
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Über die Schwierigkeit des Selbstverständlichen
Probleme der Inklusion: Ministerin Münch und Oberbürgermeister in der Rosa-Luxemburg-Schule
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Innenstadt - Inklusion ist nicht nur „die schöne Selbstverständlichkeit, dass alle zusammengehören“. Diese Gewissheit nahm die brandenburgische Bildungsministerin Martina Münch (SPD) am Montag mit von einem Dienstbesuch in der Potsdamer Rosa-Luxemburg-Grundschule. Inklusion, das Anerkennen der Gleichrangigkeit des Unterschiedlichen, konkret die Beschulung behinderter und nichtbehinderter Kinder in ein und derselben Schule, erfordert auch mehr Geld. Davon überzeugte Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) die Ministerin. Jakobs sprach von inklusions-bedingten Mehrausgaben von über einer Million Euro für die Landeshauptstadt und erklärte, dass es „schön wäre, wenn da landesseitig etwas zugesteuert würde“. Die Ministerin konterte mit einem Verweis auf die knappe Landeskasse – und attackierte die Bundesregierung. Diese habe „bislang nichts getan in diesem Bereich“. Und: „Inklusion ist auch ein Bundesthema.“ Martina Münch versicherte: „Wir müssen zusätzliche Mittel akquirieren.“
Dass Inklusion aber auch das Lösen vieler kleiner Alltagsprobleme bedeutet, erfuhren die Ministerin und der Oberbürgermeister von Bianca Herrendörfer-Bort. Die Gesamtelternvertreterin ist Mutter eines Mädchens mit Down-Syndrom. Ihre Tochter Elia besucht die erste Klasse der Rosa-Luxemburg-Schule und ist nach Aussage ihrer Mutter „hier sehr gut angekommen“. Allerdings gebe es Probleme mit den unterschiedlichen Förderstellen für die Einzelfall-Helfer. Das Sozialamt wolle derzeit die Rechnung für die Heimfahrt nicht bezahlen, weil der Weg von der Schule nicht direkt nach Hause führe, sondern zu Therapiestunden. Dies hörend, gab sich Oberbürgermeister Jakobs kämpferisch: „Wir müssen das Miteinander unterschiedlicher Kostenstellen harmonisieren.“ Der „Strudel unterschiedlicher Zuständigkeiten“ in den Verwaltungen müsse vermieden werden. „Wir müssen gesonderte Strukturen finden“, erklärte der Oberbürgermeister. Das Geld aus unterschiedlichen Töpfen müsse konzentriert und unbürokratisch abrufbar sein. Jakobs: „Wir sehen Inklusion zu oft als Investitionsproblem. Dabei sind vereinfachte Verfahren und schnelle Entscheidungen viel wichtiger.“ Bianca Herrendörfer-Bort erinnerte daran, dass sie selbst Pädagogin und Beamtin in der Freistellung sei. Sie habe es leichter als voll berufstätige Mutter und frage sich, wie es denen gelinge, Inklusion für ihre Kinder sicherzustellen.
Sabine Hummel, Leiterin der Schule, schlug eine Potsdamer Ideenwerkstatt vor, um die Probleme ganzheitlich besprechen zu können. Bei einer Inklusion von behinderten Kindern in den Schulalltag müssten Schule und Hort „ein deckungsgleiches Konzept“ haben. „In der Stadt Potsdam klappt das nicht so gut“, stellte die Schulleiterin fest. Mit Bangen sieht Sabine Hummel auf die zunehmende Schülerzahl: „Wenn die Schule vierzügig wird, dann haben wir ein Problem.“ Grund sind unter anderem zu kleine Räume. Verbesserungswürdig ist nach Ansicht der Schulleiterin auch die Ausbildung der Sonderpädagogen. Auf diesen Aspekt ging Bildungsministerin Münch ein – sie versicherte, dass ab 2013 an der Universität Potsdam wieder Sozialpädagogen ausgebildet würden. Guido Berg
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