aufgebaut haben“, schimpfte Turbines Coach Bernd Schröder nach der Partie, in der vor 1510 Zuschauern Eunice Beckmann für Bayer 04 (36.) und kurz darauf Odebrecht für Turbine (40.) getroffen hatte. „Leverkusen hat mit Herz und Leidenschaft gespielt. Wir waren in Hamburg ebenso wie heute in der Summe keine Mannschaft“, so Schröder. „So wie wir heute darf man als Titelverteidiger und Spitzenreiter nicht spielen, auch wenn der bevorstehende Wechsel der drei Spielerinnen Unruhe in die Mannschaft gebracht hat.“

Die drei Nationalspielerinnen, die mit dem FFC Frankfurt und dem VfL Wolfsburg in Verbindung gebracht werden, hatten Turbine am Freitag mitgeteilt, dass sie ihre im Sommer auslaufenden Verträge in Potsdam nicht verlängern werden; Turbine hatte von ihnen bis zu diesem Wochenende vor dem Algarve-Cup mit der Deutschen Nationalmannschaft eine Entscheidung gefordert. „Meine Gründe dafür werde ich jetzt nicht nennen, um keine Diskussionen heraufzubeschwören“, sagte später Viola Odebrecht. „Und wohin ich wechseln werde, steht momentan noch nicht fest. Es ist aber nicht so, dass ich jetzt nicht mehr mit Herzblut für Potsdam spielen würde.“ Das hatte Trainer Schröder dem wechselwilligen Trio – von dem Schmidt gestern verletzungsbedingt fehlte – unterstellt: „Wenn Spielerinnen nicht mehr mit Herzblut beim Verein sind, dann muss man sich trennen.“

Dabei lag Turbines Punkte-Verlust gestern bei der gesamten Mannschaft, die Chancen zum Sieg zuhauf liegen ließ. Genoveva Anonma (2., 29. Innenpfosten), Babett Peter (5.), Margret Lara Vidarsdottir (10., 20.) und Yuki Nagasato (27.) hätten Potsdam schon in Führung schießen können, ehe es auf der Gegenseite klingelte: Nach einem Freistoß von rechts flankte Lisa Schwab von links vors Turbine-Tor, wo Eunice Beckmann mit dem Kopf zum 0:1 zur Stelle war. Als kurz darauf Viola Odebrecht nach einem Freistoß Patricia Hanebecks von halbrechts in den Strafraum ebenfalls per Kopf ausglich, schien noch alles möglich. Doch Turbines katastrophale Chancenverwertung nach der Pause durch Vidarsdottir (51., 55.), Odebrecht (55., 83.) und Nagasato (88., 90.+1, 90.+2) sowie Glück auf der Gegenseite bei Möglichkeiten Turid Knaaks (61.) und Kathrin Hendrichs (62.) mündeten im Unentschieden, das Bayer-Trainerin Doreen Meier jubeln ließ: „Dieser Punkt beim Deutschen Meister ist im Abstiegskampf für unseren Kopf ganz wichtig.“ Turbine-Kapitänin Jennifer Zietz erklärte: „Fürs Schönspielen gibt es keine Punkte.“ Und Odebrecht meinte: „Es liegt alles noch in unserer Hand. Aber wir müssen uns selbst in den Hintern treten und dürfen nicht mehr so wie in Hamburg und heute spielen.“

Heute fliegen Odebrecht, Peter und Schmidt nach Mallorca, wo sich das DFB-Team für den Algarve-Cup trifft. An Portugals Südküste werden auch Nagasato mit Japan, Vidarsdottir mit Island und Antonia Göransson mit Schweden kicken. Dabei werden Island am Mittwoch und Schweden am Freitag Deutschlands Algarve-Cup-Vorrunden-Gegner sein.

Turbine: Naeher; Singer, Peter, Zietz; Draws, Odebrecht, Hanebeck, Cramer (62. I. Kerschowski); Nagasato, Vidarsdottir (62. Andonova), Anonma.

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