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Homepage: Über Ressorts hinweg nachdenken Diskussion zu Bericht der Hochschulkommission

„Hochschulen sind keine Schule für etwas ältere Schüler, sondern eine Zukunftsinvestition“, stellte Oliver Günther, Präsident der Universität Potsdam, fest. Deshalb sei es schädlich, wenn bestehende und gut aufgestellte Studiengänge, wie die Juristenausbildung in Potsdam infrage gestellt würden.

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„Hochschulen sind keine Schule für etwas ältere Schüler, sondern eine Zukunftsinvestition“, stellte Oliver Günther, Präsident der Universität Potsdam, fest. Deshalb sei es schädlich, wenn bestehende und gut aufgestellte Studiengänge, wie die Juristenausbildung in Potsdam infrage gestellt würden. Die von der Landesregierung eingesetzte Hochschulstrukturkommission hatte empfohlen, die Juristenausbildung nach Frankfurt/Oder zu verlagern. „Das Profil der Juristenausbildung in Potsdam kann geschärft werden, möglicherweise im Verwaltungs- und Kommunalrecht“, so Günther. Es gebe eine breite Front gegen die vollständige Verlegung der Grundausbildung für Juristen an die Viadrina Universität in Frankfurt.

An der Fachhochschule Potsdam diskutierten am Montagabend Mitglieder des Wissenschaftsausschusses des Landtages mit Mitgliedern der Brandenburgischen Hochschulkonferenz (BKH). Diesen Zusammenschluss hatten Mitarbeiter der Hochschulen gegründet, um den Umstrukturierungsprozess der Hochschullandschaft zu begleiten. „Allseitige Einigkeit“ konstatierte Andreas Musil, der Leiter des Koordinationsausschusses der BKH. Der Bericht der Kommission stelle einerseits fest, dass es sich bei der Hochschullandschaft Brandenburgs um eine Erfolgsgeschichte handele. Andererseits würden Verbesserungsmöglichkeiten hinsichtlich Finanzierung und Ausrichtung der einzelnen Institute angesprochen.

Es sei zutreffend, wenn der Bericht feststelle, das in Brandenburg mit 2,5 Prozent der Landeshaushaltsmittel zu wenig Geld in die Hochschulen fließe. In Mecklenburg-Vorpommern seien das immerhin 4,5 Prozent, erklärte Günther. Da müsse möglicherweise auch einmal ressortübergreifend nachgedacht werden. Das allerdings hat Marie-Luise von Halem, Landtagsabgeordnete der Grünen, bereits im Infrastrukturausschuss des Landtages versucht. „Die haben sich aber strikt dagegen gewehrt, möglicherweise nicht sofort alle Frostschäden auf den Straßen im Frühjahr zu beseitigen.“ In der Konsequenz dieses Besitzstand wahrenden Denkens würden wissenschaftliche Mitarbeiter an den Hochschulen teilweise mit „aberwitzig kurzen Arbeitsverträgen“ abgespeist, konstatierte Günther.

Lebenslanges Lernen auch an Hochschulen und die eingehende Betreuung von Studenten und Promovierenden hat der CDU-Abgeordnete Michael Schierack als ein Entwicklungsziel des Berichtes ausgemacht. Das sei zwar alles schön und gut, müsse aber auch irgendwie finanziert werden, stellt der Abgeordnete fest, zudem gebe es bisher in Brandenburg nicht einmal genug Studienplätze für Brandenburger Schulabgänger, resümiert Schierack. Susanne Melior, SPD-Landtagsabgeordnete, bemängelte zwar Einzelpunkte des Berichts, findet ihn als Ganzes aber recht hilfreich. Dem widersprach die stellvertretende Juso-Landesvorsitzende Maja Wallstein deutlich: „Studierende sind nicht nur ein Kostenfaktor und wollen auch nicht so gesehen werden.“

Auch die von Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (parteilos) favorisierte Fusion der Brandenburgisch Technischen Universität Cottbus (BTU) mit der Fachhochschule Lausitz war Thema bei dem Treffen am Montag. Gerade erst hatten 42 000 Brandenburger mit ihrer Unterschrift gegen das Vorhaben protestiert. Den vorliegenden Gesetzesentwurf für die Fusion der beiden Hochschulen kritisierte der Ausschussvorsitzende Jens Lipsdorf (FDP) mit deutlichen Worten: „Der Entwurf gehört in den Papierkorb“. Es fehle sowohl eine klare Ausrichtung der geplanten Fusionierung wie auch eine zeitliche Strukturierung.

Das Bild einer „Energie-Universität“, wie von Ministerin Kunst angedacht, werde aus dem Entwurf nicht erkennbar und eine Ausrichtung allgemein auf Mensch, Ökologie und Umwelt sei zu pauschal. Zudem könnten durch die Zusammenlegung der Hochschulen auch keine Einsparungen gewährleistet werden. Beispiele wie das der Leuphana Universität in Lüneburg würden eher zeigen, dass das Ansehen und die Studentenzahlen durch eine Fusion leiden würden. „Ich bin fest davon überzeugt, dass es so kommen wird, wie Frau Kunst es haben will“, stellte ein wenig resigniert Michael Schierack (CDU) fest.Richard Rabensaat

Richard Rabensaat

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