
© Jasna Zajcek
Landeshauptstadt: Unbehinderter Verkehr
Nahe Groß Glienicke bieten Prostituierte ihre Dienste an. Die Stadt sieht keine Handhabe dagegen
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Die Prostitution von Frauen, die offenbar aus Osteuropa stammen, sorgt unter den Einwohnern Groß Glienickes für Gesprächsstoff. An der Landstraße zwischen Groß Glienicke und Seeburg bieten sie ihre Dienste an, schon im vergangenen Jahr wurden die aufreizend gekleideten Damen an den Einmündungen von Feld- oder Waldwegen gesehen. Nachdem in diesem Sommer der Eindruck entstanden war, die Prostituierten könnten das Gebiet am Rande Potsdams verlassen haben, sind sie seit einiger Zeit wieder an die L 20 zurückgekehrt.
Die Verantwortlichen im Potsdamer Rathaus sehen dennoch keinen Grund, gegen den Straßenstrich vorzugehen. Es gebe hierfür keine rechtliche Handhabe. „Grundsätzlich gilt, dass die Frauen entlang einer Straße stehen dürfen, sofern sie den Straßenverkehr nicht behindern oder gegen Halteverbote verstoßen wird“, teilt Stadtsprecher Jan Brunzlow auf Anfrage mit. Auch unter den Groß Glienickern scheint die offen ausgesprochene Entrüstung über den käuflichen Geschlechtsverkehr abgenommen zu haben. Ortsvorsteher Franz Blaser (SPD) registriert jedenfalls in letzter Zeit keine Beschwerden mehr von aufgebrachten Bürgern. Vor Monaten sei es unter den Anwohnern zu Protesten gekommen, weil die Damen ihre Dienste immer dichter am Ort angeboten hätten. Zuvor seien die Prostituierten nur weit außerhalb der Groß Glienicker Ortslage in Richtung Seeburg gesehen worden. Inzwischen hat sich die Lage offenbar etwas beruhigt.
Bei einer Blitzumfrage auf dem Parkplatz vor dem Penny-Markt nahe dem Groß Glienicker Kreisel scheint unter den Anwohnern die Meinung geteilt zu sein über das Treiben an der Landstraße: „Ich muss jedes Mal meinem Kind erklären, warum da Damen sind, die den Wald bewachen“, meint eine Frau, die ihren Namen – ebenso wie alle anderen befragten Anwohner –nicht nennen wollte. „Ich finde, das hat hier nichts zu suchen“, sagt die Mutter. Eine andere Frau hingegen erklärte, die ganze Sache störe sie nicht. Ein Mann berichtet, im vergangenen Frühjahr habe er die Zuhälter auf Hochsitzen gesehen, wie sie, ausgerüstet mit Ferngläsern, die Prostituierten beobachteten. Wie Förster hätten die Männer jedenfalls nicht ausgesehen. Daher nehme er an, dass es nur die Zuhälter gewesen sein können, die da auf den Hochsitzen saßen.
Eine andere Frau vor dem Groß Glienicker Penny-Markt übt sich indes in Toleranz: „Ich finde es nicht dramatisch“, sagte sie über die Prostitution am Ortsrand, und fügte dennoch sogleich hinzu, man könne an den bewussten Stellen eigentlich nicht mehr in den Wald gehen, weil man dort die Hinterlassenschaften der gewerblichen Zweisamkeit finde. Viele Kondome lägen hier herum. Übereinstimmend äußerten mehrere Anwohner, es handele sich um osteuropäische Prostituierte. Gestützt wird diese These von Ortsbeiratsmitglied Uwe Stab (SPD). Er habe bei den Damen einmal ein Fahrzeug mit einem bulgarischen Kennzeichen gesehen.
Sogar im Brandenburger Landtag waren die käuflichen Damen zwischen Groß Glienicke und Seeburg mittlerweile ein Thema. Auf eine mündliche Anfrage der CDU-Abgeordneten Barbara Richstein erklärte im vergangenen August der neue Innenminister Ralf Holzschuher (SPD), die Einrichtung eines Sperrbezirks, innerhalb dessen Grenzen die Prostituierten ihre Dienste dann nicht anbieten dürften, halte er nicht für sinnvoll. Ein solches Verbot sei kein geeignetes Mittel, um etwaigen Missständen entgegenzuwirken. Die Probleme würden sich damit nur verlagern.
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