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Landeshauptstadt: Überfordert das schnelle Abitur? Diskussion am Schiller-Gymnasium: Fuchs warnt vor zu viel Unterrichtsstoff

Abitur nach zwölf Jahren? Die Neuregelung des Landes Brandenburg überfordert nach Ansicht von Wilfried Görtz sowohl Eltern und Schüler als auch die Lehrer.

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Abitur nach zwölf Jahren? Die Neuregelung des Landes Brandenburg überfordert nach Ansicht von Wilfried Görtz sowohl Eltern und Schüler als auch die Lehrer. Der Architekt und Vater eines ehemaligen Schülers des Schiller-Gymnasiums in Drewitz ist der Meinung, die Verkürzung der Schulzeit bei gleichzeitiger Beibehaltung allen Unterrichtsstoffs führt zu einem Desaster. Diesen Standpunkt hat er auf einer Diskussion zum Thema Schulzeitverkürzung am Schiller-Gymnasium vertreten. Das Land Brandenburg hat vor einem Jahr beschlossen, dass auf Gymnasien das Abitur bereits nach zwölf Jahren abgelegt werden kann, die Möglichkeit auf ein Abitur in der 13. Klasse aber auch bestehen bleibt.

Das Ziel dieser Änderung ist es, Schüler wettbewerbsfähiger zu machen, indem sie früher als bisher das Abitur ablegen, früher an die Universitäten kommen, früher ihren Uniabschluss in der Tasche haben und schließlich früher im Berufsleben stehen. Aus Sicht von einigen Eltern geht diese Rechnung aber nicht auf. Am Beispiel des Fachs Mathematik stellte Görtz eine Zunahme von Unterrichtsthemen um 25 Prozent dar und schloss daraus, dass die Lehrpläne überfrachtet seien. Als Ausweg aus diesem Problemkomplex sieht er eine „Entrümpelung der Lehrpläne“ auf nur diejenigen Inhalte, die auch im weiteren Leben und im Studium relevant seien.

Im Rahmen der Elternkonferenz am Schiller-Gymnasium, in der er seine Beobachtungen und Schlussfolgerungen vorstellte, meldeten sich jedoch einige Eltern zu Wort, die seine Meinung nicht teilten. Ihrer Meinung nach gebe es das Problem, so wie Görtz es beschrieben habe, am Schiller-Gymnasium nicht, da die Klassenstärke hier sehr gering sei. Darüber hinaus stellten sie in Frage, dass der Unterrichtsstoff zum Beispiel im Fach Mathematik tatsächlich von der ersten bis zur letzten Seite des Lehrbuchs unterrichtet würde. Nach ihrer Erfahrung träfen die Fachlehrer in der Regel eine Auswahl beim Unterrichtsstoff, so dass in der Praxis nicht davon die Rede sein könne, dass die Schüler mit unzumutbaren Mengen an Lehrstoff konfrontiert würden. Ein Schüler der achten Klassenstufe, der zur Diskussion eingeladen worden war, um über seine Erfahrungen mit der Schulreform als Schüler zu berichten, sagte: „Also überlastet fühle ich mich nicht. Ich habe auch noch Zeit für andere Sachen.“

Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht die Probleme, die aus der verkürzten Schulzeit resultieren, ähnlich gelagert wie Görtz. Günther Fuchs, der Vorsitzende des Landesverbandes Brandenburg der GEW, formulierte: „Wir haben mit dem achtjährigen Abitur eine Schulzeitverkürzung, nicht einhergehend mit inhaltlicher Reform.“ Es käme zu sehr langen Unterrichtstagen, weil die Stofffülle abgearbeitet werden müsse. Zusätzliche Lehrer, für die zusätzlich anfallenden Unterrichtsstunden hätten die Schulen jedoch nicht bekommen. „Dabei kommt es zu einer absoluten Leistungsverdichtung. Hinzu kommen ja auch noch andere Leistungsüberprüfungen, wie zum Beispiel die Vergleichsarbeiten“, sagte er.

Aktuell hat die Kultusministerkonferenz der Länder in ihrer 321. Sitzung vom 6. März diesen Jahres sich zur existierenden Debatte geäußert, dass die Länder, in denen es notwendig sein sollte „die geforderten Inhalte der Lehrpläne – auch auf dem Weg zu Kerncurricula – anpassen“ können. Wie diese Anpassung der Lehrpläne aussehen soll und wann sie umgesetzt sein wird, ist offen. Wilfried Görtz dauert dies zu lange. Er fordert: „Es muss sofort etwas passieren.“

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