Landeshauptstadt: Über Gebühr
Nebenkosten-Preisspirale: Potsdam gehört zu den teuersten deutschen Städten
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Teures Pflaster Potsdam: In Brandenburgs Landeshauptstadt sind die Wohn-Nebenkosten überdurchschnittlich hoch. Das geht aus einem Test des Magazins „Öko-Test“ hervor. Danach liegt Potsdam bei den Nebenkosten auf Platz 9 der 100 größten deutschen Städte. Verglichen wurden in dem Test die Kosten und Gebühren, mit denen ein Vier-Personen-Musterhaushalt rechnen muss: Trinkwasser, Abwasser, Niederschlagswasser, Abfallgebühren, Restmüll, Bio-Müll, Sperrmüll, Strom und Gas. Das Ergebnis lasse sich „im Groben“ auch auf Miet- und Eigentumswohnungen, Zwei-Personen- und Singlehaushalte übertragen, so „Öko-Test“.
In Potsdam liegen die Nebenkosten für den Vier-Personen-Musterhaushalt laut „Öko-Test“ pro Jahr bei insgesamt 3677 Euro. Zum Vergleich: In der günstigsten Stadt Augsburg sind es nur 2796 Euro. Am teuersten ist Bergisch-Gladbach mit 3802 Euro, es folgen Neuss (3081), Zwickau (3759), Mönchengladbach (3742), Dresden (3729), Halle (3717), Rostock (3692), Remscheid (3680) und dann Potsdam. Vor allem bei den Abwassergebühren sieht die Landeshauptstadt schlecht aus: Sie sind mit 734 Euro im Jahr im „Öko-Test“-Vergleich am höchsten – und das Niederschlagswasser kostet noch 156 Euro extra.
Der Potsdamer Teuer-Trend wird auch durch die jüngste „Preisdatenbank“ des Verbands Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) bestätigt. Für Erdgas müssen in der Region die Potsdamer am meisten zahlen – 73,57 Euro je Megawattstunde sind 19 Prozent mehr als der Brandenburger Durchschnitt von 60,78 Euro. Nur 51,77 Euro sind dagegen in Erkner, Fürstenwalde, Strausberg und Königs Wusterhausen fällig. Sowohl die Erdgaspreise als auch die Wasserkosten sind in Potsdam zudem im Vergleich zum Jahr 2007 gestiegen – das Erdgas um 8,7 Prozent und die Wassergebühren um acht Prozent.
Im BBU-Vergleich der größten deutschen Städte und der Landeshauptstädte der neuen Bundesländer sowie Leipzig, Chemnitz, Halle und Rostock nimmt Potsdam bei Fernwärme, Erdgas, Trink-, Abwasser- und Niederschlagswassergebühren und auch beim Strom jeweils einen der ersten Plätze ein. Die Wassergebühren sind nur in Halle höher, bei der Fernwärme liegt Potsdam auf Platz 6 von 19 Städten, bei Erdgas auf Platz 3 hinter Schwerin und Leipzig und bei den Strompreisen auf Platz 4 hinter Leipzig, Essen und Erfurt.
Wegen der Preisspirale wollen die Potsdamer Wohnungsunternehmen jetzt Druck auf die Stadtwerke machen. Wie die Wohnungsgenossenschaft Karl Marx in ihrer jüngsten Mieterzeitung berichtet, wird derzeit ein Betriebskosten-Vergleich von rund 30 000 Potsdamer Wohnungen erstellt. Diesem Projekt der Karl Marx, die selbst knapp 7300 Wohnungen besitzt, hätten sich auch andere Potsdamer Unternehmen angeschlossen. Mit dem Nebenkosten-Check soll klar werden, ob die Betriebkosten tatsächlich allein wegen der hohen Rohstoffpreise steigen oder „andere Komponenten“ eine Rolle spielen. Die Ergebnisse sollen noch im Mai veröffentlicht werden, so die Karl Marx. BBU-Vorstand Ludwig Burkhardt hatte vor allem wegen der „irrwitzigen“ Preisunterschiede im Land die Landeskartellbehörden aufgefordert einzugreifen.
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