Homepage: Überhängende Pracht der Blüten Die Engelsorchidee lockt Bienen mit falschen Pollen
Im Botanischen Garten der Universität Potsdam gibt es zahlreiche exotische und heimische Pflanzen zu bewundern. In den PNN stellen Biologen einmal im Monat eine dieser Pflanzen vor.
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Im Botanischen Garten der Universität Potsdam gibt es zahlreiche exotische und heimische Pflanzen zu bewundern. In den PNN stellen Biologen einmal im Monat eine dieser Pflanzen vor.
Die meisten Orchideen sind als solche gut an ihren Blüten erkennbar. Eines der sechs Blütenblätter, Lippe genannt, ist meist anders als die anderen gestaltet, oft besonders auffällig gefärbt und ragt aus der Blütenmitte nach unten heraus, so dass es sich als Landeplatz für Blüten besuchende Insekten anbietet. Auch bei den schneeweißen Blüten der Engelsorchidee (Coelogyne cristata, „Hohlnarbe mit Kamm“) ist das der Fall. Hier ist der Landeplatz außerdem leuchtend gelb markiert, ähnlich wie für den Hubschrauber beim Krankenhaus, und mit kammförmig gefransten Leisten versehen. Die gelben Fransen sollen vermutlich Bienen das Vorhandensein reichlichen Pollens vortäuschen.
In einem ganz gerade gewachsenen Orchideen-Blütenstand würde die Lippe nach oben, nicht nach unten ragen. Die tatsächliche Position kommt erst durch eine halbe Drehung von Blütenstiel und Fruchtknoten zustande, die sogenannte Resupination. Tatsächlich gibt es auch Orchideen mit nicht gedrehten Blütenstielen, deren Lippe folgerichtig nach oben weist, und einige wenige Arten, deren Blüten sogar um 360 Grad gedreht sind. Auch hier weist die Lippe dann wieder nach oben.
Die Engelsorchidee war früher eine beliebte Zimmerpflanze. Heute sieht man sie gelegentlich in kühlen Wintergärten und hellen Treppenhäusern. Zentralgeheizte Zimmer mit 20 Grad im Winter sind ihr dagegen zu warm, und auch die trockene Heizungsluft bekommt ihr nicht, obwohl sie mehr Trockenheit verträgt als viele andere Orchideen. Sie wünscht es im Winter kühl, aber frostfrei, am besten um zehn Grad, im Sommer halbschattig und gleichmäßig feucht, aber nicht nass, gerne auch im Freien im lichten Baumschatten, im Herbst und Winter hell und fast trocken, bis der Blütenansatz sichtbar wird. Sie kann ab Februar große Mengen ihrer engelschönen Blüten an kurzen, überhängenden Blütenständen tragen. Man kann dann gut beobachten, dass die Lippe stets nach unten weist: an herabhängenden Blütenstandsachsen entfällt die Drehung, da ja schon die Achse kopfüber hängt, und im Bereich der Biegung der Achse gibt es eine Teildrehung. Offenbar richten sich die Blüten immer perfekt zur Schwerkraftrichtung aus. Michael Burkart
Leuchtend gelbe Oncidien, braunviolette Venusschuhe und schneeweiße Engelsorchideen sind neben vielen anderen Arten in der Ausstellung „Faszination Orchideen“ im Botanischen Garten der Universität Potsdam zu sehen (11. bis 14. Februar). Geöffnet ist am 11. und 12.2. von 9.30 bis 16 Uhr, am 13. und 14.2. bis 18 Uhr.
Michael Burkart
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