zum Hauptinhalt
Heikel. Uni hat Stasi-Kontakte ihrer Sprecherin Birgit Mangelsdorf geprüft.

© UP

Homepage: Um gute Verhältnisse bemüht

Stasi-Überprüfung von Uni-Sprecherin beendet

Stand:

UPDATE. Birgit Mangelsdorf weilt noch im Urlaub. Über ihre Zukunft als Sprecherin der Universität Potsdam ist nach den Stasi-Vorwürfe bereits hinter verschlossenen Türen entschieden worden. Nach PNN-Informationen wollte die Uni-Leitung bereits am heutigen Mittwoch das Ergebnis verkünden, machte dann aber kurzfristig einen Rückzieher - angeblich weil entscheidende Mitarbeiter im Urlaub sind. Es werde aber „demnächst“ informiert, zu welchem Schluss die eigens für den Fall Mangelsdorf eingesetzte Überprüfungskommission der Universität gekommen ist, teilte die Universität mit.

Die Möglichkeiten des Gremiums waren jedenfalls begrenzt, es konnte die Stasi-Akte der 51-jährigen Leiterin des Uni-Referates Presse- und Öffentlichkeitsarbeit nicht einsehen. Nach Gesetzeslage ist das seit 2006 nicht mehr möglich, die Regelanfrage bei der Stasi-Unterlagenbehörde wurde auf Leitungsfunktionen beschränkt, an der Uni auf Präsident und Vizepräsident. Mangelsdorf war bei ihrer Einstellung auch nicht verpflichtet, Stasi-Kontakte von sich aus anzugeben, diese wurden auch nicht erfragt. Kriterien für die Überprüfung sind für die Überprüfungskommission, ob Mangelsdorf jemandem geschadet hat und ob es eine Verpflichtungserklärung gibt.

Die Stasi-Akte der 51-Jährigen ist aufschlussreich. Demnach hat sie von 1984 bis 1987 in einer Wohnung gelebt, die von der Staatssicherheit als konspirative Wohnung (IMK/KW) genutzt wurde – und bekam dafür eine Teil der Miet- und Energiekosten. Die Wohnung war ihr „von unserer Dienstheit vermittelt worden, da sie in schlechten Verhältnissen wohnte“, heißt es in der Akte der Staatssicherheit.

Am 25. Juni 1984 unterzeichnete Mangelsdorf, die damals als Radiojournalistin beim Sender „Stimme der DDR“ tätig war, eine Verpflichtungserklärug als „IMK-Inhaberin“. Der Stasi-Offizier vermerkte in einem Bericht über die aufgeschlossene Frau, „die in allen Fragen Aufmerksamkeit und Entgegenkommen“ gezeigt habe. Das blieb auch nach ihrer Heirat mit Frank Mangelsdorf, dem heutigen Chefredakteur der „Märkischen Oderzeitung“ und dessen Einzug in die Wohnung so. Der Stasi-Offizier vermerkte, „dass beide bemüht sind, zum Mitarbeiter ein aufgeschlossenes und kameradschaftliches Verhältnis zu gestalten“. An andere Stelle ist von einem guten, auf Vertrauen begründeten Verhältnis die Rede.

Nach Darstellung von Frank Mangelsdorf hatte die Stasi die Notlage seiner Frau ausgenutzt – sie habe wegen ihres damals kranken Kindes eine andere, trockene Wohnung gebraucht. Ein Kollege habe ihr eine Wohnung vermittelt. Birgit Mangelsdorf selbst hatte gegenüber dem RBB gesagt, dass sie in ihrer Zeit als MDR-Journalistin von der Stasi-Unterlagenbehörde zwei mal überprüft worden sei. Dabei sei festgestellt worden, dass die Stasi seinerzeit eine Notlage ausgenutzt habe.

Tatsächlich aber dürfte für Birgit Mangelsdorf in der DDR etwas ganz anderes eine Rolle gespielt haben. Den Stasi-Unterlagen zufolge waren Mangelsdorfs „Verwandte ersten Grades“ selbst auch bei der Staatssicherheit tätig. In der Akte ist von „Zugehörigkeit ... zu unserem Organ“ die Rede, was auf eine hauptamtliche Mitarbeit beim DDR-Geheimdienst schließen lässt. Die Stasi verzichtete deshalb sogar darauf, Birgit Mangelsdorf vor der Wohnungsübernahme wie üblich zu durchleuchten. In einem Bericht heißt es überdies, das die Erziehung durch ihre Eltern sowie ihre Engagement folgerichtig den Entschluss in ihr reifen ließen, mit 18 Jahren einen Antrag zur Aufnahmen in die SED zu stellen. Alexander Fröhlich

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })