
© Andreas Klaer
Von Kay Grimmer: Über 3000 Kinderärzte tagen in Potsdam
Kinderklinik-Chef Michael Radke hat bislang größten Kongress in die Stadt geholt / Proteste geplant
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Babelsberg - Es ist der bislang größte Kongress in Potsdam überhaupt. Über 3000 Kinder- und Jugendärzte aus Deutschland und dem Ausland werden ab dem morgigen Donnerstag zur 106. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ) in der Stadt erwartet. Die Mediziner werden bis Sonntag in Babelsberg tagen, Zentrum wird die Metropolis-Halle am Filmpark sein. Weitere Veranstaltungen sind auf dem Gelände der Universität Potsdam am Griebnitzsee, in der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ sowie auf dem Filmpark-Gelände geplant. Mehrere Ärzte-Gesellschaften und Pflege-Vereinigungen veranstalten parallel dazu ihre Jahres-Hauptversammlungen in der brandenburgischen Landeshauptstadt.
Das Groß-Treffen der Kinder- und Jugendmediziner wurde von Professor Michael Radke, Leiter des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin am „Ernst-von- Bergmann“-Klinikum initiiert. Radke hatte dem DGKJ-Vorstand bereits 2006 den Vorschlag unterbreitet, die jährliche Tagung 2010 in Potsdam abzuhalten. „Damals war es noch ein Vabanquespiel, denn die Metropolis-Halle stand noch nicht.“ Laut Radke sei der Kongress das bislang größte Treffen von Medizinern in ganz Brandenburg. Eröffnet wird das Treffen am Donnerstagabend von Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP).
Fachlicher Schwerpunkt der Tagung werden Ernährung und Magen-Darm- Krankheiten bei Kinder und Jugendlichen sein. Auch chronische Erkrankungen sollen im Mittelpunkt stehen. In diesem Zusammenhang werde es am Samstag auch eine Lehrer-Fortbildung in Kooperation mit dem brandenburgischen Bildungsministerium geben, kündigte Professor Radke an. „Etwa zehn Prozent der Kinder und Jugendlichen haben chronische Erkrankungen“, so Radke. Vor allem im Schul- und Kitabereich sowie bei Freizeitaktivitäten gebe es in Deutschland Nachholbedarf beim Umgang mit diesen Kindern. Neben der Lehrer-Fortbildung präsentieren sich zur Kulturveranstaltung „Stadt für eine Nacht“ in der Schiffbauergasse rund 30 Selbsthilfegruppen, darüber hinaus gibt es zwischen 10 und 15.30 Uhr Vorträge am Kulturstandort.
Stadtsprecherin Sigrid Sommer erklärte, „dass Radke die wichtigste Tagung für Kindermedizin nach Potsdam holen konnte, spricht auch für die Qualität der von ihm geleiteten Abteilung“. Zudem erweise sich Potsdam nun auch als Standort für große Kongresse. Sommer bestätigte, dass es in der Landeshauptstadt bisher keine Tagung von ähnlicher Größe gegeben habe. Radke sagte, der Verkehr in Babelsberg werde wegen der 3000 Mediziner zwar „etwas dichter, wir rechnen aber nicht mit Straßensperrungen.“ Die Tagungsteilnehmer seien, so Radke, nicht ausschließlich in Potsdamer Hotels untergebracht. „Ich vermute, viele werden in Berlin Hotelzimmer gebucht haben.“
Parallel zur morgigen Eröffnung hat die Organisation „Zwischengeschlecht“, die für „Menschenrechte auch für Zwitter“ kämpft, Proteste vor der Metropolis-Halle angekündigt. Laut der Vereinigung würden „jeden Tag in Deutschland in einer Kinderklinik mindestens ein wehrloses Kind irreversibel genitalverstümmelt“. Dabei geht es um Operationen und Behandlungen bei Kindern mit „auffälligen Geschlechtsorganen“, die als Zwitter, „Intersexuelle“ oder Hermaphroditen bezeichnet werden. Die Menschenrechtsgruppe fordert ein Verbot von Operationen und Hormonbehandlungen. Professor Radke erklärte, er habe keine Probleme mit dem Protest und bot an, „wenn das Interesse an einer sachlichen Diskussion vorhanden ist“, ein Treffen zwischen Fachärzten sowie Vertretern der Gruppe anzuregen.
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