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Links und rechts der Langen Brücke: Ufer ist nicht gleich Ufer

Sabine Schicketanz sieht zweierlei Maß im Potsdamer Ufer-Konflikt

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Potsdam und seine Ufer – das ist und bleibt ein unrühmliches Kapitel. Am Griebnitzsee und am Groß Glienicker See ziehen sich die juristischen Gemetzel hin, weil die Stadt die ehemaligen Mauerstreifen wieder für die Öffentlichkeit zugänglich machen will. Dabei sind einvernehmliche Lösungen bekanntlich weitgehend ausgeschlossen, stattdessen werden Enteignungen erwartet. Dass Potsdam vor diesem Hintergrund in der Speicherstadt städtische Wassergrundstücke verkauft hat, ohne der Öffentlichkeit dort einen Uferweg zu sichern, zeugt mindestens von politischer Instinktlosigkeit. Damit setzt die Stadt sich dem naheliegenden Verdacht aus, zugunsten der eigenen Kasse mit zweierlei Maß zu messen: Logisch, dass die Speicherstadt-Flächen mit durchgehend öffentlichem Ufer – wie es das Stadtparlament im übrigen beschlossen hatte – nicht denselben Erlös gebracht hätten wie jetzt die reinen Wassergrundstücke. Da muss der „Uferweg“ in der Speicherstadt eben „mittig“ geführt werden, zwischen den Häusern, wie es beschlossene Sache scheint. Dass ausgerechnet für diesen Weg, eigentlich der längste in Potsdam direkt am Wasser vom Park Babelsberg durch den Nuthepark unter der Langen Brücke hindurch bis nach Hermannswerder, Fördergelder der EU in Millionenhöhe fließen, erscheint da schon fast perfide. Dazu die vom Investor des mittleren Speicherstadt-Areals nun eröffnete „Option“, die Stadt Potsdam könne den Uferweg ja vor den Grundstücken in der Havel aufschütten lassen – selbstverständlich auf eigene Kosten: Ein lustiger Vorschlag, wären die Uferweg-Fronten nicht so verhärtet.

Zur Folge haben wird das Vorgehen der Verwaltung in der Speicherstadt vor allem, dass Einigungen an den anderen Ufern zugunsten öffentlicher Wege in noch weitere Ferne rücken. Den See-Anrainern muss sich die Frage nach Gleichbehandlung stellen: Warum darf in der Speicherstadt direkt am Wasser gewohnt werden, in Babelsberg und Groß Glienicke aber nicht?

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