zum Hauptinhalt
Abgetreten. Peter Paffhausen beim Rücktritt am 20. Mai 2011.

© Andreas Klaer

Kommentar: Unfröhliche Urständ

Peter Tiede über das Ehrverständnis beim SC Potsdam und dessen Führung - anlässlich einer großen Ehre für Peter Paffhausen.

Stand:

Ja, ist denn schon wieder Fasching? Warum? Na, in der Stadt werden Karnevalsorden verteilt: Peter Paffhausen wird Ehrenpräsident des SC Potsdam. Was für eine Meldung, die da am Donnerstag kam! Blöd nur, dass die stimmt. Zu blöd.

Denn das eine ist Brandenburgs größter Sportverein. Der andere wurde mal mit Schimpf und Schande aus seinem Ämtern gejagt, weil er als Stadtwerkepräsident – oder war er da nur profan angestellter Chef einer städtischen Firma? – mit Geldern von Steuer- und Gebührenzahlern auf, nennen wir es mal eigenen Wegen seine Lieblingssportvereine oder die von anderen Politikern, die er mochte oder die ihn mochten oder von denen er wollte, dass die ihn mögen oder brauchen, gesponsert hat. In Grimma ist Peter Paffhausen jetzt Chef der Stadtwerke. Soll er. Das kann er auch.

Nur, was denkt sich die Führung des SC Potsdam? Wenn sie denn dachte und es nicht einfach nur zu heiß war dieser Tage in der Stadt? So eine Führung von so einem Verein, die sollte schon Vorbildwirkung haben - da machen Kinder mit! Stattdessen also Peter Paffhausen. Als Ehrenpräsident. Ja, richtig gelesen: da steckt das Wörtchen Ehre drin. Nicht zufällig. Das Amt ist eine Auszeichnung – sollte es sein. Schmückt sich der Verein mit Paffhausen? Oder wird Paffhausen mit dem Verein geehrt? Beides nicht so schön. Imagetransfer der ganz besonderen, der Potsdamer Art: Wer (Geld) gibt, der bekommt (Ämter). Beim Verein führt diese unverbrüchliche Freundschaftsdienstleisterei dann zu Erklärungen wie dieser: „Das Engagement von Herrn Paffhausen hat sehr dazu beigetragen, dass der SC Potsdam heute nicht nur an der Spitze der Brandenburger Sportvereine steht (...). Ohne Herrn Paffhausen stünde der Verein heute nicht da, wo er hingehört ...“ Ohne Paffhausen? – oder ohne das Geld der Gebührenzahler, das er irgendwie verteilte, durchreichte? Worin besteht die (Sport-) Lebensleistung Paffhausens? Darin, fremdes Geld auch in Gutsherrenart verteilt zu haben? Man muss nur frech sein – in Potsdam gereicht einem das zur Ehre. Nein, zu viel Sport ist offensichtlich auch nicht gut.

Man könnte das ganze auf der albernen Eben weiter spinnen, wäre da nicht die Kommission im Landtag, die sich auch mit diesem verklüngelten Potsdamer Sport/Politk-Komplex, in dem Strukturen (meist DDR-Strukturen) munter auf Steuer- und Gebührenzahlerkosten durchgebracht wurden und werden, beschäftigt. Diese hat noch nichteinmal ausgetagt und noch nicht alle Potsdamer Vereins-, Politik- und Geldmeier befragt und angehört, da demonstrieren sie in der Stadt die Unbelehrbarkeit.

Aber, für alle, die wissen wollen, wie man dazu kommt, Herrn Paffhausen derart die Ehre zu erweisen, dass man ihn zum Franz „Kaiser“ Beckenbauer von der Havel ernennt: Sie können die erweiterte Vereinsführung, die im Hitzeschock die Stiefel des vom Hof Gejagten leckt, fragen. Zum Präsidium gehören neben anderen so stadtbekannte Größen wie: Torsten Bork (Präsident; Unternehmensberater), Peter-Michael Diestel (Ehrenpräsident; letzter DDR-Innenminister, Rechtsanwalt), Heinz Rieger (Ehrenpräsident, Potsdamer Sportlegende), Saskia Ludwig (Vizepräsidentin; CDU–Landtagsabgeordnete), Udo Beyer (Vizepräsident; Kugelstoßlegende) oder René Kohl (Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Potsdam). Oder bei einem der Unterstützer nachfragen: ADAC, Remondis, Stadt Potsdam, Land Brandenburg, Mittelbrandenburgische Sparkasse, AOK, Securitas, Porta Möbel, Hotel Ascot-Bristol .
Nachfragen lohnt sich, denn sie sollten ja wissen, was sie tun.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })