Landeshauptstadt: Überkochende Gefühle in der Hitze
Die ARD lässt derzeit romantische Komödie in Potsdam und Berlin mit Charles Brauer und Ursula Karusseit drehen
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Berlin/Potsdam - „Ist das die letzte Szene? Können wir dann schwimmen gehen?“ Bruno Schubert und Bela Baganz schwitzen, Filmhund Wuschel hechelt, ein emsiger Helfer tupft noch einmal über die Gesichter des Acht- und des Neunjährigen, Wuschel hingegen bekommt eine Streicheleinheit. Ein Filmdreh im Sommer 2006 ist kein Spaß. Noch gemeiner ist es, wenn das verlockende kühle Nass vor Ort ist. Der Wannsee glitzert direkt hinterm Haus. Das Segel, um das Sonnenlicht zu zentrieren, ebenfalls. Es ist heiß – und eigentlich sollten doch nur die Gefühle überkochen.
Eine romantische Komödie um junge und alte Liebe ist es, die von Ziegler Film seit dem 11. Juli im Auftrag der ARD entsteht, anfangs in Potsdam, nun in der „Villa Herz“ am Großen Wannsee. Noch gibt es nur einen Arbeitstitel: „Liebe ist das schönste Geschenk“. Ein Vater (Charles Brauer) findet seine Liebe auf den ersten Blick und heiratet sie vom Fleck weg, sein Sohn (Michael von Au) versucht, gegen die neue Frau (Nicole Heesters) zu intrigieren und setzt die Hochzeit mit seiner Freundin (Sandra Speichert) damit aufs Spiel und schließlich entdeckt selbst die Haushälterin (Ursula Karusseit) die Welt auf der rosaroten Wolke Sieben. Am Ende geht alles gut aus, es ist ja eine Romanze. „Ein Stöffchen wie ein Wölkchen“, bewertet die gebürtige Potsdamerin Nicole Heesters („Tatort“) die Filmgeschichte.
Und trotzdem: Eine ganze Menge Trubel bei den hohen Temperaturen. „Alle fünf Minuten musste der Maskenbildner abpudern“ erinnert sich Sandra Speichert an die Hochzeitsszene im Garten hinter der großen Villa. „Es haben alle gelitten“, sagt Ursula Karusseit („In aller Freundschaft“). Neun Stunden am Stück sei an der Schlussszene gedreht worden. „Noch furchtbarer war eigentlich nur noch der Nachtdreh im Potsdamer ,Wiener Restaurant und Café““, erinnert sich die 66-jährige Karusseit im Schatten eines Baumes. Das lag nicht an der Stadt, „Die Nachtdrehs sind das Anstrengende“, sagt die Schauspielerin, die 2004 im Schlosstheater in Molières „Der eingebildete Kranke“ auf der Bühne stand. Bis vor zwei Jahren lehrte Karusseit auch an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“.
Noch frühere Erinnerungen an die brandenburgische Landeshauptstadt kamen bei Charles Brauer auf. Der Ex-Kompagnon von Manfred Krug im „Tatort“ ist als Berliner Kind des öfteren in Potsdam gewesen. „Nach der Wende habe ich mich sofort auf den Weg gemacht und in einem Potsdamer Laden noch echte Bückware bekommen: Echte Zigarren aus Nicaragua“, erinnert sich Brauer grinsend.
Den Ort der erstandenen Kostbarkeit konnte Brauer nicht mehr rekapitulieren, als die Filmcrew in den vergangenen Tagen Potsdams Straßen als Außenkulisse nutzte: In der Stadtmitte wurde bei Junicks Kaffeerösterei gedreht, der Uhrenladen in der Friedrich-Ebert-Straße ins Bild gesetzt, die Osteria La Maiella als Hintergrund genutzt und im Brautmodengeschäft Noa Noa das Kleid für den wichtigen Tag ausgesucht. Noch bis Anfang August wird unter der Regie von Gabi Kubach gedreht, einen Sendetermin wird es vor 2007 nicht geben. Das heißt zwar für alle im Team Schwerstarbeit beim vorherrschenden Klima, aber, so Charles Brauer, „für unsere Filmanschlüsse wäre es furchtbar, würde bedecktes oder gar regnerisches Wetter Einzug halten.“
Währenddessen fröhliches Geschrei vom Bootssteg. Unter Aufsicht von Uroma Edith Schubert – „das war mal die jüngste Oma Berlins, mit 32“, klärt Urenkel Bruno auf – toben er und Bela im Wannseewasser. Die neidischen Blicke von einigen Crewmitgliedern und Schauspielern bemerken die Kinder nicht.
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