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Landeshauptstadt: „Ultimativer Geburtstag“ in stürmischen Zeiten

Oberbürgermeister Jann Jakobs wurde gestern 50 – und bekam das Sturmtief „Jan“ geschenkt

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Oberbürgermeister Jann Jakobs wurde gestern 50 – und bekam das Sturmtief „Jan“ geschenkt Von Sabine Schicketanz Der Ehrentag des Oberbürgermeisters hatte sich gebührend angekündigt. In der Nacht zu Jann Jakobs’ 50. Geburtstag war das Sturmtief „Jan“ über Potsdam hinweggefegt. Für die Feuerwehr Anlass, ihrem obersten Dienstherren mit einer doppeldeutig beruhigenden Bilanz zu gratulieren: „Jan“ habe in der Landeshauptstadt nur geringe Schäden hinterlassen. So stürmisch wie das Wettertief wollte der Oberbürgermeister seinen Geburtstag aber gar nicht begehen. Mehr als hundert Gratulanten, darunter auch Ministerpräsident Matthias Platzeck, Landtagspräsident Herbert Knoblich und Verkehrsminister Frank Szymanski, hatten sich auf Einladung der Beigeordneten-Riege am Nachmittag zum Empfang im leer geräumten Plenarsaal eingefunden. Platzeck lobte seinen Nachfolger als Politiker, der die Stadt „von der Pike auf“ mitgestaltet habe. Sein Posten sei für ihn Beruf und Berufung, er sorge besonders im sozialen Bereich dafür, dass die „Schwächeren nicht unter die Räder kommen“, meinte Platzeck. Angesichts der unsicheren Mehrheitsverhältnisse in der Stadtverordnetenversammlung riet Platzeck „lass dich nicht irre machen“ und versprach, das Land werde „Ohr und Herz immer offen haben“ für Potsdams Belange. Ganz privat wollte Platzeck einen „Erfahrungsaustausch“ mit Jakobs zu betreiben – schließlich wird er am kommenden Montag selbst 50 Jahre alt. Die Beigeordneten Gabriele Fischer, Elke von Kuick-Frenz und Elona Müller hätte der Ministerpräsident aber auch nach dem „ultimativen Geburtstag“ fragen können, denn sie alle haben dieses Jahr das halbe Jahrhundert voll gemacht. Das Geburtsjahr 1953 sei wohl Einstellungsvoraussetzung gewesen, scherzte Platzeck, bevor gemeinsam das „Friesenlied“ gesungen wurde und Birgit Müller, Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung, im Namen der Fraktionen einen prophylaktischen Gutschein für eine Behandlung im Zentrum für Chinesische Medizin übergab. Auch anderweitig bekam Jakobs außergewöhnliche Geschenke – obwohl er eigentlich um Spenden für den Ankauf einer historischen Babelsberg-Postkartensammlung durch das Potsdam-Museum gebeten hatte. Monika Keilholz vom Lindenpark überreichte einen meterhohen „Platzhirsch“ aus Pappmachee, Jürgen Eschert vom Kanu-Club originale Beschläge und Türklinken der Garnisonkirche, mit eigener Hand vor der Sprengung abgeschraubt, das Potsdam-Museum eine Medaille des VEB Spezialbau für „langjährige Pflichterfüllung“. Dass er seine „Pflicht“ tatsächlich erfüllen wird, daran lässt Jakobs keinen Zweifel. Landes- oder Bundespolitik reizten ihn nicht, „dieses Gefühl von Bodenhaftung, das brauche ich“. Bei Platzecks Bitte, sein Nachfolger zu werden, habe er „einige Wochen“ überlegen müssen. „Aber jetzt bin ich froh, die Entscheidung getroffen zu haben.“ Die geplatzte Klinikfusion „wurmt mich schon“, die desaströse Finanzlage mache das Regieren mit wechselnden Mehrheiten nicht eben einfach, „aber ich schlafe gut“, versicherte Jakobs. Eine „innerliche Bilanz“ als Oberbürgermeister habe er bereits nach einem Jahr Dienstzeit im Oktober gezogen. „Eine für mich positive.“ Der Haushalt sei beschlossen, für Karstadt und das Theater die Grundsteine gelegt. Die sieben verbleibenden Amtsjahre sind ihm eine eher zu kurze Zeit: „Man will ja die Früchte ernten können.“ Verantwortung zu übernehmen ist für Jakobs eh’ kein Fremdwort. Als Ältestes von acht Kindern musste er früh Ersatzvater sein – was nicht heißt, dass er gern im Rampenlicht steht. „Meine Person in den Vordergrund gerückt zu sehen, das war mir schon unangenehm“, sagte er.

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