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Strahlend. Zum Auftakt der Jahreskampagne „Stadt trifft Kirche“ wurde die Kuppel der Nikolaikirche bunt beleuchtet. Beim Aktionstag „Unterwegs im Licht“ wurden sogar zehn Gebäude in der Innenstadt in farbiges Licht getaucht. Die Großveranstaltung zog 10 000 Besucher an.

© Manfred Thomas

Stadt trifft Kirche: Überrascht vom eigenen Erfolg

Kirchen- und Glaubensthemen in eine außerkirchliche Umgebung bringen und weltliche Themen in die Kirchen - das ist die Idee hinter „Stadt trifft Kirche“. PNN ziehen eine Bilanz zur Halbzeit der Jahreskampagne.

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Potsdam - Farbenfroh hatte es am 6. Januar begonnen: Zum Dreikönigstag erstrahlte die Kuppel der Nikolaikirche in rotem, grünem und violettem Licht. Die effektvolle Beleuchtung als Auftakt der Jahreskampagne „Stadt trifft Kirche“ kam für viele überraschend, war sie doch vorab kaum kommuniziert worden. Selbst die Marketingleiterin der Stadt, Sigrid Sommer, sagte am gestrigen Dienstag bei einer Pressekonferenz zur Halbzeitbilanz der Kampagne, sie sei damals beim Vorbeifahren regelrecht „geflasht“ gewesen vom Anblick. Insgesamt zeigten sie und Stadtkirchenpfarrer Simon Kuntze sich positiv überrascht über den Zuspruch für die Kampagne anlässlich des Lutherjahres. Viele der zahllosen Veranstaltungen in Kirchen, Museen oder Institutionen seien sehr gut besucht gewesen.

Das sei, so Sigrid Sommer, nicht vorausgesetzt gewesen. „Wir sind bewusst ohne hohe Erwartungen in das Jahr gegangen“, erklärte sie. „Als wir die Idee den Stadtverordneten vorgestellt haben, waren einige skeptisch.“ Doch inzwischen sei die Skepsis abgebaut, viele Stadtverordnete habe sie auch bei Veranstaltungen gesehen. Die Grundidee der Kampagne: Kirchen- und Glaubensthemen in eine außerkirchliche Umgebung bringen und weltliche Themen in die Kirchen.

Mehrere Hundert Radler beim Fahrradkonzert

Eine der größten Veranstaltungen fand gleich zu Jahresbeginn statt. Zu „Unterwegs im Licht“ im Januar kamen 10 000 Besucher. Dabei spielte sicher das nagelneue Museum Barberini als Teil des Festtags eine Rolle, aber es war nur einer unter zehn verschiedenen Veranstaltungsorten. Diese waren in diesem Rahmen nicht nur mit farbigen Projektionen angestrahlt. Sondern sie boten, ob von oben bei der abendlichen Besteigung des Turms des Potsdam Museums oder im Detail beim Besuch der Orgelwerkstatt der Nikolaikirche, auch ungewohnte Perspektiven auf die Stadt. Kinder konnten im Bildungsforum eine Arche Noah mit selbst gebastelten Tieren bestücken. Eine Attraktion, die so beliebt war, dass sie seither schon mehrfach zum Einsatz kam.

Sehr deutlich wurde die Idee, Kirchenthemen nach draußen und neue Menschen in die Kirchen zu bringen, beim Fahrradkonzert Anfang Juni. Mehrere Hundert Radler fuhren dabei zu sieben Seen und sieben Kirchen. Für Stadtkirchenpfarrer Simon Kuntze einer der Momente im Jahr, in der die Leichtigkeit des Projekts spürbar wurde, vor allem aber viele Besucher einen Anlass hatten, einfach einmal einen Blick in die Kirche zu werfen. „Das war der Impuls für interessante Gespräche“, berichtete er.

Im Dezember steht Luthers Erotik auf dem Programm

Ein weiterer Höhepunkt war der Evangelische Kirchentag Ende Mai. Dieser fand zwar hauptsächlich in Berlin und Wittenberg statt, doch auch in Potsdam gab es einige Veranstaltungen. Die Friedenskirche Sanssouci war beispielsweise zur Luthermesse – einer Aufführung zusammengesetzt aus Popmusik und Klassik von Chor, Orchester und Band – fast voll besetzt. Kleine Bibelkreise waren dagegen zum Teil kaum besucht.

Auch wissenschaftlich wurde das Leben und Wirken Martin Luthers immer wieder beleuchtet. Die Reihe „Im Gespräch mit Luther“ beschäftigte sich mit Fragen wie dessen Einfluss auf die deutsche Sprache oder seinen Küchengeheimnissen. Diese Veranstaltungen werden auch bis Jahresende noch fortgesetzt. Im Oktober wendet sich Werner Treß vom Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien der Frage nach Luthers Verhältnis zu den Juden zu und beschäftigt sich auch mit dessen antisemitischer Haltung. Ihren Abschluss findet die Reihe im Dezember mit einer Diskussion über Luther und die Erotik.

Anfang September soll es einen Bibelmarathon geben

Am 2. September wird es bei der „Nacht der Freiheit“ noch einmal die Gelegenheit geben, die Vielfalt der Religionen und Glaubensgemeinschaften in Potsdam am Bassinplatz an verschiedenen Ständen kennenzulernen. Ebenfalls Anfang September soll es einen Bibelmarathon geben – Leser werden noch gesucht –, bei dem die gesamte Bibel vorgelesen werden soll. Am 31. Oktober schließlich ein Jubiläumsgottesdienst, zur Reformation, aber auch zum 200. Jahrestag der Kirchenunion aus Lutheranern und Reformierten in Potsdam.

Sigrid Sommer und Simon Kuntze sind sich einig, dass die neuen Verbindungen zwischen Stadt und Kirchengemeinden auch in Zukunft gepflegt werden sollen. „Wir werden sehen, woran wir anknüpfen können.“

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