Landeshauptstadt: Und wenn die achte Kerze brennt
Jüdisches Chanukka-Fest geht heute zu Ende / Erfreulicher Spendenstand beim Synagogen-Bauverein
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Im Krankorb wurden gestern Abend Rabbiner Nahum Presman und Oberbürgermeister Jann Jakobs in die Höhe gefahren, um die Öllampen auf dem fünf Meter großen neunarmigen Leuchter vor dem Stadthaus zu entzünden. In diesen Tagen feiern die Juden auf der ganzen Welt ihr Freudenfest Chanukka. Täglich wird ein Licht mehr entzündet, am achten Tag, der in diesem Jahr auf den heutigen 22. Dezember fällt, schließt ein Gottesdienst die Feierlichkeiten ab. Chanukka erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten jüdischen Tempels in Jerusalem im jüdischen Jahr 3597 (164 v. Chr.) nach dem erfolgreichen Makkabäeraufstand der Juden Palästinas gegen hellenisierte Juden und makedonische Syrer. Laut der Überlieferung fand sich Öl für nur einen Tag; durch ein Wunder hat das Licht jedoch acht Tage gebrannt, bis neues geweihtes Öl hergestellt worden war.
Heute auf den Tag genau vor zehn Jahren sei er mit seiner Frau nach Potsdam gezogen, sagte Rabbiner Presman. In die Einzugszeit sei damals auch Chanukka gefallen. Inzwischen sei das Fest auch hier zu einem öffentlichen Ereignis geworden. Er sei froh, dass der große Chanukka-Leuchter direkt vor dem neuen Rathaus, mitten in der Stadt, seinen Platz habe. „Nicht überall in Deutschland eine Selbstverständlichkeit“, mahnte der Rabbiner an. Man müsse deshalb in Potsdam nicht mehr nach Symbolen für jüdisches Leben suchen, so der Glaubenslehrer. Das jüdische Leben sei bereits da.
So auch die Spendenbereitschaft für den Aufbau einer neuen Synagoge in der Schlossstraße, um den sich ein im März 2005 gegründeter Bauverein bemüht. Der hatte Mitte November dieses Jahres zu einer Spendengala in den Nikolaisaal geladen und über die Eintrittsgelder einen Erlös von 15 000 Euro erzielt. Im Nachgang zur Gala seien über viele kleine Spender zusätzlich 3500 Euro eingegangen, sagte der Vorsitzende des Bauvereins Potsdamer Synagoge, Horst-Dieter Weyrauch, am Rande des Chanukka- Festes. Trotz einer Finanzgrundlage von nunmehr fast 20 000 Euro fehlten dem Unternehmen aber aktuell noch zwischen 110 000 und 120 000 Euro für die planerische Wegbereitung. Insgesamt werden die Kosten für den Synagogenneubau mit 3,5 Millionen Euro veranschlagt. Deshalb werde er Anfang kommenden Jahres beim Zentralrat der Juden vorsprechen, sagte Weyrauch. Nicht um Geld zu fordern, betont der Vereinsvorsitzende. Die öffentliche Hand wolle man ja möglichst aus dem Vorhaben heraushalten. Vielmehr wünsche er sich „moralische Unterstützung“ durch die Spitzenorganisation der jüdischen Gemeinden, so Weyrauch. Ähnlich wie sie bereits von Kardinal Georg Sterzinsky, Erzbischof von Berlin, bereits zugesagt sei. Das sei ein wichtiges Signale, das das Akquirieren von Spendern erleichtere.
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